Das
  Schlangenkrönlein 672B
  Märchentyp AT: 672B; cf. 285
  Grimm KHM: Märchen von der Unke 105
  
  
  Ein Kind breitet ein blaues Tuch
  aus, und gleich kommt eine Schlange und legt ihr Krönlein
  darauf. Als die Schlange merkt, dass sie die Krone
  verloren hat, schlägt sie den Kopf so lange gegen die
  Wand, bis sie stirbt. Hätte das Kind gewartet, hätte die
  Schlange weitere Schätze hingebracht.
  
  
  Anmerkung
  >> Märchen von der Unke
  
  Literatur
  Derungs, K.: Archaische Naturmotive in den
  Zaubermärchen. In: Die ursprünglichen Märchen der
  Brüder Grimm. Bern 1999.
  Derungs, K.: Struktur des Zaubermärchens I. Bern,
  Stuttgart, Wien 1994.
  Gaeffke, P.: The snake-jewel in ancient Indian literature.
  In: Indian linguistics 14, 1954, p. 124-140.
  Hellbusch, S. u.a.: Tier und Totem.
  Naturverbundenheit in archaischen Kulturen. Bern 1998.
  Propp, V.J.: Die historischen Wurzeln des Zaubermärchens.
  München 1987.
  Scherf, W.: Kind und Schlange. In: EM 7, p. 1240-1243.
  
  Märchen
  >> Das grosse Buch der
  Zaubermärchen
  
  Hinweise
  Ein Mädchen nimmt das abgelegte Goldkrönlein der
  Schlange fort, worauf diese stirbt. Zur Vorstellung von
  dem Krönlein haben die zwei weissen oder gelben
  Mondflecken Anlass gegeben, welche die Ringelnatter
  jederseits hinter den Schläfen hat. - Ähnlich aus dem
  Elsass: "Der Schlangenkönig vom Heissenstein".
  Nach einer anderen Erzählung hatte auf einem Bauernhof
  die Tochter des Hauses das Geschäft die Kühe auf dem
  Feld zu melken, welche sie deshalb gewöhnlich unter eine
  Schattenhütte oder in eine Scheune trieb. Als sie einmal
  melkte, kroch eine grosse Schlange unter den Dielen
  hervor. Das Mädchen füllte ein Tröglein, in welches sie
  oft Milch für die Katzen goss, mit Milch und stellte es
  der Schlange hin, welche es völlig austrank. Dies
  wiederholte sie täglich, auch im Winter. Als das Mädchen
  Hochzeit hielt, und die Gäste fröhlich bei Tisch sassen,
  kam die Schlange unerwartet in die Stube und legte vor der
  Braut zum Zeichen ihrer Erkenntlichkeit eine kostbare
  Krone von Gold und Silber nieder. - Ebenso wird in einer
  Schweizer Sage "Die Schlangenkönigin" ein armes
  Hirtenmädchen beschenkt, weil es eine verschmachtende
  Schlange mit Milch gelabt hat.
  In der Niederlausitz glaubt man, es gebe einen
  Wasserschlangenkönig, welcher eine Krone auf dem Haupt
  trage, die nicht nur an sich köstlich sei, sondern auch
  dem Besitzer grosse Reichtümer zuwende. Jemand wagt es
  und breitet an einem sonnigen Maitag vor dem Schloss zu
  Lübbenau auf einem grünen Platz ein grosses weisses Tuch
  aus; denn der Schlangenkönig legte gern seine Krone auf
  reinliche weisse Sachen, um dann mit den andern Schlangen
  zu spielen. Kaum ist das Tuch gebreitet, so zeigt sich der
  König, legt seine Krone darauf und zieht dann mit den
  Schlangen fort zum Spiel. Jetzt kommt der Mann (zu Pferd,
  um schnell entfliehen zu können) leise herbei, fasst das
  Tuch, worauf die Krone sich befindet, an den vier Zipfeln
  und jagt fort. Er hört das durchdringende Pfeifen der
  Schlangen hinter sich, entkommt aber durch die
  Schnelligkeit seines Rosses auf das Pflaster der Stadt.
  Bei dem Besitz der köstlichen Krone wird er bald
  steinreich. Aber bisweilen erreichen auch die verfolgenden
  Schlangen den Räuber der Schlangenkrone und töten ihn.
  
  Variantenverzeichnis
  >> Märchen-Suchdienst
  Das Natterkrönlein. Bechstein/Deutschland 2
  Märchen von der Unke. Grimm/KHM 105
  Der Mann und die Schlange. Bechstein/Deutschland 57
  
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