Schwanenjungfrau
  400
  Märchentyp AT: 400; cf. 401
  Grimm KHM: Der König vom goldenen Berg 92; Die Rabe 93;
  Die drei schwarzen Prinzessinnen 137; Der Trommler 193
  
  
  Ein Junge beraubt eine
  Schwanenjungfrau ihres Federkleides oder eines
  Kleidungsstückes und zwingt sie dadurch zur Ehe. Da das
  Federkleid (Kleidungsstück) nicht verbrannt wurde,
  erhält sie es wieder und flieht. Es folgt die Suche des
  Jungen nach der Schwanenjungfrau. Er begegnet dabei drei
  alten hilfreichen Frauen, bei denen er übernachtet und
  die ihm den Weg weisen, Tieren verschiedener Sphären
  (Landtiere, Wassertiere, Vögel), dem Nordwind oder
  streitenden Riesen und erwirbt verschiedene Zauberdinge:
  Mantel, Schuhe, Schwert etc. Er muss einen hohen Berg
  (Glasberg) erklimmen oder wird von einem Adler dorthin
  gebracht, und erreicht schliesslich das jenseitige Schloss
  mit der Prinzessin. Diese soll verheiratet werden, doch
  der Junge besiegt mittels der Zauberdinge seinen
  männlichen Widersacher. Oder er gibt sich zu erkennen,
  worauf das Gleichnis vom alten und neuen Schlüssel folgt.
  Der Freier tritt ab und er wird von der Prinzessin
  geheiratet.
  
  
  Anmerkung
  
  Die Hauptversion des Märchens wird mit der von anderen
  Märchen her wohlbekannten Einleitung von drei Brüdern,
  die nacheinander einen Acker bewachen, gekoppelt. Nur der
  Jüngste entdeckt den Schwan, beraubt ihn seines
  Federkleides, gibt es ihm aber gegen das Eheversprechen
  zurück und bekommt schliesslich einen Ring als
  Erkennungszeichen, worauf der Schwan verschwindet. Das
  Verschwinden kann auch nach der Hochzeit geschehen, aber
  in jedem Fall fordert die Heldin den Helden auf, sie zu
  suchen, und nennt dabei oft den Namen des
  Aufenthaltsortes. Auf der Suche nach seiner verlorenen
  Braut trifft der Held zwei Männer, die um ein Erbe
  streiten, das aus einem Tarnmantel, Hundertmeilenstiefeln
  oder ähnlich kostbaren Dingen besteht. Unter dem Vorwand,
  das Erbe zu teilen, setzt er sich in den Besitz der
  Gegenstände und verschwindet (siehe 518). Kaum im Besitz
  dieser Gegenstände, muss der Jüngling "die drei
  wegweisenden Instanzen" aufsuchen. In einigen
  Varianten sind dies Sonne, Mond und Wind, und sie helfen
  ihm, den Aufenthaltsort der Heldin zu finden. Meistens
  sind es aber drei alte Männer oder Frauen, die über
  verschiedene Tiere herrschen, und mit ihrer und eines
  Vogels Hilfe erreicht der Jüngling den Ort, an dem sich
  die Heldin befindet. Das Motiv vom Flug mit dem Vogel ist
  manchmal so ausgebildet wie im Märchen vom Bärensohn
  (301AB).
  Der Schluss des Märchens ist durch seine vielfach
  wechselnden Formen interessant. Die oben besprochenen
  Varianten, die damit beginnen, dass der Jüngling einen
  Acker bewacht und die Schwanenjungfrauen dort entdeckt,
  endigen oft damit, dass der Jüngling seine Braut
  ungefähr so wie der Bärensohn (301) befreit, nachdem er
  den Drachen, Riesen oder Unhold besiegt hat, der sie der
  Vorstellung nach in seiner Gewalt hatte. Im Zusammenhang
  damit wird oft der Ring als Erkennungszeichen vorgewiesen.
  So endet auch eine grosse Anzahl der Varianten, die bei
  den slawischen Völkern bekannt sind. Die übrigen
  europäischen und einige indische, nord- und
  westasiatische Varianten schliessen hingegen damit, dass
  der Held sich nur mittels seines Ringes oder dergleichen
  zu erkennen gibt. In einem ziemlich grossen
  orientalisch-europäischen und besonders
  orientalisch-slawischen Gebiet werden dem Helden wie im
  Märchen Die magische Flucht (313) durch den Riesen oder
  den Unhold schwere Aufgaben gestellt. Nach ihrer Lösung
  folgt in ungefähr der Hälfte der Fälle die eigentliche
  Flucht mit magischen Verwandlungen oder dem Wegwerfen
  verschiedener magischer Gegenstände.
  Ausser der oben wiedergegebenen Hauptversion haben wir
  drei weitere Typen mit einer im grossen gesehen auf
  Europa beschränkten Verbreitung. Im ersten dieser
  sekundären Typen ist ein Jüngling meistens schon im
  Mutterleib dem Teufel versprochen wurden. Er geht jedoch
  bei einem Priester in die Lehre und wird auf dieselbe
  Weise erlöst wie der Jüngling in 810 (Der Teufel und der
  magische Kreis). Er soll eine oder mehrere Prinzessinnen
  in einem Schloss erlösen, worin der Teufel haust.
  Manchmal sind sie schwarz oder versteinert. Die
  Wiederverwandlung geschieht dann nur Schritt für Schritt.
  Sie gelingt ihm jedoch, und er gewinnt seine Prinzessin,
  aber als er dann sein Elternhaus aufsuchen will,
  verstösst er gegen ihre Vorschriften und verliert den
  Wunschring (Flugring), womit er sich im Nu nach Hause und
  wieder zurück versetzen oder seine Gemahlin
  herbeiwünschen konnte. Er muss nun auf andere Weise die
  Heldin zu erreichen suchen und gewinnt sie wie in der
  Hauptversion mit Hilfe der magischen Gegenstände der um
  das Erbe Streitenden und nach dem Besuch bei "den
  drei wegweisenden Instanzen" zurück. Doch gibt er
  sich gewöhnlich wiederum durch einen Ring zu erkennen.
