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Die Schöne und das Tier 425

Märchentyp AT: 425ABC; cf. 430, 432, 441
Grimm KHM: Das singende springende Löweneckerchen 88


Ein Ungeheuer (Schlange, Drache, Esel, Bär, Wolf, Hund, Pferd, Rabe, Kröte, Igel, Krebs, Spinne, Lindwurm etc.), mitunter von menschlichen Eltern geboren, wird der Gatte meistens der jüngsten und schönsten von drei Schwestern, entweder durch ihr eigenes Versprechen oder das des Vaters. Das Ungeheuer nimmt nachts menschliche Gestalt an. Die Neugierde wird für die Gattin zu gross. Sie befolgt den Rat ihrer Verwandten oder eines Unheilstifters und versucht, den Namen des Gatten zu erfahren oder ihn bei Licht zu sehen. Mitunter erhält sie den Rat, seine Tierhaut zu verbrennen. Der Gatte entschwindet, und sie zieht (in Eisenschuhen) aus, ihn zu suchen. Sie erhält Hilfe und Zaubergaben, z.B. Kästchen oder Nussschale, von klugen alten Frauen, von verschiedenen Winden oder Sternen (Sonne, Mond) - "den drei wegweisenden Instanzen" - und kommt über oder durch den Glasberg endlich zum fernen Ort, wo sich ihr Gatte aufhält. Dieser hat jedoch eine andere (dämonische) Braut. Die Heldin bietet der zweiten Frau ihren Dienst an und erkauft mit ihren kostbaren Gaben (goldenes Spinngerät, silbernes, goldenes, sternenbestücktes Kleid etc.), die aus dem Kästchen bzw. der Nuss wunderbar hervorkommen und die sich ihre neidische Herrin, als sie die Dinge entdeckt, in ihrem Besitz wünscht, drei Nächte im Schlafzimmer des Mannes. Dieser hat jedoch von der dämonischen Braut einen Schlaftrunk erhalten, so dass er die   Erinnerungsversuche der ersten Frau nicht wahrnimmt. Erst als er in der dritten Nacht den Trunk verschüttet (oder eine Maus ihn am Ohr beisst), bleibt er wach und hört die Geschichte seiner früheren Braut. Darauf folgt das Schlüsselgleichnis oder eine magische Flucht vom Zauberort der zweiten Frau.


Anmerkung

Das Märchen wurde nach einer Angabe von Fulgentius (um 500) von einem Athener Aristophontes sowie möglicherweise von Aristides in seinen erotischen Erzählungen aus Milet in Kleinasien im 1. oder 2. Jahrhundert v.u.Z. und endlich von Apulejus im 2. Jahrhundert wiedergegeben, der es vielleicht in gewisser Hinsicht allegorisiert hat. Apulejus wurde in Madaura in Numidien (etwa um 130) geboren, kam frühzeitig nach Karthago, dann nach Athen und Rom. Erst in Rom gab er Amor und Psyche in seinen Metamorphosen (2, 28 ff.) heraus. Man kann darin den Hauptzug des Märchens sehr gut verfolgen, selbst wenn man einen gewissen Einfluss eines Drachentötermärchens (300) darin sehen muss, dass Psyche auf einem Berg als Beute für die geflügelte Schlange ausgesetzt wird. Der Stoff scheint aus dem alexandrinischen Kulturkreis mit Unter-Ägypten, Syrien, Kleinasien und Athen als seinen Hauptorten zu stammen. Dort begegnen uns mehrfach Bilder des trauernden oder eines Psyche quälenden Eros. In einer griechischen Zauberformel denkt man sich sogar Eros in Tiergestalt als geflügelten Drachen, ganz wie bei Apulejus. Im letzten Teil der Version von Apulejus finden wir die hilfreichen Tiere wieder, und die Verwandtschaft mit dem Schwanenjungfraumärchen (400) ist unverkennbar. Der Unterschied liegt darin, dass der Gesuchte männlich und die Suchende weiblich ist, eine Umkehrung, die in unseren Volksmärchen nicht ungewöhnlich ist. Wir haben gesehen, dass das Schwanenjungfraumärchen mit aller Wahrscheinlichkeit ursprünglich der hellenistisch-römischen Periode angehört hat und können daher mit Hinsicht auf das literarische Auftreten des Amor- und Psyche-Märchens letzteres dem gleichen Ursprung zuordnen. Es hat wie das Schwanenjungfraumärchen auch Indien erreicht, aber anfänglich nur fragmentarisch, wie aus einem bisher unbeachteten Bruchstück des Märchens hervorgeht, das im Tripitaka vor 280 aus dem Sanskrit ins Chinesische übersetzt wurde. Sowohl im Tripitaka als auch bei Apulejus schaut Psyche bei Licht auf ihren Liebsten. Beide haben unzweifelhaft aus der gleichen Quelle, d.h. vermutlich Kleinasien oder Syrien, geschöpft.

Mehrere indische Erzählungen innerhalb des Amor- und Psychekreises (siehe unter 430 und 433B) lassen die Tierhaut des männlichen Partners verbrennen, mag es die einer Schlange oder eines Esels sein. Die verbrannte Tierhaut ist hier mit dem Schwanenkleid des Schwanenjungfraumärchens zu vergleichen. Mitunter verschwindet der männliche Partner, wenn er der Tierhaut beraubt wird, genau so wie die Schwanenjungfrau in manchen Versionen des Schwanenjungfraumärchens. Die jetzt im Orient bekannten Varianten sind gering an Zahl und häufig fragmentarisch, scheinen aber auf altem Stoff aufbauen zu können.

Tatsächlich haben wir zwei Haupttypen des Märchens, den langen und den kurzen. Der lange Typ, der das Wiederaufsuchen des Gatten zum Inhalt hat, ist der, den wir bei Apulejus gefunden haben und in gewisser Hinsicht selbst im Tripitaka, und der sich in den meisten europäischen Ländern wiederfindet. Der Norden hat die meisten Belege, aber der Typ ist auch in Italien, Frankreich, Griechenland und bei den Türken gut belegt. Das Haupttabu in diesem Typ ist wie in Apulejus’ Darstellung meistens das Verbot, unter gewissen Verhältnissen (bei Licht und dgl.) den Helden zu betrachten.

Ein Teil der Varianten und auch die Version von Apulejus wurde jedoch mit Motiven aus 313 (Die magische Flucht) erweitert. Wir finden in einigen sowohl die drei gekauften Nächte als auch die vergessene Braut. Dabei findet man mitunter, dass die Heldin gezwungen wird, die Brautfackel für ihre Rivalin zu halten, bis sie niedergebrannt ist und ihre Hände versengt. Dieses Motiv ist auf eine uralte Hochzeitssitte zurückzuführen, auf die bereits Plautus in seinem Schauspiel Casina (1,8) anzuspielen scheint. Noch lebt in der Bretagne ein Volksbrauch, nach dem die Brautführer das Bett des Brautpaares nicht eher verlassen, als die von ihnen gehaltenen Kerzen ihre Finger verbrennen. Ein ähnlicher Brauch ist u.a. durch bulgarische Volkslieder vom südöstlichen Europa belegt. Gewisse Zeichen deuten darauf hin, dass dieser Zug sich auch im Vorbild von Apulejus gefunden hat. Das Motiv liegt nun in Varianten aus dem Iran, aus Italien, Frankreich, Dänemark, Norwegen und Schweden vor und gibt in Europa den Weg an, auf welchem der Typ wahrscheinlich den Norden erreichte. Das gleiche Motiv findet sich auch in 887 (Griseldis) und in Saxos Otter und Syritha. Möglicherweise haben wir in diesem gemeinsamen Motiv des Griseldis- und des Amor- und Psychemärchens die Erklärung für eine andere Anleihe zwischen diesen Märchen. Es ist das in beiden Märchen vorkommende Motiv des Wegnehmens der Kinder von der Mutter-Heldin, das zuerst dem Griseldis-Märchen angehört zu haben scheint. Es findet sich praktisch nur im Norden (einschliesslich der Färöer und Island) sowie bei den Iren und Schotten und ist in Wales schon im 14. Jahrhundert belegt (in Kilhwe und Olwen im Mabinogion). Zu den Aufträgen weisen wir auf 428 hin.

Im kurzen Typ des Märchens verschwindet der männliche Partner nicht, nachdem seine Tierhaut verbrannt wurde oder seine Liebste ihm einen Liebesbeweis gegeben hat, sondern er wird statt dessen endgültig erlöst, und damit erreicht das Märchen sein Ende. Der lange Typ von König Lindwurm wird mitunter mit der Form des Amor- und Psyche-Märchens für identisch gehalten, worin der Held eine Schlange oder ein Schwein, ein Krebs, ein Wurm etc. ist.

Selbstverständlich konnte eine Anzahl späterer Aufzeichnungen des Amor- und Psyche-Märchens durch Apulejus und seine vielen Bearbeiter beeinflusst werden. Besonders war dies in Italien der Fall. Nach dem Norden scheint dieses Märchen relativ früh gekommen zu sein. Der Gedanke, die Tierhaut zu verbrennen, schimmert schon im 13. Jahrhundert in der Wölsungensaga (Kap. 8) durch. Vielleicht ist auch Odins Flucht und Freyjas Suchen nach ihm in der Jüngeren Edda (um 1220) vom Amor- und Psyche-Komplex inspiriert worden. In diesem Fall wäre das Amor- und Psyche-Märchen im Norden oder, richtiger gesagt, im westlichen Norwegen schon in der Mitte oder gegen Ende des 10. Jahrhunderts bekannt gewesen, da die gleiche Episode auch im Hyndluljod erwähnt wird. In Schottland ist das Märchen im Jahre 1549 durch eine Version vertreten, die den norwegischen nahesteht.

