In eine
  Stachelhaut verzaubert 441
  Märchentyp AT: 441; cf. 425
  Grimm KHM: Hans mein Igel 108
  
  
  Eine kinderlose Frau gebärt einen
  Igel als ihr erwünschtes Kind. Er zieht als Schweinehirt
  in den Wald, wo er die Herde wunderbar vermehren lässt.
  Eines Tages begegnen sich das Igelkind und der König, der
  sich im Wald verirrt hat. Der König verspricht ihm seine
  Tochter zur Frau, wenn er ihm den Weg aus dem Wald zeigt.
  Oft sind es drei Könige, die sich im Wald verirrt haben
  und ihre Töchter versprechen. Jedoch nur die dritte
  Prinzessin willigt ein. Der Igel erhält die Prinzessin
  zur Braut, und nachdem seine Haut in der Hochzeitsnacht
  verbrannt wurde, erscheint er als schöner Jüngling. Die
  Entzauberung findet auch durch einen Kuss der
  Königstochter oder durch Enthauptung des Igelbräutigams
  statt.
  
  
  Anmerkung
  Dieses Märchen gehört zum Amor- und Psyche-Komplex
  und steht der Art des Tieres nach dem Märchen vom König
  Lindwurm (433B) am nächsten, das bei Straparola (um 1550)
  durch Il re porco (II,1) vertreten ist. Es gibt Varianten
  dieses Märchens mit Wild- oder auch mit Stachelschweinen.
  Der Igel tritt in manchen Varianten als Hirt auf und weist
  der Reihe nach drei Könige, die sich im Wald verirrt
  haben, auf den rechten Weg. Von diesen bekommt er das
  Jephtha-Versprechen auf ihre jüngsten Töchter. Als der
  Igel kommt, um seine Belohnung zu fordern, empfangen ihn
  zwei Könige mit Hieben und Schlägen. Deren Töchter
  zerkratzt er böse oder tötet sie kurzerhand, aber mit
  der Tochter des dritten Königs verheiratet er sich. Die
  Igelhaut, die er nachts ablegt, wird auf sein Anraten
  verbrannt, worauf er für immer in einen Prinzen
  verwandelt wird.
  
  Literatur
  Barchilon, J.: Le conte merveilleux français.
  Paris 1975.
  Dieterich, A.: Pulcinella. Leipzig 1897.
  Hellbusch, S. u.a.: Tier und Totem.
  Naturverbundenheit in archaischen Kulturen. Bern 1998.
  Köhler, I.: Hans mein Igel. In: EM 6, p. 494-498.
  Propp, V.J.: Die historischen Wurzeln des Zaubermärchens.
  München 1987.
  Thompson, S.: The Folktale. New York 1951.
  
  Märchen
  >> Das
  wilde Schwein
  >> The
  enchanted pig
  >> The story of
  the pig
  >> La
  grenouille bienfaisante
  
  Hinweise
  
  In einer norddeutschen Fassung "Der
  lustige Zaunigel" wird der Igel von der
  Königstochter auf Veranlassung eines Engels enthauptet
  und entzaubert. - Dass der König dem Igel für das Zeigen
  des rechten Weges das versprechen muss, was ihm daheim
  zuerst begegnet, kommt auch in den zu KHM 88 aufgezählten
  Fassungen öfter vor.
  
  
  Variantenverzeichnis
  >> Märchen-Suchdienst
  Das Borstenkind.
  Haltrich/Deutschland 44
  Der Frischling. Aulnoy/Frankreich 8,1
  Hans mein Igel. Grimm/KHM 108
  Das wilde Schwein. Wolf/Deutschland 3
  Der verzauberte Brahmanensohn. Pantschatantra/Indien 1,29
  
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