  In dem zweiten sekundären Typ ist der Held oft Soldat,
  und auch er erlöst eine oder mehrere Prinzessinnen
  dadurch, dass er sich drei Nächte in einem Schloss
  aufhält, worin Teufel hausen. Auch hier kommen schwarze
  oder in anderer Weise verzauberte Prinzessinnen vor, aber
  die Erlösung ist nicht vollzogen, bevor der Jüngling die
  Prinzessin auf einem bestimmten Platz erwartet, und als er
  sich mit ihr treffen soll, wird er mit Schlafdorn
  gestochen oder auf andere Weise in Schlaf versetzt und
  muss sie dann genau wie in der Hauptversion suchen. In
  einem dritten sekundären Typ ist genauso wie im ersten
  ein Jüngling schon im Mutterleib dem Teufel versprochen
  worden. Durch den Diebstahl eines Federkleides oder eines
  Kleidungsstückes wird ihm die Hilfe einer
  Schwanenjungfrau zugesagt. Darauf folgen zuerst schwere
  Aufgaben und dann die magische Flucht und die vergessene
  Braut. Dieser Typus unterscheidet sich von 313 nur durch
  das eingeschobene Schwanenjungfraumotiv.
  Im Çatapatha-Brahmana ehelicht Pururavas die Fee (d.h.
  "Apsara") Urvaçi. Nach Übertreten des Gebotes
  verschwindet sie, und schliesslich findet er sie in
  Schwanengestalt wieder. Auf der Balkanhalbinsel ist die
  eigentliche Vorstellung von Schwanenjungfrauen genau wie
  in Indien in den Volksglauben übergegangen (in Indien
  "Apsaras", auf dem Balkan "Neraiden").
  Wir scheinen hier ein Gegenstück zu dem Glauben der alten
  Ägypter zu haben, dass die Störche Menschen seien, oder
  zum Volksglauben an Jungfrauen in Seehundsgestalt an den
  Küsten der Ost- und Nordsee.
  Ein Studium der am besten erzählten orientalischen
  Version des Hauptmärchens, welche zweifelsohne die
  Erzählung von Hassan von Basra in Tausendundeiner Nacht
  mit ihren drei Varianten in derselben Märchensammlung
  ist, zeigt zwar, dass der Teil des Märchens, der von den
  Schwanenjungfrauen handelt, ohne Zweifel dem
  indisch-persischen Kern von Tausendundeiner Nacht
  angehört, aber auch, dass die Konturen schon in diesem
  Teil des Märchens so verwischt wurden, dass die
  unverkennbar ursprünglich geradlinige Komposition sich
  erst nach einer Analyse zeigt. Hinzu kommen einige
  deutliche Dublierungen. Ferner kommt hinzu, dass die
  Motive von den um das Erbe Streitenden und den drei
  wegweisenden Instanzen ihre Plätze getauscht haben oder
  ebenfalls Erweiterungen sind. Es hat demnach eine
  Umarbeitung stattgefunden, und zwar möglicherweise schon
  auf persischem Boden.
  Das Märchen ist in Europa durch das Wielandslied am
  frühesten belegt, das einer unserer ältesten Eddalieder,
  aber gleichzeitig südgermanischen Ursprungs ist. Das
  Motiv der Erzählung scheint nicht der Sage oder den
  Sekundärtypen entlehnt zu sein, sondern der Hauptversion.
  Dafür sprechen teils die sowohl im Märchen als auch in
  der Erzählung vorkommenden beiden Bräute, teils die drei
  Brüder. Die letzteren sind zweifelsohne von den drei vor
  allem nach dem Norden gehörenden, den Acker bewachenden
  Brüdern inspiriert, die dann mit Wieland und seinen
  beiden Brüdern kombiniert wurden. Drei
  Schwanenjungfrau-Ehen gibt es dagegen in keiner Variante
  des Märchens oder der Sage. Das ist eine Gestaltung, die
  ganz und gar dem Lied angehört. Der Ring, den Niduds
  Männer Wieland rauben, hat sein Gegenstück in der
  ebenfalls südgermanischen und in der Lieddichtung
  übrigens durchschimmernden Siegfriedsage, ist aber mit
  dem Erkennungsring der Hauptversion und nicht mit dem
  Wunschring (Flugring) des ersten Sekundärtyps in
  Zusammenhang zu bringen. Wir werden auch gleich sehen,
  dass dieser Sekundärtyp jünger als das Wielandslied ist.
  Es scheint, als ob dieses Lied und die Siegfriedsage ihre
  Wurzeln in der gleichen Richtung hätten, d.h. dass der
  Stoff einst der Donau und dem Rhein gefolgt ist (siehe
  519). Dies würde auch erklären, wie die
  Wielandsüberlieferung durch den Daedalusmythos bereichert
  wurde.
  Ausser im Wielandslied finden wir Spuren des Märchens
  früh in literarischen Bearbeitungen sowohl auf
  französischem Gebiet, u.a. bei Marie de France (um 1150)
  in Lanval als auch auf keltischem, italienischem und
  deutschem Sprachgebiet. Auf deutschem Sprachgebiet ist
  Albrecht von Scharfenbergs Seifrid de Ardemont (14.
  Jahrhundert) bemerkenswert. Hierin wird eine Jungfrau in
  Schlangengestalt durch den Aufenthalt eines Jünglings in
  einem verzauberten Schloss während dreier Nächte
  erlöst. Das Schlussmotiv lässt eine in gewisser Hinsicht
  mit Hassan von Basra in Tausendundeiner Nacht gemeinsame
  Quelle vermuten. In beiden erreicht der Held nämlich die
  von ihm Begehrte oder die Schwanenjungfrau dadurch, dass
  er sich in eine Pferde- resp. Kamelhaut einnähen lässt
  und von einem Vogel (Greif, resp. Rock) in ihr Land
  geführt wird - siehe dazu auch die chinesischen Varianten
  des Märchens Weberin und Kuhhirt mit dem Einnähen in
  eine Kuhhaut.
  Ein mit dem Schwanenjungfraumotiv verwandtes Motiv
  finden wir in dem aus antiken Vorstellungen geholten
  Märchen von Melusine von Jean D’Arras (aus dem Jahr
  1387) wieder. Einer Heroisierung des Motivs begegnen wir
  u.a. im Märchen von dem von einem Schwan gezogenen
  Lohengrin, dessen Herkunft und Name nicht erfragt werden
  dürfen (siehe 451).
  
  Literatur
  Findeisen, H.: Mensch und Tier als Liebespartner
  in der volksliterarischen Überlieferung Nordeurasiens und
  der amerikanischen Arktis. Augsburg 1956.
  Frank, E.: Der Schlangenkuss. Leipzig 1928.
  Hanika, J.: Die schwarzen Prinzessinnen. In: Rheinisches
  Jahrbuch für Volkskunde 2, 1951, p. 39-47.
  Hartland, E.S.: The science of fairy tales. Detroit 1968.
  Heisig, K.: Über den Ursprung der Melusinensage. In:
  Fabula 3, 1960, p. 170-181.
  Kretschmar, F.: Hundestammvater und Kerberos. Stuttgart
  1938.
  Moog, H.: Die Wasserfrau. Köln 1987.