Das Jephtha-Motiv im langen Typus erhält im mitteleuropäisch-skandinavischen Raum eine nahezu biblische Gestaltung. Dem gleichen Gebiet gehört der Versuch an, eine Magd oder ältere Schwester an Stelle der lieben Tochter zu schicken, oft von der gleichen Art inquisitorischer Fragen gefolgt, der wir am frühesten in der Wölsungensaga (Kap. 12) begegnen.

Das Besteigen des Glasberges gehört nicht selten zu den Aufgaben, die der Heldin in den nordeuropäischen, norddeutschen und keltischen Varianten gestellt werden, während wir in den romanischen Varianten oft drei Nüsse vorfinden, in denen die wunderbaren Kleinode (Kleider) verwahrt sind.

Einige hauptsächlich nordeuropäische Varianten beginnen mit einer Entlehnung aus 621 als Einleitung. In einer anderen, bedeutend grösseren Gruppe (425C), gewöhnlich dem kurzen Typ zugehörig, wird das Märchen damit eingeleitet, dass der Vater den Wunsch der Tochter zu erfüllen versucht, eine Blume, ein Blatt oder dgl. von einem musizierenden Baum zu erhalten, wie in Hyltén-Cavallius’ Nr. 19 B oder in Grimms Singendem, springendem Löweneckerchen. (Löweneck "Läubchen"; es hat jedoch nichts mit dem mittelhochdeutschen Lewerch "Lerche" zu tun, das auch die Form Löweneckerchen erhalten hat). Es handelt sich hierbei am wahrscheinlichsten um eine Entlehnung aus dem Aschenputtelkomplex (510A).


Literatur

Apuleius: Amor und Psyche.Wiesbaden 1952.
Fehling, D.: Amor und Psyche. Mainz 1977.
Hendriks, H.: Die beseelten Tiergestalten des deutschen Volksmärchens und ihre Entsprechung im Volksglauben. Bonn 1952.

Koechlin, E.: Wesenszüge des deutschen und französischen Volksmärchens. Eine vergleichende Studie zum Märchentypus von Amor und Psyche und vom Tierbräutigam. Basel 1945.
Megas, G. A.: Das Märchen von Amor und Psyche in der griechischen Volksüberlieferung (AT 425, 428, 432). Athen 1971.
Megas, G.A.: Amor und Psyche. In: EM 1, p. 464-472.

Sturmfall, B.: Das Märchen von Amor und Psyche in seinem Fortleben in der französischen, italienischen und spanischen Literatur bis zum 18. Jahrhundert. Leipzig 1907.
Propp, V.J.: Die historischen Wurzeln des Zaubermärchens. München 1987.

Swahn, J.Ö.: The tale of Cupid and Psyche. Lund 1955.
Tegethoff, E.: Studien zum Märchentypus von Amor und Psyche. Bonn, Leipzig 1922.

Weinrich, O.: Das Märchen von Amor und Psyche und andere Volksmärchen im Altertum. Leipzig 1921.


Märchen

>> Östlich von der Sonne und westlich vom Mond
>> Der Esel
>> Die Seidenspinnerin
>> The black bull of Norroway

>> Die schöne und das Tier (Leprince)
>> Drei Rosen auf einem Stiel
>> Vom klinkesklanken Lowesblatt
>> Der verwunschene Frosch
>> Der Bärenprinz
>> Zelinda and the monster
>> Beauty and the beast (Villeneuve)


Hinweise

Löweneckerchen ist Lerche, westfälisch Lauberkern, niedersächsisch Leverken, mnd. lewerike. Könnte aber das Wort nicht von einem früheren Erzähler missverstanden sein für Laub, da in den Braunschweiger Feenmärchen vom singenden und klingenden Bäumchen, bei Schambach-Müller vom klingenden und singenden Blatt, bei Colshorn vom klinkesklanken Lowesblatt geredet wird? Die Federn und die herabfallenden Blutstropfen erinnern an den Volksglauben von den Federnelken, deren eine Gattung im Herzen einen dunklen Purpurflecken hat; das, sagt man, sei ein Tropen, welchen der Heiland vom Kreuz habe hineinfallen lassen. Die Federn sollten den Weg weisen, der Blutstropfen wohl die Gedanken an den Verzauberten erhalten, wie die Blutstropfen, über welche Parzival nachsinnt, ihm seine Frau ins Gedächtnis rufen.

Nach einer andern Erzählung bittet sich die jüngste Tochter aus, was dem Vater zuerst begegnet, das sind drei Lilien; wie er sie abbricht, springt ein Drache hervor, dem er das Mädchen dafür versprechen muss. - In einer weiteren Fassung aus dem Hannöverschen werden eines Königs drei Töchter krank, und um zu genesen, sollen sie Wildbret essen. Der Jäger wird in den Wald geschickt, kann aber nirgends ein Stück finden. Da sieht er zuletzt einen Raben, und weil er denkt: "Das ist auch Wildbret", legt er an; der Rabe aber ruft: "Jäger, schiess nicht! Denn wo du mir eine von den Königstöchtern versprichst, will ich dir Wild verschaffen, so viel du verlangst". Der Jäger geht und meldet es dem König; der spricht: "Du kannst's dem Raben immer versprechen, gehalten braucht's doch nicht zu werden." Der Jäger verspricht also dem Raben die Königstochter, der ihm Wild herbeijagt, so viel er schiessen will. Die drei Königstöchter essen davon und werden gesund. Es wird ein grosses Fest angestellt. Abends, wie ein Fenster offen ist, kommt der Rabe herein und verlangt die versprochene Braut. Der König will sie nicht geben, doch sagt er endlich: "Ich will meine Töchter fragen, ob eine Lust hat deine Frau zu werden." Die älteste und die zweite sagen nein, die jüngste sagt: "Ja, ich will mit dem Raben gehen, wenn mich meine Kammerfrau begleiten darf." Der Rabe willigt ein, nimmt die Königstochter unter den einen Flügel, die Kammerfrau unter den andern und bringt sie in ein prächtiges Schloss. In der Schlafkammer der Königstochter hängt ein Spiegel, darin kann sie alles sehen, was in ihrem heimatlichen Schloss geschieht; nur darf sie nicht die Kammerfrau hineinblicken lassen. Die Königstochter trägt darum allzeit den Schlüssel bei sich, einmal aber lässt sie ihn stecken, die Kammerfrau geht hinein und schaut in den Spiegel. Der Rabe zerreisst sie dafür und sagt zur Königstochter: "Nun musst du fort, musst sieben Jahre dienen und für sieben Mägde Arbeit tun." Und dann erzählt er ihr noch, es würde eine alte Frau ihr begegnen, mit der müsse sie die Kleider tauschen, und dann würde sie an ein Haus kommen, und eine Frau werde herausschauen und sie schelten, aber sie solle nicht darauf achten. Hierauf zog er sich eine Feder aus, gab sie ihr und sprach: "Wenn dir eine Arbeit zu sauer wird, so nimm sie hervor und sprich: Auf des Raben Geheiss soll es geschehen! und die Arbeit wird getan sein." Aber sie muss ihm auch Treue geloben. Nun geht sie fort, vertauscht ihre schönen Kleider mit den schlechten der alten Frau und kommt vor das Haus, wo die böse Frau herausschaut. Die Königstochter bietet ihr Dienste an, jene antwortet: "Ich habe sieben Mägde gehabt; wie willst du mit deinen zarten Händen die Arbeit tun?" - "O doch, ich will es versuchen." Zuerst soll sie einen Stall rein machen, aber bald hat sie Blasen in den Händen; da nimmt sie die Feder und spricht: "Auf des Raben Geheiss soll der Stall so rein sein, wie er es nie gewesen." Alsbald ist die Arbeit geschehen. So hat sie sieben Jahre da gedient und, was ihr zu schwer wurde, mit Hilfe der Rabenfeder vollbracht. Diener und Knechte im Haus, die wegen ihrer grossen Schönheit sich zu ihr drängten und sie plagten, hat sie geneckt. Einmal spricht der Kutscher: "Darf ich heut Nacht zu dir kommen?" "Ja", antwortet sie; als sie ihn aber kommen hört, holt sie die Feder und spricht: "Auf des Raben Geheiss soll er auf den Hof gehen und eine Stunde lang sich aus- und anziehen und dann kommen und für das Vergnügen danken." Wie sie alle nach der Reihe zu Narren gehalten hat, tun sie sich zusammen und wollen sie mit Ruten schlagen; aber sie nimmt die Feder und spricht: "Auf des Raben Geheiss sollen sie sich ausziehen und einander bis aufs Blut hauen und dann kommen und sich dafür bedanken." So hat sie Ruh, bis die sieben Jahre herum sind; da kommt ein Königssohn in aller Pracht gefahren und holt sie ab; das war der Rabe, dessen Verwünschung nun ihr Ende erreicht hatte.