  Moor, E.: Über das Märchen von der verwünschten
  Königstochter: Grimm Nr. 93. In: Aus den
  Forschungsarbeiten d. ungar. Inst. u. d. Collegium
  Hungaricum. Berlin, Leipzig 1927. p. 185-220.
  Mudrak, E.: Herr und Herrin der Tiere. In: Fabula 4, 1961,
  p. 163-173.
  Petzoldt, L. u.a.: Der Dämon und sein Bild. Frankfurt
  1989.
  Petzoldt, L.: Von der Liebe zu übernatürlichen Frauen.
  In: Rudin: Wahr sein kann man. Pforzheim 1990, p. 89-100.
  Schmaus, A.: Das Seelentier der Fee. In: Festschrift für
  M. Woltner zum 70. Geburtstag. Heidelberg 1967, p.
  219-227.
  Spiess, K.v.: Die Sagen von der Fisch- oder
  Schlangenjungfrau. In: Wiener Zeitschrift für Volkskunde
  46, 1941, p. 31-42.
  
  Märchen
  >> Von
  drei Schwänen
  >> Der Jäger
  und die Schwanenjungfrau
  >> Die
  Wildgänse
  >> Die weissen
  Vögel vom Arpsee
  >> Der Kuhhirt
  und die Spinnerin
  >> The swan
  maiden
  >> Swan maiden
  and the king
  >> The golden
  apple tree and the nine peahens
  >> The peacock
  maiden
  >> Prince
  Bairam and the fairy bride
  
  Hinweise
  Der König vom goldenen Berg:
  Eine andere, abweichende Fassung aus Zwehrn: Ein
  Fischer soll die Fische liefern, die er schuldig ist, und
  kann keine fangen. Da kommt der Teufel, und er verschreibt
  ihm für reichen Fischfang seinen Sohn. Am andern Tag
  führt er ihn hinaus auf eine Weise, wo ihn der Teufel
  holen will; aber der Jüngling nimmt die Bibel mit, macht
  einen Kreis und setzt sich hinein, so dass der Böse sich
  ihm nicht nähern kann. Der Teufel heisst ihn die Bibel
  hinwerfen, aber er tut es nicht; da wirft der Teufel ihm
  den Stuhl um, so dass der Kreis zerbrochen wird, und
  schleppt ihn eine Ecke mit sich; aber jener lässt die
  Bibel doch nicht fallen, und der Böse muss endlich von
  ihm weichen. Der Jüngling geht fort und kommt in ein
  grosses Haus, darin ist eine Stube, in der es niemand
  aushalten kann; er aber legt sich da schlafen. Nachts
  kommt ein Diener ohne Kopf, der deutet ihm an, es sei eine
  verwünschte Königstochter in dem Haus, die solle er
  erlösen, das könne er aber, wenn er sich vor nichts
  fürchte. Bald kommen Gespenster, die kegeln und packen
  ihn, ballen ihn zusammen und nehmen ihn zur Kugel und
  werfen ihn nach den Kegeln. Wie's aber vorbei ist,
  erscheint ein Geist und bestreicht ihn mit Öl, und er ist
  wieder frisch wie vorher. Die zweite Nacht kommen die
  Gespenster abermals, werfen Ball mit ihm, dass ihm alle
  Glieder knacken und brechen, und wie sie aufhören, sagen
  sie: "Morgen, wenn du noch da bist, sollst du in Öl
  gesotten werden". Aber er hat doch keine Furcht, und
  der gute Geist kommt und heilt ihn wieder. In der dritten
  Nacht machen die Gespenster ein grosses Feuer an, setzen
  einen Kessel mit Öl darüber und sagen: "Wenn das
  siedet, so werfen wir dich hinein". Und über ein
  Weilchen, als es zwölf schlägt, sagen sie: "Jetzt
  ist's Zeit!" fassen ihn und werfen ihn nach dem
  Kessel, aber er fällt neben hin, und aller Spuk ist
  vorbei. Es steht aber eine nackte Jungfrau neben ihm, die
  dankt ihm und sagt: "Ich bin eine Königstochter, du
  hast mich erlöst und sollst mein Gemahl werden". Da
  reist er fort; sie aber lässt sich überreden und verlobt
  sich mit einem andern, der eines Königs Sohn ist. Der
  junge Fischer begegnet auf dem Weg Zweien, die schlagen
  sich um einen Stiefel, wenn man den anzieht, macht man
  hundert Stunden mit einem Schritt. Da sagt er zu ihnen:
  "Den Streit will ich brechen. Stellt auch
  gegeneinander! Wem ich den Stiefel zuwerfe, der soll ihn
  haben". Sie drehen sich um, er aber zieht den Stiefel
  an, tut einen Schritt und ist hundert Stunden von ihnen
  weg. Ebenso erwirbt er einen unsichtbar machenden Mantel.
  Nun zieht er fort und kommt in die Stadt, wo die
  Königstochter eben ihre Hochzeit feiern will. Er geht mit
  seinem Mantel in das Zimmer und stellt sich hinter sie,
  niemand kann ihn aber sehen. Und wie sie essen will, hält
  er ihr die Hand, da erschrickt sie, blickt sich um, und er
  streift den Mantel ein wenig vom Kopf, so dass sie ihn
  erkennen kann. Da geht sie mit ihm hinaus, und er rät ihr
  dem Königssohn zu sagen, wenn man den alten Schlüssel
  wiedergefunden, bedürfe man des neuen nicht.
  Wir unterscheiden folgende Teile des Märchens: A. Der
  Vater verspricht unwissend seinen Sohn dem Teufel. - B.
  Der Jüngling erlöst eine in Schlangengestalt verzauberte
  Jungfrau durch drei qualvolle Nächte und wird ihr Gemahl.
  - C. Als er seine Eltern besucht, wünscht er wider sein
  Versprechen die Gattin herbei, die darauf verschwindet. -
  D. Der Jüngling nimmt streitenden Erben drei Wunschdinge,
  Schwert, Mantel und Stiefel ab. - E. und kommt unsichtbar
  in das Schloss seiner Frau, die eben eine zweite Heirat
  schliessen will.
  Aus Österreich: "Der Fischerssohn";
  Wanderung zu Mond, Sonne, Wind; Frage über den alten
  Schlüssel. - Heanzisch: bei Mond, Sonne und Wind; der
  Wind gibt Zauberstiefel; Frage vom alten Schlüssel. Aus
  Pommern: "Die Königin von Tiefental"; Wanderung
  zu Süd-, Ost- und Nordwind. "Das Schloss der
  goldenen Sonne"; der Jüngste von drei Brüdern
  tötet nach Anweisung der verzauberten weissen Hindin eine
  Hexe, wandert ein Jahr lang zu ihrem Schloss und feiert
  Hochzeit mit der Jungfrau; wie er dann seine Eltern
  aufsucht, beschützt ihn unterwegs sein in einen Zwerg
  verwandelter Schwager. - Dänisch: der Vater wird von drei
  verzauberten Prinzessinnen verpflichtet, in 18 Jahren
  seinen Sohn zu ihnen zu schicken; Wanderung zu drei Hexen.
  "Prinsessen med ønskeringen"; die Prinzessin
  von Rosenland hinterlässt dem Helden Bleischuhe; er nimmt
  streitenden Zwergen Schuhe, Mantel und einen Trog ab und
  kommt zur Mutter der Winde, Frage vom Schlüssel.
  "Prinsessen på Skammelsbjærg slot"; Wanderung
  zum Nordstern; Mond, Sonne. - Norwegisch: "Die drei
  Prinzessinnen aus Witenland"; Wanderung zu den Herren
  der Tiere, Vögel und Fische.
  "Soria-Moria-Schloss"; Halvor tötet in drei
  Schlössern drei Trolle und befreit drei Prinzessinnen; er
  fragt bei Mond und Westwind und tauscht für sein Pferd
  Siebenmeilenstiefel ein. - Rätoromanisch: "Il vento
  e l'annuvolato"; ein Hirt wird von einer wilden Frau
  Donna Chelina zum Gatten erwählt. - Aus Italien: ein
  unglücklicher Fischer erhält vom Teufel (Korsaren)
  Fische und Geld gegen das Versprechen, ihm seinen
  jüngsten Sohn zu überliefern; aber der Teufel vermag dem
  Knaben nichts anzuhaben, weil er das Zeichen des Kreuzes
  macht. Ein Adler trägt ihn in ein fernes Schloss und
  verwandelt sich dort in die junge Fee Aquillina. Nachdem
  er herangewachsen, wird er deren Gatte. Als ihn die
  Sehnsucht nach Eltern und Brüdern ergreift, gewährt ihm
  Aquillina ein Jahr Urlaub und schenkt ihm einen
  Wunschring, verbietet ihm aber, von ihr zu reden. Er
  besucht die Seinen und nimmt an einem Turnier des Königs
  von Granada teil, rühmt sich dort, dass er die schönste
  Frau habe, und ruft, dies zu beweisen, durch den Ring die
  Fee herbei. Zürnend erscheint sie, nimmt ihm Ross und
  Waffen und verschwindet. Liombruno trifft im Wald drei
  Räuber, die um einen unsichtbar machenden Mantel und
  Zauberstiefel streiten, bemächtigt sich der Wunschdinge,
  fragt auf einem hohen Berg die Winde, die dort bei einem
  Einsiedler einzukehren pflegen, nach Aquillinas Land und
  darf den Sirocco dahin begleiten. Unsichtbar kommt er in
  das Feenschloss und versöhnt sich mit Aquillina. -
  Slowenisch: Kuss erlöst die zur Schlange verzauberte
  Jungfrau, der Held soll den Ring niemandem zeigen, kommt
  zu Sonne, Mond, Wind. - Serbokroatisch: "Die Vila in
  Mühlenburg"; die verwünschte Stadt erwacht zum
  Leben als das Paar in die Kirche tritt; Mond, Sonne, Wind.
  "Die Vila vom Berge erzieht sich ihren Gemahl";
  vier Winde. Ristic-Loncarski: der Held heiratet die
  erlöste Jungfrau nicht, sondern eine Schlangenprinzessin,
  deren Haut er verbrennt; der Zar stellt ihm, um die Frau
  zu bekommen, schwere Aufgaben. Sbornik: drei Brüder
  sollen drei Jahre und drei Monate im verwünschten Schloss
  bleiben; der jüngste greift nach einer Blume und wird zu
  Stein. - Tschechisch: "Die schwarze Prinzessin".
  "Der Höllentanz"; der Gärtnerjunge mit den
  goldenen Haaren befreit die ältere "schwarze"
  Prinzessin und heiratet die jüngere. - Slowakisch: in der
  verzauberten Burg, in die der Pfeil des jüngsten Prinzen
  fällt, schläft die Prinzessin mit elf Hofjungfrauen; als
  er sich rührt, verschwinden sie; eiserne Schuhe; zwölf
  Glassärge. - Lappländisch: "Der arme Bursch, der
  Teufel und die goldene Burg"; keine Qualnächte;
  Ring; Könige der Fische und der Vögel; Schuhe und
  Mantel. - Ungarisch: Sándor wälzt den Stein von der
  verzauberten Kröte fort; erhält einen Zauberring; fragt
  bei Erde, Feuer, Wasser und Luft, raubt den Zwergen
  Mantel, Schuhe und Geldbeutel; Frage vom Schlüssel.
  "Die verwunschene Ente"; der Arme verkauft seine
  beiden Kinder nicht dem Teufel, sondern einem Grafen; der
  Sohn Janos gewinnt die Fee Ilona, als er auf die
  verzauberte Ente schiessen will; verschläft das
  Stelldichein, weil ihm der Kutscher eine Zigeunerwurzel in
  seinen Rock gesteckt hat; erlöst die Schlange durch drei
  Qualnächte. - Zigeunerisch: "Die verwünschte
  Stadt"; der Held erlöst die verzauberte Katze durch
  drei Qualnächte, dringt aber zu früh zu ihr und wird
  verwiesen; seine zweite Frau ist treulos und lässt ihn
  töten; als sein Pferd die Leiche zur ersten bringt,
  belebt diese sie.
  Der bretonische Ritter Graelent im französischen Lai
  gelangt, wie er im Wald eine weisse Hindin verfolgt, zu
  einem Quell, in dem drei Jungfrauen baden, gewinnt die
  Liebe der vornehmsten von ihnen, der er geloben muss, kein
  Wort zu sagen, wodurch ihre Liebe offenbar werde, und wird
  von ihr mit einem prächtigen Ross und Kleidern beschenkt.
  Als König Artus am nächsten Pfingsttag alle Ritter
  fragt, ob es eine schönere Frau unter der Sonne gebe als
  seine Gattin, schweigt Graelent lächelnd; wie aber der
  König ihn auffordert zu reden, erklärt er, er kenne eine
  dreissigmal schönere, und wird dazu verurteilt, binnen
  einem Jahr die Dame vorzustellen. Traurig reitet Graelent
  heim, vergeblich ruft er die Geliebte; am Gerichtstag soll
  schon das Urteil über ihn gesprochen werden, da erscheint
  die Schöne im Geleit ihrer Jungfrauen, erwirkt die
  Freisprechung des Ritters und reitet wieder von dannen.