Viel Eigentümliches hat eine aus der Schwalmgegend mitgeteilte Erzählung, "Von dem Sommer- und Wintergarten", wie überhaupt dieses Märchen in den mannigfachsten Abweichungen erzählt wird. Sie lautet:

Ein Kaufmann wollte auf die Messe gehen, da fragte er seine drei Töchter, was er ihnen mitbringen sollte. Die älteste sprach: "Ein schönes Kleid"; die zweite: "Ein paar hübsche Schuhe"; die dritte: "Eine Rose". Aber die Rose zu verschaffen war etwas Schweres, weil es mitten im Winter war; doch weil die jüngste die schönste war und sie eine so grosse Freude an den Blumen hatte, sagte der Vater, er wolle zusehen, ob er sie bekommen könne, und sich rechte Mühe darum geben.

Als der Kaufmann wieder auf der Rückreise war, hatte er ein prächtiges Kleid für die älteste und ein paar neue Schuhe für die zweite, aber die Rose für die dritte hatte er nicht bekommen können; wenn er in einen Garten gegangen war und nach Rosen gefragt, hatten die Leute ihn ausgelacht, ob er denn glaube, dass die Rosen im Schnee wüchsen. Das war ihm gar leid, und wie er darüber sann, ob er gar nichts für sein liebstes Kind mitbringen könne, kam er vor ein Schloss und dabei war ein Garten, in dem war es halb Sommer und halb Winter, und auf der einen Seite blühten die schönsten Blumen gross und klein, und auf der andern war alles kahl und lag ein tiefer Schnee. Der Mann stieg vom Pferd herab, und wie er eine ganze Hecke voll Rosen auf der Sommerseite erblickte, war er froh, ging hinzu und brach eine ab, dann ritt er wieder fort.

Er war schon ein Stück Wegs geritten, da hörte er etwas hinter sich herlaufen und schnauben. Er drehte sich um und sah ein grosses schwarzes Tier, das rief: "Du gibst mir meine Rose wieder, oder ich mache dich tot!" Da sprach der Mann: "Ich bitt dich, lass mir die Rose! Ich soll sie meiner Tochter mitbringen, die ist die schönste auf der Welt." - "Meinetwegen, aber gib mir die schöne Tochter dafür zur Frau!" Der Mann, um das Tier loszuwerden, sagt ja und denkt: "Das wird doch nicht kommen und sie fordern." Das Tier aber rief noch hinter ihm drein: "In acht Tagen komm ich und hol meine Braut."

Der Kaufmann brachte nun einer jeden Tochter mit, was sie gewünscht hatte; sie freuten sich auch alle darüber, am meisten aber die jüngste über die Rose. Nach acht Tagen sassen die drei Schwestern beisammen am Tisch, da kam etwas mit schwerem Gang die Treppe herauf und an die Türe und rief: "Macht auf, macht auf!" Da machten sie auf, aber sie erschraken recht, als ein grosses schwarzes Tier hereintrat: "Weil meine Braut nicht gekommen und die Zeit herum ist, will ich mir sie selber holen". Damit ging es auf die jüngste Tochter zu und packte sie an. Sie fing an zu schreien; das half aber alles nichts, sie musste mit fort. Und als der Vater nach Haus kam, war sein liebstes Kind geraubt.

Das schwarze Tier aber trug die schöne Jungfrau in sein Schloss. Da war's gar wunderbar und schön, und Musikanten waren darin, die spielten auf, und unten war der Garten halb Sommer und halb Winter, und das Tier tat ihr alles zu Liebe, was es ihr nur an den Augen absehen konnte. Sie assen zusammen, und sie musste ihm aufschöpfen, sonst wollte es nicht essen; da wurde sie dem Tier hold, und endlich hatte sie es recht lieb. Einmal sagte sie zu ihm: "Mir ist so angst, ich weiss nicht recht warum; aber mir ist, als wär mein Vater krank oder eine von meinen Schwestern. Könnt ich sie nur ein einziges Mal sehen!" Da führte sie das Tier zu einem Spiegel und sagte: "Da schau hinein!" Und wie sie hineinschaute, war es recht, als wäre sie zu Haus; sie sah ihre Stube und ihren Vater, der war wirklich krank aus Herzeleid, weil er sich Schuld gab, dass sein liebstes Kind von einem wilden Tier geraubt und gar von ihm aufgefressen sei; hätt' er gewusst, wie gut es ihm ging, so hätte er sich nicht betrübt. Auch ihre zwei Schwestern sah sie am Bett sitzen, die weinten. Von dem allem war ihr Herz ganz schwer, und sie bat das Tier, es sollte sie nur ein paar Tage wieder heimgehen lassen. Das Tier wollte lange nicht; endlich aber, wie sie so jammerte, hatte es Mitleid mit ihr und sagte: "Geh hin zu deinem Vater, aber versprich mir, dass du in acht Tagen wieder da sein willst!" Sie versprach es ihm, und als sie fortging, rief es noch: "Bleib aber ja nicht länger als acht Tage aus!"

Wie sie heimkam, freute sich ihr Vater, dass er sie noch einmal sähe; aber die Krankheit und das Leid hatten schon zu sehr an seinem Herzen gefressen, dass er nicht wieder gesund werden konnte, und nach ein paar Tagen starb er. Da konnte sie an nichts anderes denken vor Traurigkeit, und hernach wurde ihr Vater begraben, da ging sie mit zur Leiche, und dann weinten die Schwestern zusammen und trösteten sich; und als sie endlich wieder an ihr liebes Tier dachte, da waren schon längst die acht Tage herum. Da wurde ihr recht angst, und es war ihr, als sei das auch krank, und sie machte sich gleich auf und ging wieder hin zu seinem Schloss.

Wie sie aber wieder ankam, war's ganz still und traurig darin; die Musikanten spielten nicht, und alles war mit schwarzem Flor behangen, der Garten aber war ganz Winter und von Schnee bedeckt. Und wie sie das Tier selber suchte, war es fort; und sie suchte aller Orten, aber sie konnte es nicht finden. Da war sie doppelt traurig und wusste sich nicht zu trösten, und einmal ging sie so recht betrübt im Garten und sah einen Haufen Kohlhäupter, die waren oben schon alt und faul; da legte sie die herum, und wie sie ein paar umgedreht hatte, sah sie ihr liebes Tier; das lag darunter und war tot. Geschwind holte sie Wasser und begoss es damit unaufhörlich; da sprang es auf und war auf einmal verwandelt und ein schöner Prinz. Da wurde Hochzeit gehalten, und die Musikanten spielten gleich wieder, die Sommerseite im Garten kam prächtig hervor, und der schwarze Flor wurde abgerissen, und sie lebten vergnügt miteinander immerdar.

Diese Märchen gehören zusammen mit dem Eisenofen (KHM 127), mit Hans mein Igel (KHM 108), der Alten im Wald (KHM 123), dem Eselein (KHM 144) und dem Froschkönig (KHM 1) zu dem Typus des Tierbräutigams, der in vielfachen Abwandlungen vorliegt. In der Einleitung wird häufig berichtet, wie der Tiermensch entsteht, etwa durch einen unbedachten Wunsch der ungeduldigen Eltern wie in KHM 108 (A1), wie die Jungfrau ihm durch den Vater (A2) oder durch sie selber (A3) zugesagt wird, und wie beide vergeblich versuchen, ihm eine Magd als Braut unterzuschieben (A4). - B. Die Braut erlöst den Zwerg, Bären, Wolf, Esel, Schlange, Schwein, Igel, Frosch, Vogel oder Baum aus seiner Verzauberung durch Kuss und Tränen, bisweilen (B2) durch Verbrennung der Tierhülle oder (B3) durch Enthauptung. - C. Sie verliert ihn aber, da sie vorzeitig die Tierhaut verbrennt oder ein andres Gebot von ihm übertritt, z. B. sein Geheimnis ihren Schwestern verrät. - D. Nachdem sie eine mühevolle Wanderung auf eisernen Schuhen überstanden (D1), bei den Gestirnen (D2) oder Winden (D3) nachgefragt, Magddienste geleistet (D4) und zudringliche Freier geäfft hat (D5), E erkauft sie von seiner neuen Gattin durch drei Kleinode drei Nächte an der Seite des verlorenen Gatten und gewinnt seine Liebe wieder.

In die erste Gruppe stellen wir die Fassungen, in denen die Erlösung des Tiermenschen durch Abziehen der Haut (B1), durch Verbrennung derselben (B2), durch Enthauptung (B3) oder endlich durch einen Angriff auf die tückische Hexe, die den Mann verzaubert hat (B4), gelingt. Hierher gehören: KHM 108 "Hans mein Igel"; KHM 144 "Das Eselein"; KHM 123 "Die Alte im Wald" (B4); zu KHM 127 "Hurleburlebutz"; ferner hessisch: "Der weisse Hirsch"; die jüngste Tochter verlangt das erste grüne Reis und erlöst den Hirsch, indem sie den Kessel der Hexe umstürzt. Aus dem Aargau: "Der Bärenprinz"; sie zündet nachts ein Licht an und erblickt statt des Bären einen schönen Jüngling. Aus Tirol: "Die singende Rose"; der enthauptete Alte verwandelt sich nicht in einen Jüngling, sondern ein Schlüssel zu allen Schätzen des Schlosses fällt aus seinem Kopf. "Der Esel"; als das Mädchen den Jüngling nachts beleuchtet, entflieht er; auf den Rat eines Einsiedlers geht sie zu dem Teich der Verzauberten und wirft das Fell ins Wasser. In einem Lied: "Dai scheane Mâre"; schlägt Marie die Schlange nach der Trauung mit einer Haselrute, da steht ein schmucker Bursche vor ihr. Aus Franken: "Das Nusszweiglein"; der Zauber wird gebrochen, als das Mädchen mit dem Bären durch zwölf Zimmer der Höhle geschritten ist. Aus Holstein: "Vom goldenen Klingelklangel"; beim Tanz tritt sie dem Bären auf den Fuss, dass seine Haut abfällt, wie die der Schlange. Aus Ostpreussen: "Der verzauberte Bär"; sie entzaubert den Bären und ihre in Fohlen verwandelten drei Kinder durch Schlagen mit einer Haselrute. In einer Erzählung "Das wilde Schwein" tötet der verzauberte Prinz wie bei Straparola die beiden ersten Bräute. - Flämisch: "Roosken zonder doornen"; das Ungeheuer wird zum Jüngling, als sie bei der Hochzeit der zweiten Schwester auf seine Gesundheit trinkt. - Dänisch: "Hundebruden"; sie enthauptet den von der Stiefmutter verzauberten hilfreichen Pudel. "Slangen og den lille pige"; Kuss entzaubert. "Lindormen"; der Drache prüft die drei Schwestern durch ein Rätsel, wird durch die Geburt eines Sohnes erlöst. "Kong Lindorm"; die Schlange wird von einer Königin zur Welt gebracht, die auf den Rat einer weisen Frau zwei Rosen gegessen hat; herangewachsen verlangt sie zu heiraten, tötet aber alle Bräute, bis eine Schäferstochter sie verlockt, die Haut abzulegen, sie dann mit Ruten peitscht und in Lauge und Milch badet. "Det lille øg"; ein stolzer Prinz wird von einem Zauberer in eine hässliche Mähre verwandelt und erst erlöst, als ihn die Königstochter, der er den verlorenen Ring wiederbeschafft, ihren allerliebsten Freund nennt. - Schwedisch: die Prinzessin küsst den Hund. - Italienisch: "Il re porco"; hier verlangt der Prinz, der schon vor seiner Geburt von einer Fee zu einem Schwein verwünscht worden ist, vermählt zu werden; da ihn die junge Frau voll Ekel zurückstösst, tötet er sie in der Hochzeitsnacht; ebenso eine zweite; erst die dritte zeigt sich freundlich und erzählt nachher den Eltern, dass der Prinz nachts seine Schweinshaut ablege, worauf der König diese zerschneiden lässt. Bei "Principe Scursuni" ist der Held eine Schlange, weil seine Mutter sich ungestüm einen Sohn gewünscht hatte, und sollte es auch eine Schlange sein. "Vom singenden, tanzenden und musizierenden Blatte"; beim Tanz mit der Schlange tritt das Mädchen sie auf den Schwanz. - Katalanisch: die vom Vater verstossene Jungfrau muss den Wolf ins Feuer werfen, daraus kommt eine Taube hervor, aus dieser ein Ei und daraus ein Königssohn. - Serbokroatisch: im Volksepos wird der Stoff öfter mit bekannten Personen verknüpft. König Miljutins Frau gebiert einen Schlangensohn, nachdem sie den rechten Kiefer eines Fisches genossen; dieser stirbt aber, als die Mutter in seiner Hochzeitsnacht mit der Königstochter von Prizren die Schlangenhaut verbrennt. Ähnlich aus Montenegro: die Banin, die den linken Kiefer verzehrt, gebiert eine Schlange, die Schwägerin, die den rechten isst, einen goldhändigen Sohn. - Tschechisch: Mädchen soll dem kranken Vater Wasser aus dem Brunnen bringen, küsst die Schlange. - Weissrussisch: Stieftochter von der Kuh unterstützt, der Froschkönig; die Stiefmutter weist das Mädchen mit der Schlange in den Stall, der morgens in einen Palast verwandelt ist. - Grossrussisch: der goldhörnige Bock folgt seiner jungen Frau als Jüngling, wenn sie ihre Eltern besucht; sie wirft seine Haut ins Feuer, und nun leben sie glücklich. Aus Nizegorod: Bock entführt die dritte Tochter, Gänse melden die Hochzeit der Schwestern, Fell verbrannt. - Litauisch: "Der Krebs"; vollführt des Königs Aufgaben, verschwindet, als seine Schale verbrannt wird; auf eines Greises Rat küsst seine ihn aufsuchende Gattin alles, was ihr begegnet, Pferd, Kuh, Gans und endlich den Krebs. - Ungarisch: "Die redende Weintraube, der lachende Apfel und der klingende Pfirsich". "Le petit serpent jaune"; die als Sohn angenommene Schlange vollbringt drei Arbeiten für den König, erlangt vor der Hochzeit durch Verzehren eines Apfels menschliche Gestalt. - Armenisch: der Schlangenprinz, der mehrere Mädchen gefressen hat, wird zum Jüngling, als das Waisenmädchen ihn auf den Rat der verstorbenen Mutter kühn anredet: Steh auf und iss mich! - Indisch: in einer nur in späten Handschriften des Pantschatantra befindlichen Erzählung "Der verzauberte Brahmanensohn". Hier wirbt der Brahmane Devasarman um eine Gattin für seinen Sohn, ohne zu sagen, dass dieser Schlangengestalt hat, gewahrt aber eines Morgens, dass ein Jüngling auf dem Bett liegt, und verbrennt die Schlangenhülle. Auch in "Dhermangada Cheritra" wird der Schlangenjüngling, der Sohn des Königs Dharmangada in Kaschmir, zum Menschen, als ihn seine Frau auf Geheiss eines Priesters in den Wasserbehälter setzt. Die To-Radja auf Celebes erzählen von einem Affen, der als der siebente Sohn armer Eltern geboren, eine Häuptlingstochter heiratet und von ihr im Bad überrascht die Affenhaut nicht wieder anlegt.

Die zweite Gruppe, unterscheidet sich von der ersten nur durch das Mittel der Erlösung: das Mädchen gewinnt das hässliche Tier allmählich lieb und erweckt es, da es wie tot vor ihr liegt, durch ihre Umarmung zum Leben. Wir können diese Gruppe "La belle et la bête" betiteln; denn fast alle folgenden Varianten lassen sich auf diese Erzählung der Frau Beaumont zurückführen. Hierher gehört auch das etwas umgestaltete 7. Mährlein in Münchs Mährleinbuch 1799: der Vater zieht auf die Messe, die beiden ältesten Töchter wollen Putz mitgebracht haben, die jüngste bittet bescheiden nur um ein Zweiglein mit drei Eicheln an einem Stengel. Der Vater verirrt sich im Wald und kommt zu einem Schloss, das ganz leer steht, wo er aber auf das herrlichste bewirtet wird. In der Nacht kommt ein Bär, bringt das Zweiglein mit den drei Eicheln, wofür ihm der Vater die Tochter versprechen muss. Zu Haus werden die Türen geschlossen, der Bär kommt aber doch zweimal in der Nacht herein und nimmt zum drittenmal die Braut mit. Er ruht alle Nacht an ihrer Seite, bis ihr ein Zwerg einen Trank bringt, den sie um Mitternacht über ihn ausschüttet, worauf er eine Stunde lang seine menschliche Gestalt wieder erhält. Dies ist die Einleitung zu seiner Entzauberung, die erst dann erfolgen kann, wenn ein Knäblein drei Jahre, drei Monate, drei Tage, drei Stunden und drei Minuten alt auf ihrem Schoss liegt. Nun steckt sie dem Bären, als er schläft, eine von den Eicheln in den Mund, die zweite isst sie, die dritte steckt sie in die Erde; sowie diese keimt, hört aller Zauber auf. - Aus Tirol: "Der Bär"; Rose im Winter; ein Ring trägt die Jungfrau heim; sie muss den Bären peitschen, bis die Haut abfällt. - Aus dem Harz: "Die goldene Rose"; das Mädchen muss in drei Nächten Strümpfe, Bettüberzüge und Hemden anfertigen, wobei ein Männlein hilft, und den Rosenstock küssen; dieser verwandelt sich in einen Prinzen. - Aus Hannover: "Der verwunschene Frosch"; singt, bis sie ihn ins Bett nimmt. "Die Rose"; als das Mädchen um den toten Bären weint, wird er zum Prinzen. - Englisch: "The smalltooth dog"; ein Hund, der einen Kaufmann vor Räubern gerettet hat, verlangt zum Lohn seine Tochter. Unwillig lässt sie sich von ihm forttragen; als sie einmal ihren Vater besuchen darf, nennt sie den Gatten Honigsüss, aber als sie fast daheim angelangt sind, einen garstigen, kleinzähnigen Hund; da bringt er sie wieder zurück; als sie das drittemal, durch seine Treue gerührt, im Vaterhaus den Kosenamen wiederholt, wirft er die Tierhaut ab. -