  Graelent folgt ihr und fleht vergeblich um ihre Vergebung;
  erst als er zweimal ihr in den Bach nachsprengt und in die
  Gefahr des Ertrinkens gerät, erbarmt sie sich und nimmt
  ihn mit in ihr Land. - Ähnlich berichtet Marie de France
  vom Ritter Lanval, dass er im Wald in einem kostbaren Zelt
  eine Dame von wunderbarer Schönheit findet, ihre Minne
  geniesst, Geld und Gut gewinnt und die Geliebte oft, ohne
  dass sie einem andern sichtbar ist, wiedersieht. Als die
  Königin ihm ihre Gunst anträgt, lässt er sich zu der
  Erklärung hinreissen, er habe ein Geliebte, deren letzte
  Dienerin die Königin noch an Schönheit übertreffe. Die
  rachsüchtige Fürstin verklagt ihn bei Artus, der
  Gerichtstag wird anberaumt, in der letzten Stunde sprengt
  auf weissem Zelter die Geliebte Lanvals heran und erweist
  seine Aussage als wahr; dann steigt Lanval hinter ihr aufs
  Ross, das beide ins selige Feenland Avallon trägt. -
  Deutschland: hier reitet Mundirosa, die jungfräuliche
  Herrscherin eines Wunderlandes, dem Helden mit einer Schar
  von Rittern und Frauen entgegen und begrüsst ihn mit
  Umarmung und Kuss; beim Scheiden schärft sie ihm ein,
  dass er sich nie ihrer Schönheit rühme. Auf einem
  Turnier in Gassana, wo die Königstochter Duzisamor als
  die schönste gepriesen wird, übertritt er dies Gebot und
  soll sterben, wenn er nicht in fünf Tagen den Beweis
  erbringe. Mundirosa erscheint mit einem schwarzgekleideten
  Gefolge, alle sprechen ihr den Preis zu, sie aber nimmt
  Abschied von Seifrid. Später lässt er sich in eine
  Pferdehaut genäht von einem Greifen übers Meer in ihr
  Land tragen, befreit sie durch einen Zweikampf von ihrem
  Bedränger Girot und gibt sich ihr zu erkennen.
   
  Die Rabe:
  Das Märchen von der verwünschten Königstochter, die
  ein Jüngling erlöst, dann aber durch dreimaliges
  Einschlafen vor dem Stelldichein verliert und erst nach
  geraumer Zeit wiederfindet, zeigt in seiner zweiten
  Hälfte nahe Verwandtschaft mit KHM 92 und mit dem
  Trommler (KHM 193). Hält man unsre etwas getrübte
  Fassung mit den übrigen zusammen, so ergeben sich
  folgende Züge: A1. Der Held trifft auf der Jagd oder in
  einem verzauberten Schloss eine in ein Tier verwandelte
  oder (A2) schwarzgekleidete oder (A3) im Wasser stehende
  oder versteinerte Jungfrau, die ihn bittet sie zu
  erlösen. - B1. Er lässt sich drei Nächte hindurch
  schweigend von Gespenstern misshandeln oder (B2) lässt
  die Prinzessin dreimal neben sich schlafen, ohne sie
  anzurühren oder zu beleuchten. - C. Dreimal soll er die
  Jungfrau bei Tage erwarten, schläft aber ein, da ihn eine
  Hexe durch einen Schlafapfel oder eine Schlafnadel
  verzaubert hat. - D. Er wandert nach dem fernen Schloss
  der Jungfrau und wird durch (D1) Einsiedler, (D2) Geister
  oder (D3) Tiere zurechtgewiesen, oder (D4) nimmt
  streitenden Erben Wunschdinge, besonders eine Tarnkappe,
  fort. - E. Er gelangt endlich in das Schloss und vermählt
  sich mit der Jungfrau.
  In "Das Schloss im Walde und Ritter Gundiberts
  Abentheuer" erlöst der Ritter die Verzauberte aus
  ihrer Schlangengestalt durch Schweigen bei furchtbaren
  Gespenstern; wie die Jungfrau dreimal vorbeifährt, ist
  der Ritter, der zu ihrer Erlösung wachen soll,
  eingeschlafen, weil er aus einer Quelle getrunken, an
  einer Blume gerochen, einen Apfel genossen hat; sie legt
  ihm jedesmal ein Geschenk zur Seite, ihr Bild, eine
  Bürste die Geld schafft, ein Schwert mit der Inschrift
  "Folge mir"; auch ist die Farbe ihrer Pferde
  jedesmal verschieden. Aus Hannover: "Die Prinzessin
  hinter dem roten, weissen und schwarzen Meere". -
  Dänisch: "Prinsessen i Hundeham"; er schläft
  an drei Donnerstagen ein, weil seine Mutter ihn mit einer
  Zauberbürste gestrichen hat; hilfreicher Löwe; Turnier.
  - Schottisch: "Das verzauberte Reh"; Jain wird
  im Räuberhaus dreimal getötet, von der Hindin belebt;
  schläft aber dreimal an der Kirchtür ein, weil die Hexe
  einen Schlafdorn in die Tür oder seinen Rock gesteckt
  hat; die Geister in der ihm geschenkten Dose tragen ihn in
  das unterseeische Reich, wo er in drei Wettrennen siegt
  und die Hand der Königstochter erhält. "The kingdom
  of the green mountains". - Französisch: "Le
  pillotous"; Ziege; an der Quelle wird der Held von
  der Entzauberten geweckt. "Le petit soldat"; die
  Schlange verlangt, dass er ihr Mieder, Rock und Strümpfe
  aus den verhexten Zimmern hole; Wunschbörse und Mantel
  von der Prinzessin entwendet, Hörner durch Pflaumen.
  "La princesse Troïol"; Ziege; eine Alte schenkt
  Wunschtuch und Rute; Mutter der Winde; Frage vom alten
  Schlüssel. "Jannic aux deux sous"; Kröte durch
  drei Küsse erlöst; Adler trägt. - Italienisch: "I
  tre anelli"; er schickt der Königin als Gehilfe
  eines Goldschmieds die drei von ihr erhaltenen Ringe.