Französisch: "Histoire de la bête"; das Tier ist ein Drache, aus dessen Garten (es ist darin kein Winter) der Vater sich eine Rose bricht und dafür seine Tochter versprechen muss. Die Tochter geht selbst in des Drachen Schloss, der stellt sich dumm und ungeschickt. In der Nacht aber träumt sie von einem schönen Jüngling, und allmählich gewöhnt sie sich an ihn, so dass sie ihn endlich liebgewinnt. Sie besucht ihre Eltern und kommt zurück durch Hilfe eines Ringes, der ein- und auswärts gedreht wird. Endlich gesteht sie ihm in einer Nacht, dass sie ihn lieb habe, da ist er am Morgen ein schöner Jüngling und sein Zauber gelöst. Es entdeckt sich auch, dass sie nicht des Kaufmanns Tochter, sondern von einer Zauberin untergeschoben ist. "La belle et la bête"; die Schöne sieht ihre Familie im Zauberspiegel, wird von den neidischen Schwestern bis zum 10. Tag zurückgehalten und findet das Tier halbtot beim Kanal. - Italienisch: "La belle et la bête"; sie zieht eine Nadel aus dem Kopf des Untiers. "La rosa"; als der Ring der jüngsten Tochter schwarz wird, eilt diese aus dem Vaterhaus zurück, findet die Schlange halbtot und zieht ihr die Zaubernadel aus dem Kopf. "The enchanted rose tree"; die Heldin erblickt in dem mitgegebenen Spiegel das Tier halbtot. - Portugiesisch: "A Bella-menina"; wie sie von der Hochzeit der Schwester zurückkehrt, findet sie die Schlange leblos und küsst sie. - Baskisch: "Beauty and the beast"; Fifine und Azor. Als der Ring blutet, eilt sie heim, zündet ein Feuer an und verbrennt die Schlangenhaut. - Griechisch: "Die Schönste"; vom Besuch im Vaterhaus zurückkehrend, findet sie die Schlange halbtot im Brunnentrog. - Serbokroatisch: das Mädchen soll zurückkehren, bevor ihr Ring aus Gras vertrocknet, findet den Bären und erweckt ihn durch ihre Tränen. - Tschechisch: "Von der Rose"; die Jungfrau erlöst nach Jahresfrist das Tier durch einen Schwertstreich. "Die rote Rose"; Bär durch Kuss erlöst. "Drei weisse Rosen"; das zurückkehrende Mädchen belebt den Hund durch Weinen und Streicheln. "Drei Rosen"; von der Mutter gebrochen, nicht vom Vater; das Mädchen haut dem Basilisken den Kopf ab. - Polnisch: wie das Mädchen nach zwei Jahren heim will, bittet das Tier, ihm die Haut abzuziehen. Zamarski: die Kaufmannstochter wird nach einem Jahr vom Vater heimgeholt, ersieht aus dem Apfel des Tieres Krankheit und wünscht sich durch den Zauberring zu ihm auf die Insel. Kolberg: in der ersten Nacht kommt der Drache an ihr Bett; am andern Tag findet sie ihn verschmachtend auf einem Hügel und belebt ihn mit Wasser. - Kleinrussisch: beim Drachen sieht sie im Zauberspiegel, dass ihre Eltern gestorben sind, belebt sie mit einem Apfel, kommt zu spät zurück; der Drache gebietet ihr, seine Haut aufzuschneiden. - Grossrussisch: "Der verwünschte Prinz"; der dreiköpfige geflügelte Drache schläft in der ersten Nacht an der Tür, in der zweiten neben, in der dritten in ihrem Bett; von den Eltern heimkehrend, findet sie ihn leblos im Teich und entzaubert ihn durch ihren Kuss. - Brasilisch: eine wegen ihrer Träume von künftiger Herrlichkeit vom Vater verstossene Prinzessin findet in einem leeren Palast einen Papagei, der sich in einen König verwandelt und mit ihr bei ihrem Vater Besuch macht.

Die dritte Gruppe fügt weitere Prüfungen und Leiden des Mädchens hinzu: der Tierbräutigam verschwindet, als sie neugierig ihn nachts bei Licht betrachtet, voreilig seine Tierhaut verbrennt oder sonst wider sein Gebot handelt, und sie muss ihn aufsuchen und oft einer zweiten Braut abringen. - Holsteinisch: "König Medowulf"; sie beleuchtet den schlafenden Wolfprinzen, sucht ihn bei der Wind-, Mond- und Sonnenmutter und erkauft von seiner Gattin drei Nächte; Frage vom alten Schlüssel. Aus Pommern: "Der weisse Wolf"; verlässt die Braut, die zur Sonnenmutter wandert, eine Brücke aus Hühnerknöchlein baut und von der Gattin des Wolfes drei Nächte erkauft. - Gesteigert wird die Strafe der Frau, die ihres Gatten Schlangenhaut verbrennt, in einem Gottscheer Märchen dadurch, dass sie ihres Kindes nicht genesen kann, bis sie nach siebenjähriger Wanderung zu dem entschwundenen Gatten gelangt und dieser seine Hand auf sie legt. Ebenso berichten zwei siebenbürgische Fassungen vom "Borstenkind" und vom "Kraushaarferkel". - Dänisch: "Den lille hvide Hund"; die Frau muss ihre drei Kinder verlassen, schwarze Wolle weiss und Talgflecken aus den Hemden waschen. "Slangen"; der Schlangenjüngling erfüllt des Königs Aufgaben, wird durch den Kuss der Prinzessin entzaubert, fliegt aber, als die Schlangenhaut verbrannt wird, als Taube durchs Glasfenster; seine Frau sucht den Verwundeten auf und bringt ihm das vom Fuchs mitgeteilte Heilmittel. "Min Hjærtens Ven"; der bisher nur in Menschengestalt erschienene Bräutigam wird zum Hund, als sie ihn nachts beleuchtet; die Hexe lässt sie das Licht bei der Hochzeit halten. "Hvibekongens søn"; Hund, Glasberg. In den dänischen Fassungen erscheint regelmässig das Verbot nachts im Schlafzimmer Licht anzuzünden, und an Stelle der zweiten Gattin tritt meist eine Hexe, die der duldenden Heldin harte Aufgaben stellt, bei deren Lösung mitleidige Tiere oder auch der verkappte Gatte helfen, bis sie ihr endlich auferlegt, bei der Hochzeitsfeier die Kerze zu halten, und die Feuersgefahr ihr den Ruf auspresst: Hilf mir, mein Herzallerliebster! - Schwedisch: "Kung Vollermansson"; die dritte Tochter begehrt drei singende Blätter, muss den Hund heiraten, verliert ihre drei Kinder und schneidet den Gatten in den rechten Fuss. - Norwegisch: "Östlich von der Sonne und westlich vom Mond"; Bärmensch nachts beleuchtet, Talgflecken aus dem Hemd gewaschen. "Kong Hvidevallbjörn"; Bär nachts beleuchtet; seine Schwestern schenken drei Kleider; Glasberg, Aufgaben der Hexe, Kerze halten. - Färöisch: "Vetil kongasonur"; der Wolf trägt die drei Kinder fort, nachts beleuchtet; sie erklimmt den Glasberg mit eisernen Schuhen. - In Schottland: "The black bull of Norroway"; hier trägt der Stier die Heldin zu seinen Brüdern, die ihr einen Apfel, eine Birne und eine Pflaume schenken; während er mit dem Teufel kämpft, übertritt sie sein Gebot still zu sitzen und verliert ihn; mit Eisenschuhen, die ihr der Schmied für siebenjährigen Magddienst geschmiedet, erklimmt sie den Glasberg und erkauft dort als Wäscherin für ihre kostbaren Früchte drei Nächte in des Ritters Schlafgemach; hier singt sie:

Seven lang years I served for thee,
The glassy hill I clamb for thee,
The bluidy shirt I wrang for thee;
And wilt thou no wauken and turn to me?

In einer Variante "The red bull of Norroway"; wird der Stier zum Menschen, als die Prinzessin eine Nadel aus seiner Haut zieht; sie erhält drei Nüsse. In einer unvollständigen Aufzeichnung "The glass mountain" erzählt die Frau des Stiers "Bull of Orange" gegen sein Gebot der Mutter und den Schwestern von seiner nächtlichen Menschengestalt. Bei "The daughter of the skies" trägt der Hundmann die Kinder fort; die Heldin bekommt von drei Schwestern eine wunderbare Schere, Nadel und Faden und erkauft von der Wolkenprinzessin drei Nächte. "The tale of the hoodie"; bringt der Krähenmann die Kinder fort, und die Frau ersteigt auf selbstgeschmiedeten Hufeisen den Gifthügel. Bei "The knight of the Glens and Bens and Passes" erhält der weisse, rotohrige Hund, der alles Wild zusammengebracht hat, die jüngste Tochter und schärft ihr ein, niemandem seinen Namen Summer-under-dew zu verraten; als sie es auf einem Besuch bei ihren Schwestern tut, findet sie heimkehrend das Schloss leer, wandert dem Gatten nach und erkauft drei Nächte. - Irisch: "The three daughters of king O'Hara"; Hundsfell von der Mutter verbrannt; die Pflegerinnen der drei geraubten Kinder schenken Schere, Kamm und Pfeife; Leben der Zauberin im Ei. - Französisch: "Le roi des corbeaux"; sie beleuchtet ihn und bricht später mit einem Wunderkraut seine Fesseln. "Le loup blanc"; die dritte Tochter, die nach dem singenden Blatt verlangt, verliert den Wolfmann, weil sie von der Hochzeit der Schwester zu spät heimkehrt; drei Nüsse. "Le beau laurier chantant"; die Mutter des Löwen nimmt ihm das Gedächtnis für seine Frau, gewährt aber der Hühnermagd für ihre Seidenkleider drei Nächte neben ihm.

Grosse Mannigfaltigkeit zeigen die italienischen Fassungen. Als Schwein tritt der verzauberte Prinz im toskanischen Märchen "Il re porco" auf; er tötet zwei Bräute und verlässt die dritte, als sie seiner Mutter das Geheimnis verrät; nun muss die Frau sieben Flaschen mit Tränen füllen und auf der Wanderung sieben Paar eiserne Schuhe, einen eisernen Stab und Hut zerreissen; für eine kostbare Haselnuss, Mandel und Walnuss, die drei Winde ihr geschenkt, erkauft sie von der Königin drei Nächte bei ihrem Gatten. "Der Prinz mit der Schweinshaut"; die Mutter verbrennt die Haut; Abendstern, Sonne und Wind schenken drei Nüsse. "Vom Re Porco"; vier Einsiedler schenken Haselnuss, Kastanie, Walnuss und Zaubergerte. - Vom Schlangenbräutigam berichtet Basile: ein kinderloses Ehepaar zieht ein Schlänglein auf, das des Königs Tochter zur Frau gewinnt, nachdem es alle Aufgaben des Königs erfüllt hat; als dieser im Hochzeitsbett einen schönen Jüngling und am Boden eine Schlangenhaut liegen sieht, wirft er die Haut ins Feuer; da verwandelt sich der Jüngling in eine Taube, verwundet sich aber im Hinausfliegen an den Fensterscheiben tödlich; die Königstochter erfährt von einem Fuchs, wie sie ihn heilen kann. In neueren Märchen ist an Stelle dieses Schlusses, das Motiv der vergessenen Braut getreten. "Il serpente con tre teste"; der Drache verlangt von dem armen Mann, der den Kastanienbaum verletzt, seine Tochter. - Noch in andre Gestalten ist der Bräutigam verzaubert: in ein Pferd, einen Bären, eine Kröte, eine Spinne und ein nicht näher beschriebenes Ungeheuer. "Le tre montagne sorele che bala"; Anfang ähnlich wie La belle et la bête. Drei Feen weisen die Frau zum roten und schwarzen Meer und zu den drei tanzenden Bergen; vor dem schlafenden Gatten singt sie. Bei "Pintosmalto" und "Re fatto con le mani mie" erscheint sogar eine belebte Puppe (ähnlich bei Ortoli p. 8 "Les sept paires de souliers de fer et les trois baguettes de bois" ein versteinerter Prinz.), bei "Zafarana" ein Greis, bei "The dark king" die Schwestern verleiten die Heldin, den Mohren zu erstechen. Dieser Mohr ist im ersten Märchen Basiles ein von einer Hexe verwünschter Prinz, der, als Lucia ihn nachts auf ihrer Schwestern Rat beleuchtet, verschwindet und erst, als sie im Elend einen Knaben zur Welt gebracht hat, vor sie tritt und das Mittel zu seiner Entzauberung angibt, worauf seine Mutter alle Hähne jener Stadt schlachten lässt. Bei Basile 5, Nr. 4 dagegen ist die eigene Mutter des Mohren eine arge Hexe, die dessen als Magd aufgenommene Frau durch gefährliche Aufgaben zu verderben trachtet. Ähnliche Prüfungen muss im "Der König Stieglitz" die neugierige Frau bei Dienst der Hexe bestehen; doch tritt der auf den Ruf Ohimè erscheinende König Cardiddu hier von Anfang als ein schöner Jüngling auf. Bei "Lu re d'amuri" fliegt der Gatte als Vogel fort, als sie ihn nach seinem Namen fragt; "Lu re Cristallu" verlässt der nur nachts seine Frau besuchende geheimnisvolle Mann sie, als sie ein Licht anzündet. Noch mehr nähert sich ein toskansiches Märchen "Ermenegilda e Cupido" der Erzählung des Apuleius; die von ihren Schwestern verstossene Jungfrau kommt in einen leeren Palast, wo der unsichtbare Cupido um ihre Liebe wirbt; als sie den Schlafenden nachts beleuchtet, verschwindet er, und sie tritt bei seiner bösen Mutter in Dienst, muss eine zweifarbige Schürze weiss waschen, zur Hochzeit des Geliebten zehn Kerzen halten u. a., bis Cupido mit ihr von dannen fährt.

Katalanisch: "Lo romani"; Schlangenhaut verbrannt; Sonne, Mond, Wind. - Portugiesisch: "The prince who had the head of a horse"; Wanderung zum Krähenturm. "O velho Querecas"; der Greis, der stückweise ins Zimmer des furchtlosen Mädchens fällt, wird entzaubert, als sie im Haus seiner Mutter einen Sohn gebiert. "Carneirinho branco"; sie erzählt das Geheimnis des Lammes seiner Mutter, muss bei Mond, Wind und Sonne fragen und findet den Gatten nach sieben Jahren am Südfluss. "O pricipe-pomba"; das Mädchen holt sich Rat am Grab ihrer Mutter. "A sardinheta"; der Prinz ist zu einem Neger verwünscht. - Griechisch: "Filek-Zelebi"; der Mohr schickt die beiden älteren Schwestern, die kein Menschenfleisch essen wollen, zurück. "Taubenliebe"; die wandernde Prinzessin baut ein Bad, in dem jeder eine Geschichte erzählen muss, und hört so von ihrem Gatten. "Schlangenkind"; von der Sonnenschwester erhält die Frau eine Nuss, Haselnuss und Mandel und vermag erst zu gebären, als der Gatte seine Hand auf sie legt. "Prinz Krebs"; der vom Fischer aufgezogene Krebs erfüllt des Königs Aufgaben, aber die Schwieger verbrennt seine Schalen. "La tête enchantée"; ein abgehauener Kopf fordert Aufnahme bei einer Alten, wird des Sultans Schwiegersohn; eine Zigeunerin verdrängt die beim schlafenden Gatten Weinende; ein Neger schenkt ihr drei Früchte. "The pumpkin"; das Kürbiskind erfüllt des Königs Aufgaben, entflieht als Vogel, wie die Gattin sein Geheimnis verrät. "Donkey-skin"; eine Negerin verdrängt die beim Gatten wachende Frau. - Rumänisch: "Trandafiru"; das Kürbiskind soll verbrannt werden; Mittwoch, Freitag und Sonntag schenken Spinnrocken, Haspel und Gluckhenne; die Frau fleht ihren Gatten an: Umschlinge mich mit deinen Armen, dass der Eisenreif von meinem Leib springe und dass ich gebären möge den Sohn von deinem Blut, den ich unter meinem Herzen trage! "Von der Schlange, die ein Weib gebar". "Das verwunschene Schwein"; sie bindet einen Faden um den Fuss des schlafenden Mannes, erklimmt das Haus auf einer Leiter aus den Knochen der von Mond, Sonne und Wind erhaltenen Hühner. "Die drei Sterne"; Schwein erfüllt des Königs Aufgaben; die Frau nimmt drei Burschen Zauberstab, Hut und Schuhe fort, wird samt Mann und Kind in Sterne verwandelt. - Serbokroatisch: "Wieder vom Schlangebräutigam"; Sonne, Mond und Wind schenken der Frau Spinnrocken, Henne und Webstuhl; als der wiedergefundene Gatte seinen Arm um sie schlingt, gebiert sie einen Sohn. "Der Igel-Bräutigam"; der Igel führt den verirrten König aus dem Wald. Aus Kroatien: das goldhörnige Lamm bringt der Vater der jüngsten Tochter mit; als seine Haut verbrannt wird, verschwindet es; sie eilt ihm nach und umarmt es; die Frau gebiert erst, als der Schlangenmann die Hand auf sie legt. - Tschechisch: der Bär zerreisst alle Bräute; die letzte, die ihm die Haut abwäscht, wird mit abgehauenen Händen samt ihrem Kind verstossen, von einem Greis geheilt, wirft auf den verzauberten Bären einen Kranz aus Rosen, wird verdrängt durch eine andere Braut. "Von der weissen Schlange"; Schlange aus dem Wald aufgezogen, löst Aufgaben des Fürsten; eine Hexe verbrennt die Haut. "Der weisse Bär"; zwei Bräute zerrissen; Mond, Sonne und Wind schenken drei Kästchen mit Knöchlein, die sich in Kleider verwandeln. - Polnisch: der Geist der Heilquelle erscheint als Klotz, Rinde von den Schwestern verbrannt; Sonne, Mond, Wind helfen. "Die Schlange"; Mädchen verbrennt die Haut, muss sieben Jahre vor dem Schloss stehen. - Kaschubisch: "Treue Liebe"; die Kröte gibt Wasser aus dem Brunnen, als das Mädchen sagt: Mein Liebster. - Kleinrussisch: aus dem draussen gefundenen Ei kriecht nachts ein Knabe. Aus Kiew: als sie zwölf Kleider ablegt, tut der Schlangenjüngling zwölf Häute ab; die letzte wirft sie ins Feuer. - Weissrussisch: "Prinz Drache und die selbstspinnenden Rädchen"; die Verse des auf dem Drachen davon eilenden Mädchens erinnern an die Worte des Fuchses im deutschen Märchen von Hurleburlebutz. Von den drei Schwägerinnen des Drachen erhält es drei Spinnräder und entgeht der Tücke des Fährmanns auf dem blutigen Meer. "Der in einen Krebs verwünschte Prinz"; der vom Fischer gefangene Krebs löst des Königs Aufgaben und heiratet die Prinzessin. - Litauisch: "Vom weissen Wolf"; Wind, Stern, Mond, Sonne helfen; Glasberg erklommen; Frage vom alten Schlüssel. In einer seltsamen Fassung bei Dowjna Sylwestrowicz ist der Gott Perkunas an die Stelle des Tierbräutigams getreten; als die Heldin auf der Hochzeit ihrer zweiten Schwester in der Trunkenheit sein Geheimnis ausplaudert und ihm nachwandert, reisst er sie in Stücke und verstösst ihre Kinder. - Estnisch: "Der in eine Schlange verwandelte Mann"; Würmlein erfüllt des Königs Aufgaben; drei Schwägerinnen schenken Spindel, Tuch und Laken. -