  "E caporal Pipeta"; er sucht Portugal, wohin die
  aus der Versteinerung Erlöste gefahren; fragt drei Winde,
  vom Vogel getragen, tötet einen Drachen. -
  Serbokroatisch: "Der goldene Apfelbaum und die neun
  Pfauinnen"; der jüngste Königssohn packt die
  jüngste der Pfauinnen, die nachts den Apfelbaum seines
  Vaters plündern, und kost mit ihr, zieht der Entflohenen
  nach; dreimal vom Diner eingeschläfert, enthauptet er
  diesen; auf die Vermählung folgt noch eine Entführung
  der Gattin durch einen leichtsinnig befreiten Drachen. -
  Slowakisch: der Held bekommt alle Schätze durch das Herz
  des Adlers, der ihn zum Schloss getragen hat und geköpft
  worden ist. - Weissrussisch: zehn Soldaten und ein Junker
  erlösen die eingemauerte Prinzessin durch Schweigen
  während dreier Nächte; der Junker trinkt Wasser, das ihm
  ein Greis anbietet, und schläft dreimal ein; übers Meer
  getragen begräbt er einen Riesen und tötet den Drachen,
  der die Prinzessin bedrängte. - Grossrussisch: der Held
  findet die Jungfrau am Meer; wie der Phönix ihn in ihr
  Land trägt, hört er von einer Alten, dass ihre Liebe in
  einem Ei, Ente, Hasen, Truhe verborgen ist wie sonst das
  Leben eines Unholds, und holt das Ei, das die Alte dann
  der Schönen vorsetzt. Aus Tula: Schwanjungfrau,
  aufgesucht in eisernen Stiefeln, hilfreicher Löwe,
  magische Flucht u. a. Aus Nizegorod: die Prinzessin, die
  sich in das Bildnis des Helden verliebt hat, lässt sich
  vom Phönix, dessen Fittiche alle Wachen einschläfern, zu
  ihm tragen; er verspricht in Jahresfrist um sie zu werben.
  - Tatarisch: "Chosha Sultan"; der Jüngling, dem
  seine Mutter eine Schlafnadel hat einstecken lassen,
  verschläft dreimal das Zusammentreffen mit der in
  Entengestalt gefangenen Jungfrau; zornig macht sie ihr
  Herz zu einem Stein, legt den in eine Ente, die in einen
  Hasen und den in einen Kasten unter einem Stein; mit Hilfe
  dankbarer Tiere findet der Jüngling den Stein und
  schmilzt ihn im Schnee. Die Verzauberung in eine Hinde,
  für die in den aufgezählten Varianten des Märchens oft
  eine Ziege, Schaf, Hund, Katze, Ente, Rabe, Schlange oder
  Kröte eingetreten ist, ist ein ausserordentlich häufiges
  Motiv der mittelalterlichen Ritterdichtung. In
  bretonischen Lais des 12. Jahrhunderts (Graelent, Gugemar,
  Tyolot) und in Epen des bretonischen Sagenkreises
  (Lancelot, Perceval I, Floriant et Florete), wie auch im
  Dolopathos des Johannes de Alta Silva spürt der Held auf
  der Jagd eine weisse Hinde auf, die ihn von seinen
  Gefährten weglockt und zu einem Quell, in dem die Fee
  badet, oder zu einem Palast, in dem sie ihn erwartet,
  führt; im Lai von Guingamor, im Partonopeus und Perceval
  II tut ein Eber, im Wigalois ein gehörntes Tier dasselbe.
  Die in vielen Märchenfassungen folgende Erlösung durch
  drei Qualnächte fehlt bei Hans Sachs und gehörte
  vermutlich dem Märchen ursprünglich nicht zu.
  Verfasste Gedichte "Friedrich von Schwaben",
  (zu Anfang des 14. Jahrhunderts). Friedrich, der jüngste
  von drei herzoglichen Brüdern, gerät bei der Verfolgung
  eines Hirsches in eine Burg im Wald, deren Tor er offen
  findet. Er bindet sein Ross an und tritt in einen Saal, wo
  ein gedeckter Tisch steht, aber weder Frau noch Mann zu
  sehen ist. Nach dem Mahl legt er sich in einer Kammer
  schlafen, da kommt nachts ein weibliches Wesen zu ihm und
  klagt ihm seine Not. Es ist eine Königstochter Angelburg
  aus der lichten Aue, die durch ihre arge Stiefmutter
  Flanea bei ihrem Vater angeklagt wurde, als ob sie ihm
  durch Zauberei das Augenlicht genommen hätte, und nun zur
  Busse mit ihren beiden Jungfrauen den Tag über als Hirsch
  im Wald laufen muss; nur nachts erhalten die drei Mädchen
  ihre menschliche Gestalt und finden in diesem Haus Nahrung
  und Ruhe. Friedrich vermag ihnen Erlösung zu bringen,
  wenn er dreissig Nächte innerhalb eines Jahres neben
  Angelburg schläft, ohne sie zu sehen oder ihre Ehre
  anzutasten. Bereitwillig gelobt der Ritter dies zu
  erfüllen. Er reitet heim und kehrt zu den angesetzten
  Fristen jedesmal in die Burg zurück. Als ihn daheim immer
  grössere Sehnsucht verzehrt, lassen seine Brüder Ärzte
  kommen, die aber sein Leiden nicht zu heilen wissen.
  Endlich verheisst ein fremder Arzt Hilfe; es ist der
  verkleidete Buhle der Königin Flanea, die in Erfahrung
  gebracht hat, dass nur noch Nächte zur Erlösung fehlen.
  Der Zauberer erklärt, Friedrichs Krankheit sei die Liebe,
  und rät ihm, wenn Angelburg entschlafen sei, mit einem
  Feuerzeug Licht zu machen und die Geliebte zu betrachten.
  Friedrich lässt sich betören und erblickt die Jungfrau
  in ihrer sonnengleichen Schönheit; da erwacht sie und
  klagt, nun müsse er ein Auge verlieren, sie aber werde
  als Taube zum lichtesten Brunnen entrückt und könne ihn
  erst wiedersehen, nachdem er drei grosse Kämpfe
  bestanden; zum Abschied gibt sie ihm einen
  wunderkräftigen Ring. Betrübt zieht Friedrich zu seinen
  Brüdern, teilt mit ihnen sein Erbe und reitet durch die
  Lande, allenthalben nach dem lichtesten Brunnen fragend.
  Endlich geht ihm die Zehrung aus, er muss seine Gefährten
  entlassen und arm und allein allerlei Abenteuer bestehen.
  Nach Jahren zeigt ihm eine gleichfalls von ihrer
  Stiefmutter in einen Hirsch verzauberte Königstochter
  Pragnet den Brunnen. Er nimmt dort drei badenden
  Jungfrauen, die als Tauben geflogen kamen, ihr Gewand und
  verlangt, dass Angelburg, die ihn nicht erkennt, ihm die
  Ehe gelobe; erst als dies geschehen, zeigt er ihr den
  Ring, und freudig ziehen sie miteinander in Angelburgs
  Erbland. Flanea treibt ihren schwachen Gemahl, mit
  Heeresmacht dem Fürsten und seinem Anhang
  entgegenzutreten; aber die Schlacht und der dreitägige
  Zweikampf mit dem Zauberer Jeroparg enden mit einem vollen
  Sieg Friedrichs. Die tückische Königin und ihr
  zaubermächtiger Buhle werden verbrannt.