Ungarisch: "Der Schlangenprinz"; Mond, Sonne, Wind schenken Spindel, Weife und Henne; Kind geboren. "Die Schlangenhaut"; Mond, Sonne, Wind schenken goldene Fische, Kunkel und Flachs; blutiges Hemd gewaschen; Kind geboren. - Zigeunerisch: "Der verzauberte Königssohn"; Pferd entzaubert, als die Frau das zurückgelassene Haar küsst. "Der Schlangenkönig"; auffallend ähnlich der indischen Erzählung von Tulisa: eine Hexe reizt die schöne Lolerme, nach dem Namen des Gatten zu fragen, und wird durch den Vogel Tscharana getötet, den Lolerme im Busen ausgebrütet hat. - Armenisch: "Enfant-serpent, enfant-soleil"; mit einer merkwürdigen Fortsetzung; die Stiefmutter, welche die Heldin dem menschenfressenden Schlangenprinzen preisgegeben hatte, stösst sie nach dessen Erlösung in den Strom; sie verliert auch den zweiten Gatten, als ihn ein Sonnenstrahl trifft, kehrt aber, nachdem seine Mutter ihn durch ein von der Sonnenmutter geholtes Heilwasser belebt hat, zu ihrem ersten Gatten zurück. - Ähnlich imeretinisch: das Mädchen stürzt die Schwester des bösen Dewi in den Kessel und entrinnt dem Verfolger durch Auswerfen von Spiegel, Kamm und Schere; den Prinzen zu beleben, holt seine Mutter ein Heilmittel von der Sonnenfrau, ihrer Schwester; unterwegs werden ihr Fragen aufgetragen. - Türkisch: "Der Schlangenprinz"; die Frau besucht drei Schwestern des entflohenen Gatten, gebiert einen Sohn und verbrennt erst dann die Schlangenhaut. - Arabisch aus Ägypten: "Les quarante boucs et le bouc chevauchant sur le bouc"; als die drei Sultanstöchter ihre Taschentücher ihren zukünftigen Gatten zuwerfen, fällt das der jüngsten Tochter auf einen Bock; als sie sein Geheimnis verrät, verschwindet er; sie erbaut ein Bad, in dem jeder eine Geschichte erzählen muss. - Syrisch: "Die Stampfkeule"; die Keule erfüllt des Königs Aufgaben, entflieht als Taube der plauderhaften Frau und wird von ihr im türlosen Schloss aufgesucht. - Indisch: "Des Holzhauers Tochter"; eine Stimme aus dem Brunnen fragt die schöne, aber arme Tulisa, ob sie des Sprechers Frau werden wolle; sie willigt ein und lebt in einem herrlichen Palast, bis die feindselige Mutter ihres Gatten, des Schlangenkönigs Basnak Dau, sie durch eine alte Frau misstrauisch macht und nach dem Namen des Gatten fragen heisst. Da verschwindet er und mit ihm alle Pracht. Sie muss nun im Dienst der Königin schwere Arbeiten verrichten, ein Eichhörnchen hilft ihr dabei und lehrt sie, ein Ei des Vogels Huma an ihrer Brust auszubrüten; der Vogel bricht den Zauber, indem er der grünen Schlange, die sich um den Hals der Königin ringelt, die Augen auspickt. Auch Bei "The ruby prince" wird der aus einem Rubin hervorgegangene Schwiegersohn des Königs auf die Frage seiner neugierigen Frau wieder zu einer Schlange und wird erst mit Hilfe einer Tänzerin von ihr aufgefunden. Eine in eine neuere Fassung der Sinhânsana-dvatrinçikâ eingeschaltete Erzählung erinnert an KHM 144: Ein verzauberter Esel gewinnt die Königstochter Madanarekhâ zur Gattin, nachdem er die Stadt des Königs mit einer kupfernen Mauer umgeben und einen Palast erbaut hat, und wandelt sich nachts zum Menschen; als aber die Schwieger das Eselsfell ins Feuer wirft, steigt der Götterjüngling zum Himmel auf, da sein Fluch zu Ende sei; die zurückbleibende Frau wird Mutter Vikramâdityas. - Im mongolischen Siddhi-kür verbrennt die Frau des Vogels, der ihr das verlorene Kalb gewiesen hat, auf den Rat einer Alten das Vogelhaus, während jener zum Fest geritten ist, verliert den Gatten, da sie nicht sieben Tage lang zu wachen vermag, und erhält ihn wieder, nachdem sie ihm ein neues Haus gebaut. Bei Ramstedt heiratet das blaugraue Fell, das die Forderungen des Chans erfüllt, dessen Tochter, wird aber von der Schwägerin ins Feuer geworfen; seine Frau belauscht nach einer Walfahrt zum Lama drei badende Schwäne und findet in ihnen den verlorenen Gatten und seine Schwestern wieder. - In einer javanischen Sage wird der Gatte einer Prinzessin, der nur nachts seine Krebsschale ablegen kann, von einem feindlichen Affen durch Zerbrechen der Schale getötet, aber durch seine Frau, die sich in einen Dornbaum verwandelt, gerächt. - Bei den Tagalog auf den Philippinen ist eine spanische Fassung des Märchens bekannt "Juan del Mundo de Austria and the princess Maria". Maria heiratet die Schlange, die ihren Vater geheilt hat, verrät deren Geheimnis, sucht bei Tieren und Riesen den verschwundenen Gatten und erkauft bei seiner zweiten Frau Loriana durch ein Küchlein Zutritt zu ihm; der Erzbischof entscheidet den Streit beider Frauen. "The enchanted ring"; Maria will sich, da eine Negerin ihr das Heilmittel für den Gatten abgenommen hat, umbringen, wird aber durch den lauschenden Mann verhindert. - Chilenisch: "El principe Jalma"; der unsichtbare Gatte beleuchtet; vier Winde schenken Henne, Haspel, Kamm und Schale.

Zur vierten Gruppe rechnen wir die Märchen, in denen ein Prinz in Vogelgestalt (als Taube, Sperling, Falke, Adler) zu einem schönen Mädchen fliegt und, sobald er bei ihr ist, sich in einen Menschen verwandelt, aber von den feindseligen Schwestern (der Mutter) der Geliebten durch Messer, Dornen oder Glassplitter schwer verwundet wird; das Mädchen zieht dem Entflohenen nach und erfährt unterwegs aus einem belauschten Gespräch von Tieren oder Hexen, wie seine Wunden geheilt werden können. Bereits im 14. Jahrhundert berichtet das Rittermärchen vom Junker und dem treuen Heinrich; ähnliches von einem Jüngling, der als Vogel ins Gemach der Königstochter von Cypern gelangt und sie darauf im Turnier zur Gattin gewinnt. Noch früher findet sich die gleiche Situation im irischen Book of Lecan, wo der König Conaire Mor aus der Verbindung einer verstossenen Prinzessin mit einem sie in Vogelgestalt besuchenden Feenmann hervorgeht, und im französischen Lai Yonec der Marie de France; nur dass es hier die junge Gattin eines alten Ritters ist, welche den Habicht-Jüngling empfängt, und dass der betrogene Gatte den Eindringling tödlich verwundet, wofür er später von dem aus jenem Bund hervorgegangenen Sohn erschlagen wird. - Siebenbürgisch: die drei Stiefschwestern Einaug, Zweiaug, Dreiaug belauschen den Besuch des Vogels beim Mädchen, wie in der brasilischen Fassung; Sonne, Mond, Wind; drei Nächte erkauft. - Französisch: Aulnoy, L'oiseau bleu; hier ist aber der von einer Fee in einen blauen Vogel verwandelte König Charmant, der allnächtlich die schöne gefangene Florine besucht, nicht imstande, sein Federkleid abzulegen; als er durch Messer verwundet wird, die ihre Stiefmutter an den Baumzweigen angebracht hat, zieht im Florine nach und findet ihn geheilt in menschlicher Gestalt. - Italienisch: "Il principe Amabile"; der Drache, den Amelia küsst, wird zu einem Kristallkästchen, das ihre Schwestern zerbrechen. Entfernter stehen die Märchen, in denen ebenfalls ein Vogel von seiner Verzauberung befreit wird, sowie Basiles "Verdeprato", wo der Geliebte der Nella diese nicht in Vogelgestalt besucht, sondern durch einen unterirdischen Gang von Kristall, den ihre Schwestern zerbrechen, und drei Märchen aus Rom, die man als Gegenstücke zu Basiles "La mortella" bezeichnen kann; denn aus dem Blumentopf im Schlafzimmer kommt hier nicht ein Mädchen heraus, sondern ein Jüngling. Bei "Li palli magichi" vermag die Königin, deren Gatte aus Neid auf die Schönheit des Kaisersohnes von Frankreich gestorben ist, diesen Prinzen herbeizuzaubern, indem sie drei goldene Kugeln in ein Becken voll Milch wirft; ihre Magd aber schüttet Glasstaub hinein. - Portugiesisch: "Os tres reinos"; Wanderung zu Sonne, Mond, Wind. - Serbokroatisch: in einem Volkslied aus Dalmatien fliegt ein Falke zu der in einem festen Turm verwahrten Tochter des Königs von Stambul, indem er das Fenster zerbricht; als er scheidet, heisst er sie in die Falkenberge ein Brieflein senden; vom Vater verstossen, wandert sie zur Burg seiner Mutter; nach Mitternacht kommt auch der Falke, dessen Federkleid nun von seiner Mutter verbrannt wird. In einer andern Fassung halten Feen den Falken gefangen. - Grossrussisch: der Habicht Finisno-jasno-sokol, von dem sich die jüngste Tochter eine Feder gewünscht hat, verwundet sich an den Messern, welche die Schwestern ans Fenster gesteckt; sie zieht mit den eisernen Stiefeln, eisernen Stöcken und eisernen Prosphoren (Hostien) aus durch dreissig Länder und erlangt für Kleinode Zutritt zu seinem Schlafgemach. - Zigeunerisch: "Von des Paschas Tochter und dem Täuberich"; die Jungfrau hängt dem sie besuchenden Tauber ihre Armbänder um und wandert zu seiner Mutter, die auf ihren Rat alle Hähne und die Tauben, die sich an dem mit Teer bestrichenen Fenster fangen, schlachtet und des Taubers Flügel verbrennt. - Indisch: "The fan prince"; als der König seine jüngste Tochter fragen lässt, was er ihr mitbringen soll, antwortet sie, weil sie gerade im Gebetbuch liest, dem Boten: Sabr (warte)! Der Bote bestellt, sie wolle Sabr. Auf der Heimfahrt rückt das Schiff des Königs nicht von der Stelle; da denkt er daran, dass er die Bitte seiner Tochter vergessen hat, und sendet einen Diener mit 4000 Rupien auf den Markt. Wie der Diener erfährt, dass Sabr der Name des Königssohnes ist, geht er zu diesem, erzählt ihm von seinem Auftrag und erhält eine kleine Büchse, die nur die Königstochter öffnen soll. Der König kehrt heim und schickt die Büchse der Tochter. Sie findet darin einen Fächer; wie sie sich damit fächelt, steht der Prinz vor ihr; wenn sie den Fächer dreht, verschwindet er wieder. Sie feiern bald ihre Hochzeit, aber die neidischen Schwestern streuen Glasstaub ins Bett, und der Prinz erkrankt und eilt davon. Als Yogi verkleidet, wandert seine Gattin ihm nach, vernimmt nachts aus dem Gespräch zweier Vögel, dass die Erde unter diesem Baum den Prinzen gesund machen kann, und heilt unerkannt ihren Gatten. Heimgekehrt ruft sie ihn durch den Fächer herbei und zeigt ihm seinen Ring und das Taschentuch, das sie sich als Arzt zum Lohn ausgebeten hatte. - Brasilien: "O papagaio do limo verde"; Einaug, Zweiaug, Dreiaug; die Frau erkauft mit den Gaben von Mond, Sonne und Wind drei Nächte und heilt den Gatten mit der von den Tauben angegebenen Arznei.