   
  Der Trommler:
  Es sind hier zwei verschiedene Märchen
  zusammengeschweisst, erstens die gewonnene, entflohene und
  wieder aufgesuchte Schwanjungfrau, zweitens das Märchen
  von den mit Hilfe der Liebsten gelösten Aufgaben der Hexe
  und dem Vergessen der Braut. Den Anlass zu dieser
  Verbindung hat vermutlich eine Fassung des zweiten
  Märchens gegeben, in welcher der Held auf dem Weg zum
  Unhold sich den Beistand der jüngsten Tochter des Dämons
  dadurch zu sichern sucht, dass er der Badenden das Schwan-
  oder Entengewand raubt und erst gegen das Versprechen
  ihrer Hilfe zurückgibt.
  Wir unterscheiden folgende Teile: A) Der Held raubt
  einer badenden Schwanjungfrau ihr Federgewand und gewinnt
  sie zur Frau. - B) Die Frau findet das versteckte Gewand
  und entflieht in ihre Heimat (zum Glasberg). - C) Der Held
  folgt ihr und gewinnt sie wieder, nachdem er (C1) Hilfe
  von Riesen oder Vögeln und verschiedene Wunschdinge
  (Sattel, Hut, Mantel, Stiefel, Schwert) erhalten (wie in
  KHM 92, 93) oder (C2) Aufgaben (wie in KHM 113) gelöst
  hat. - C3) Bisweilen auch gemeinsame magische Flucht.
  Deutsch: "Der geraubte Schleier"; ein Eremit,
  der selbst die geliebte Schwanjungfrau verloren,
  unterweist den Helden. Schwäbisch: "Von drei
  Schwänen"; Erlösung durch Peinigung während dreier
  Nächte, wie in Varianten KHM 93. Tirolisch: "Der
  gläserne Berg". Siebenbürgisch: "Die
  Schwanenfrau". Odenwald: "Von der schönen
  Schwanenjungfer"; Verbot, von der Braut zu sprechen;
  der Vogel Greif trägt den Helden zur "finstern
  Welt" empor; Peinigung während dreier Nächte.
  Böhmisch: "Die drei weissen Tauben"; der
  befreite Drache schenkt dem Helden drei Leben, hilfreiches
  Pferd. "Die Jungfrau auf dem gläsernen Berge";
  drei Enten; hilfreiche Tiere. Niederrheinisch: "Der
  gläserne Berg"; ein Vogel trägt empor.
  Holsteinisch: "De twölf Swön"; Hans belauscht
  die im Weizenfeld tanzenden Jungfrauen, erhält für den
  geraubten Mantel einen Wunschbeutel und erlöst jene mit
  Hilfe eines redenden Schimmels. Pommerisch: "Der
  Hühnenberg". Westpreussisch: "Die beiden
  Schwäne"; Ring statt Gewand.
  Dänisch: "Jomfru Lene af Søndervand"; die
  Schwanjungfrau kommt nach einem Jahr am Johannistag, um
  Hochzeit zu halten, kehrt aber um, weil der König zugegen
  ist. "Prinsessen i Babylonien". - Schwedisch:
  "Die geflügelten Elfen". "Das schöne
  Schloss östlich von der Sonne, nördlich von der
  Erde"; drei Taubenjungfrauen zertreten die Wiese. -
  Norwegisch: "Südlicher als Süden und nördlicher
  als Norden und in dem grossen Goldberg"; drei Tauben
  im Weizenfeld. "Daverdana av Egreteland";
  Stelldichein dreimal verschlafen. - Isländisch: "Die
  Burg östlich vom Mond und nördlich von der Sonne";
  drei Schwanjungfrauen holen nachts die Blumen fort; der
  Held fragt Vögel und Winde. - Färöisch: "Das
  Seehundweibchen". - Englisch: "Die verheiratete
  Meermaid"; Seehundsfell geraubt. - Rätoromanisch:
  "Die Schwanenjungfrau". - Italienisch: "Die
  Heirat mit der Hexe"; statt des geraubten
  Schwanenkleides die Bedingung, die Gattin nie bei
  Kerzenlicht anzusehen und "Die drei Tauben".
  "L'isola della felicità". "Von Joseph, der
  auszog sein Glück zu suchen"; ein Vogel, der den in
  eine Tierhaut eingenähten Helden auf den Diamantberg
  trägt. - Spanisch: "El marqués del Sol". -
  Albanisch: "La loubie et la belle de la terre".
  - Serbokroatisch: "Der Prinz und die drei
  Schwäne". "Die Vila in der goldenen Burg".
  Strohal: der Schlüssel des Glasbergs liegt im Herzen
  eines Drachen. "Die Frau eine Wölfin". -
  Bulgarisch: "Der Hirt und die drei Samovilen". -
  Böhmisch: "Der goldene Berg". "Die Taube
  mit den drei goldnen Federn". Kulda: der Held kann
  sich in Tiere verwandeln, überwindet dadurch den Drachen
  und befreit die Jungfrau; die Braut wird zu einem Pferd,
  auf dem der Held drei Tage ohne Speise und Trank reiten
  soll; er muss sie im gläsernen Palast suchen; es hilft
  der von der Frau gekreuzigte Vater der Braut; Taube, der
  der Held drei goldene Federn ausreisst, wird zur Jungfrau,
  er hütet die Pferde der Hexe mit Hilfe dankbarer Tiere,
  erhält ein Zauberschwert, tötet den Drachen und befreit
  die drei Tauben. - Slowakisch: der jüngste Sohn fängt
  die drei Schwanjungfrauen, die die Goldbirnen stehlen, mit
  Hilfe einer Maus; die Schöne verschwindet, als eine Hexe
  in der dritten Nacht ihre goldenen Haare abschneidet, bis
  hinter das rote Meer; Erlösung der Prinzessinnen im
  eisernen, kupfernen und gläsernen Berg. - Polnisch:
  "Die goldenen Tauben"; mit Hilfe dankbarer Tiere
  gelangt der Held auf den Glasberg, besiegt den Drachen,
  öffnet mit dem Schlüssel, den er der aus diesem
  entfliegenden Taube entnommen, das verwünschte Schloss. -
  Grossrussisch: "Yelena the wise". -
  Lappländisch: "Das Mädchen aus dem Meere".
  "Die Tochter des Beivekönigs". - Ungarisch:
  "Fairy Elizabeth".
  Die arabische Erzählung vom Juwelier Hassan von Basra
  in der 1001 Nacht gehört zu den ausführlichsten und
  ausgeschmücktesten der Sammlung. Ein tückischer Magier
  will sich durch den jungen Hassan das kostbare Holz vom
  Wolkenberg verschaffen, dessen er zu seinen
  alchimistischen Arbeiten bedarf. Nachdem der Jüngling in
  eine Tierhaut genäht und von einem Geier zu dem
  unersteigbaren Gipfel emporgetragen ist und das verlangte
  Holz seinem Meister hinuntergeworfen hat, überlässt ihn
  dieser seinem Schicksal. Hassan stürzt sich ins Meer und
  gelangt zu einem Schloss, wo er von weiblichen Genien
  freundlich aufgenommen wird. Nachdem er eine verbotene
  Tür geöffnet, belauscht er in einem Garten zehn badende
  Schwanjungfrauen, gewinnt eine davon zur Gattin und zieht
  mit ihr heim zu seiner Mutter. Nach Jahren findet die Frau
  während seiner Abwesenheit ihr Federkleid und entfliegt
  mit ihren beiden Kindern nach den Inseln Wâk (Japan?).
  Hassan folgt ihr und befreit nach vielen Abenteuern, von
  einer hässlichen Alten unterstützt und mit Hilfe einer
  unsichtbar machenden Mütze und eines Zauberstabes, die er
  streitenden Erben abgenommen, die Seinigen aus der Gewalt
  der grausamen Königstochter Nur-el-Hudã, der Schwester
  seiner Gattin. - Eine kürzere und ursprünglichere Form
  bietet die Geschichte Azems in derselben Sammlung,
  während die Geschichte Dschânschâhs ebenda den Helden
  zu einem Prinzen macht, der bei der Verfolgung einer
  Gazelle in die Reiche der Affen und der Ameisen kommt und
  von einem jüdischen Zauberer zum Diamantberg gebracht
  wird; statt der Schwäne erblickt er drei Tauben; die
  Heimat, in die seine Gattin zurückfliegt, heisst Takni. -
  Tatarisch: der Held beschleicht drei badende
  Königstöchter, die seine Schwester in Taubengestalt
  besuchen, in dem verschlossenen Park, raubt das
  Taubengewand der einen und macht sie zu seiner Frau, wird
  aber wegen des gebrochenen Gastrechts von seinem Vater
  verstossen; als er wider die Vorschrift der Frau sein
  erstes Kind in die Hände nimmt, zerreisst es die Frau;
  als er es beim zweiten wiederholt, verschwindet sie; um
  sie noch einmal zu sehen, verbrennt er die mit ihrem Geld
  gekauften Waren. - Ajsorisch: Zar Bagrej findet im Palast
  des Zaren Kischmir einen marmornen Springbrunnen, zu dem
  täglich drei Königstöchter aus dem Diamantenreich als
  Tauben geflogen kommen, und gewinnt eine von ihnen; sie
  verlässt ihn, weil sie gezwungen ist sich mit dem Schwert
  zu wehren; er lässt sich vom Adler zu ihrem Vater tragen
  und kehrt nach einigen Jahren mit ihr heim. - Indisch:
  "Toria the goatherd and the daughter of the
  sun". "The king's son and his fairy bride"
  und "The monkey princess". - Annamitisch:
  "L'étoile du soir et l'étoile du matin"; der
  Mann sucht mit seinem Kind die Gattin auf, stürzt aber
  ins Meer und wird in den Abendstern verwandelt, sie in den
  Morgenstern. - Java: "Dewi Nawang Wulan";
  Widôdari heissen die Himmelsnymphen. - Guyana: "The
  royal vultures"; der Jüngling wird von der Vogelfrau
  in ihr Wolkenreich getragen, verlässt sie, um seine
  Mutter aufzusuchen, kämpft gegen die Geier, um seine Frau
  wiederzuerhalten, und wird vom unerkannten eignen Sohn
  erschlagen. - Eskimo: "Ititaujang"; die Wildgans
  verwandelt sich, nachdem ihr der Held ihre Schuhe
  wiedergegeben hat, in ein Mädchen und wird seine Frau;
  als er aber einmal verlang, dass sie von dem erlegten
  Walfisch esse, rafft sie Vogelfedern auf, wird mit ihrem
  Kind zur Wildgans und entfliegt; der Held findet sie nach
  verschiedenen Abenteuern mit einem andern Gatten auf einer
  fernen Insel und tötet sie.
  In der Völundarkviþa (Edda) lassen sich drei
  Walküren am Seestrand nieder, um zu baden; Wölund und
  seine Brüder nehmen ihnen ihre Schwanhemden und machen
  sie zu ihren Frauen, aber im neunten Winter entfliegen
  diese. Im Epos "Friedrich von Schwaben" nimmt
  der Held der schönen Angelburg, die mittags mit ihren
  zwei Jungfrauen in Taubengestalt zu einem Quell fliegt,
  während des Bades die Gewänder und gibst sie nicht eher
  heraus, als bis ihm Angelburg die Ehe angelobt hat. - Auf
  andre Sagen von Ehen mit überirdischen Frauen, wie
  Melusine, Liombruno, Donaunixen, brauchen wir hier nicht
  einzugehen; doch sei auf das irische Märchen "Die
  Nixe von Gollerus" hingewiesen, wo die geraubte
  Mütze der Meerfrau diese in die Gewalt des Fischers
  bringt, und auf das galizische, wo der geraubte Schuh der
  wilden Frau das Gleiche vollbringt. - Der in
  holsteinischen, skandinavischen, finnischen und
  lappländischen Fassungen erscheinende Eingang, dass der
  jüngste von drei Brüdern auf dem Feld wacht, um den
  ausfindig zu machen, der nachts die Saat zertritt oder den
  Garten plündert, ist wohl aus einem andern Märchen
  herübergenommen. - Zu dem Glasberg, der mehrfach durch
  einen Silber-, Gold- oder Smaragdberg oder ein Wolkenreich
  ersetzt wird, vgl. BP 1, 233. 2, 273. - Zur Befragung der
  Winde BP 2, 272.
  
  Variantenverzeichnis
  >> Märchen-Suchdienst
  Die drei schwarzen Königstöchter.
  Grimm/KHM 137
  Die eisernen Stiefel. Wolf/Deutschland 19
  Friedrich Goldhaar. Busch/Deutschland 38
  Der geraubte Schleier. Musäus/Deutschland 3,2
  Die Geschichte von dem Königssohn Ahmed und der Fee Peri
  Banu. 1001 Nacht/Arabien 3
  Die Heirat mit der Hexe. Schneller/Tirol 13
  Der König vom goldenen Berg. Grimm/KHM 92
  
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