Apuleius (Metamorphoses 4, 28-6, 24): Psyche ist bei dem römischen Erzähler die jüngste von drei Königstöchtern und von so wunderbarer Schönheit, dass die Göttin Venus eifersüchtig wird und ihrem Sohn Amor gebietet, sie mit Liebe zum widrigsten Menschen zu erfüllen. Da sich für Psyche kein Freier meldet, fragen die Eltern das Orakel des milesischen Apollo; es gebeut, Psyche auf einem Berg auszusetzen als Beute eines schlangenförmigen Ungeheuers, das geflügelt den Äther durcheilt und vor dem alle Götter zittern. Das geschieht, aber ein sanfter Wind trägt die von den weinenden Eltern Verlassene in einen Zauberpalast, wo unsichtbare Geister sie bedienen. Nachts erscheint der Herr des Palastes und macht sie zu seiner Frau, doch sieht sie nie seine Gestalt. Ihre Schwestern, die der Gatte auf ihre Bitte nach ernstlichem Sträuben durch den Westwind zum Besuch holen lässt, bereden sie, dem Drachen, der nachts ihr Lager teile, mit einem Messer den Kopf abzuschneiden. Diesem Rat folgt die leichtgläubige Psyche, sie zündet in der nächsten Nacht eine Lampe an; wie sie aber statt des Ungeheuers einen göttlichen Jüngling erblickt, entfällt aus der zitternden Hand ein Tropfen glühenden Öls auf die Schulter des Schlafenden; er erwacht und enteilt. Verzweifelnd eilt Psyche umher und tritt, nachdem sie an den boshaften Schwestern Rache genommen, in den Dienst der erzürnten Venus, die sie foltern lässt und ihr schwere Aufgaben auferlegt: verschiedene Getreidearten sondern, Wolle wilder Schafe und Wasser aus der stygischen Quelle holen, wobei Ameisen, Schilf und Adler ihr mitleidig helfen. Die letzte Prüfung führt sie in den Tartarus; sie holt von der Totengöttin Schönheitssalbe, lüftet aber aus Neugier den Deckel der Büchse und sinkt ohnmächtig nieder. Da schwebt der inzwischen genesene Amor herzu, erweckt sie und bewegt Jupiter, Psyche Unsterblichkeit zu verleihen und sie ihm als rechtmässige Gattin zu vermählen.

Bei Apuleius fehlt der in so vielen Märchen ausgesprochene Gedanke der Erlösung eines für längere Zeit in Tiergestalt gebannten Jünglings. Ferner ist seine Erzählung keine originale Erfindung, sondern hat eine Vorgeschichte. Auf verschiedenen Kunstwerken aus alexandrinischer und römischer Zeit erblicken wir den trauernden Eros, das selige Paar Eros und Psyche und die Peinigungen der Psyche, die allerdings von Eros und nicht von seiner Mutter ausgehen; und ähnliche Vorstellungen begegnen in einem griechischen Zauberpapyrus, dem Liebeszwang des Dardanos. Ein anderes Zaubergebet redet von der bei Apuleius nur flüchtig erwähnten Tiergestalt des Eros, der in verschiedenen Weltgegenden krokodilsartig oder als geflügelter Drache als in seiner wahren Erscheinungsform auftritt. Ausserdem scheinen Motive, die ursprünglich nichts mit Eros und Psyche zu tun hatten, eingeflochten zu sein: der überirdische Liebhaber Zeus, der von der sterblichen Semele nicht in seiner eigentlichen Gestalt gesehen werden will, die mit Hilfe von freundlichen Tieren gelösten Aufgaben der feindseligen Schwieger, die Höllenfahrt der babylonischen Göttin Istar nach dem Lebenswasser, um den geliebten Tammuz zu erlösen, dazu die gnostische Lehre vom unsichtbaren Bräutigam der Seele. Und bei der Verknüpfung solcher Märchenmotive mit feststehenden Göttertypen und allegorischen Figuren sind in die Komposition einige Widersprüche hineingeraten.

Parallel mit den Psychemärchen haben sich die Erzählungen von der Verbindung eines sterblichen Mannes mit einer Frau aus überirdischem Geschlecht, einer zeitweise in Tiergestalt erscheinenden Fee wie Melusine, entwickelt. Aus den Motiven, welche hier eine Trennung des ungleichartigen Paares bewirken, heben wir zwei hervor, die uns in den bisher aufgezählten Fassungen gleichfalls häufig entgegentraten: die Beleuchtung der nächtlichen Lagergenossin und die Mitteilung des Geheimnisses an andre. Den ersten Zug enthält das französische Epos von Parthenopéus de Blois aus dem 12. Jahrhundert; der Held bricht auf Drängen seiner Mutter sein Gelübde und hält die Laterne über die geliebte Meliur, die er erst nach dritthalb Jahren erblicken soll. - Dagegen hat die Verbrennung der Tierhaut meist die sofortige Erlösung der Frau zur Folge. Auf Celebes: sieben Krabben, die eine Frau geboren und in den Fluss geworfen, verwandeln sich badend in Mädchen und bleiben es, als Jünglinge ihnen die Hülle fortnehmen; ebenso ein von einer alten Frau aufgezogenes Schweinchen, als ein Jüngling ihm den Rock raubt.

Häufig ist die Erlösung einer Schlangenjungfrau durch einen Kuss. Zu dem schönen Zug, dass die unglückliche Frau durch die Welt zieht und die ganze Natur um Beistand bittet, endlich auch die Gestirne und Winde: wie das Mädchen bei Sonne, Mond und Wind und deren Müttern Hilfe sucht, so bittet im ungarischen Märchen von Zauberhelene Prinz Argilus, dem seine Frau geraubt ist, den Sonnenkönig, Mondkönig und Sternenkönig, seine Schwäger, um Beistand. Im schlesischen Märchen kehrt der seine Schwester suchende Jüngling bei Wind, Rabe und Sonne ein. Ähnlich erzählen rumänische Märchen von den hilfreichen drei Müttern Mittwoch, Freitag und Sonntag.


Variantenverzeichnis

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Besenstielchen. Bechstein/Deutschland 69a
Der Eisenofen. Grimm/KHM 127
Die goldene Wurzel. Basile/Italien 5,4
Östlich von der Sonne, westlich vom Mond. Asbjörnsen/Norwegen 1,41
Das singende springende Löweneckerchen. Grimm/KHM 88
Die Schöne und das Tier. Leprince/Frankreich
Von dem Sommer- und Wintergarten. Grimm/KHM 68 (1812)
Der verwunschene Zarensohn. Afanasjew/Russland 276


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