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Die weisse und die schwarze Braut 403

Märchentyp AT: 403AB; cf. 450, 480, 510, 511, 533
Grimm KHM: Die drei Männlein im Walde 13; Die weisse und die schwarze Braut 135


Märchentyp 403A: Eine Stiefmutter hat eine schöne und gute Stieftochter und eine böse und hässliche eigene Tochter. Die Stieftochter hat für eine gute Tat oder dgl. die wunderbaren Gaben erhalten, Rosen zu lächeln und Perlen zu weinen etc. Sie hat einen geliebten Bruder, der bei einem fremden König in Diensten steht. Durch ein Bild, das er mit sich führt, erhält der König von dem wunderbaren Mädchen Kenntnis. Er schickt den Bruder nach Haus, um seine Schwester zu holen, und mit ihr kommen die Stiefmutter und ihre Tochter. Die Fahrt geht einmal zur See, einmal mit Wagen oder Sänfte vonstatten. Auf dem Mädchen liegt jedoch ein Fluch. Wird sie von einem Sonnenstrahl getroffen, gerät sie in die Gewalt der Seegeister oder wird in eine Schlange oder Ente verwandelt. Die Stiefmutter weiss das und setzt die Stieftochter den Sonnenstrahlen aus. Der Fluch geht in Erfüllung, und die eigene Tochter darf an Stelle der Schwester den Brautstuhl einnehmen, während der Bruder ins Gefängnis geworfen wird oder Gänse hüten muss. Die Schwester kommt jedoch in ihrer verwandelten Gestalt mit einer Kette gefesselt wieder. Sie spricht mit den Gänsen. Der König belauscht sie, entdeckt den Betrug und löst die Verzauberung, indem er die Kette durchschlägt.

Märchentyp 403B: Dieses Märchen beginnt wie das vorhergehende, aber der Bruder kommt hier nicht vor, und der König begegnet selbst seiner künftigen Braut. Erst nach der Hochzeit geschieht die Verdrängung (siehe Typ 450). In vielen Varianten wird die Heldin in der Einleitung von ihrer Stiefmutter in den Wald geschickt, um mitten im Winter Beeren zu pflücken, und kommt gewöhnlich zu einer Gruppe von Zwergen, die ihr helfen.


Anmerkung

Zu 403A: Dieses Märchen ist aus 450 (Brüderchen und Schwesterchen) entstanden. Die wunderbaren (magischen) Gaben gehören zum gesamten Verbreitungsgebiet dieses Märchens. Sie bezeugen die überirdische Abstammung der Heldin. Die Tränen von Venus und Freyja waren von Gold, und Tränen von Bernstein kommen mehrfach in den griechischen Mythen vor. Es heisst auch in Märchen und Sagen und sogar in einigen Varianten dieses Märchens, dass Blumen in den Spuren gewisser Heldinnen und Helden sprossen. Im Tripitaka heisst es, dass eine Lotosblume in der Spur Padmavatis wuchs; laut einer aus dem 3. Jahrhundert stammenden Übersetzung aus dem Sanskrit. Das Motiv hat sich dann schnell in China verbreitet. Padmavati war von einer Hindin geboren worden, die gleichzeitig ihre Spielgefährtin war. Im Sukasaptati (Nr. 9) fallen Blumen aus dem Mund eines der Handelnden. Dem Volksglauben nach waren Wetter und Wachstum oft von den Herrschenden des Landes abhängig. Die mit der Sonne verbundene Verwünschung scheint in einem Pubertätstabu begründet zu sein. Dieser Zug wird ziemlich allgemein in den südlichen Varianten wiedergegeben, verblasst aber um so mehr, je weiter man nach Norden kommt, bis er schliesslich verstummt und in die unverständliche Vorschrift übergeht, dass die Gardinen im Wagen herabgelassen sein sollen. In einer griechischen Variante heisst es, dass die Verwünschung nur bis zum 15. Jahr galt. Bei mehreren afrikanischen Völkern müssen die jungen Mädchen während der ersten Menstruation vor den Sonnenstrahlen geschützt werden und werden daher oft an besonderen Plätzen eingesperrt. In anderen Teilen der Welt gibt es noch strengere Bräuche. Das Mädchen kann Monate und Jahre lang eingesperrt werden. Mitunter findet die Verehelichung unmittelbar nach dem Schluss dieser Periode statt. Solche Bräuche haben sich am längsten in königlichen Geschlechtern erhalten. Auch dem König war es verboten, sich den Strahlen der Sonne auszusetzen, wie es auch dem Flamen Dialis in Rom verboten war, unbedeckt unter dem Himmel zu verweilen.

Mitunter waren diese Verbote mit anderen Tabus verbunden, z.B. an mehreren Orten in Nordafrika mit dem Verbot, Wasser zu sehen, und in einem indischen Märchen im Mahabharata wird eine mit einem König verheiratete Fee in einen Frosch verwandelt, weil man trotz Verbotes einen Teich in ihrem Park anlegte. Auch der Heldin des hier behandelten Märchens ist es (u.a. in sizilianischen Varianten) verboten, Wasser zu sehen oder sich dem Meer zu nähern, und in mehreren, besonders nordeuropäischen Aufzeichnungen vollzieht sich die Usurpation, die in diesem Märchen in der Regel vor der Hochzeit stattfindet, ganz einfach dadurch, dass die Heldin ins Wasser gestürzt wird.
In Südeuropa scheint es ein üblicher Zug zu sein, wie u.a. im Pentamerone (IV, 7), dass der Bruder die Gänse des Königs hütet. Diese werden weiter nördlich durch einen im Märchen plötzlich auftretenden Hund ersetzt, ein Zug, den wir auch aus 450 (Brüderchen und Schwesterchen) kennen. Wir finden im letztgenannten Märchen auch die Verwandlung der Heldin in eine Wildente oder Ente wieder. Das Durchtrennen der Kette erinnert jedoch an ein deutsches Volkslied, in dem ein Seeungeheur eine geraubte Jungfrau mit einer Kette um den Fuss an Land gehen lässt. Die Kette kommt auch im Pentamerone vor und erinnert an die verwandelten Schwäne im Dolopathos (siehe 451).

Der gedeckte Wagen, der besonders nördlich der Alpen bis hinauf nach Finnland mit dem Schiff als Beförderungsmittel abwechselt, zeigt, dass das Märchen mit diesem Fahrzeug auf germanischem Gebiet der Überlieferung nicht eher als frühestens seit der Zeit der Merowinger (481-751) angehört, wenn auch der Wagen des Königs damals noch von Ochsen, die ein Hirte führte, gezogen wurde. Erst im 13. Jahrhundert wurden diese Verhältnisse besser; damals konnten zumindest die Damen des französischen Hofes in einem etwas schmuckeren und bequemeren Wagen befördert werden, der von Pferden gezogen wurde. Spät ist auch der Zug, dass der König mittels des Bildes Kenntnis von der grossen Schönheit der Heldin erhält. Die porträtartige Miniaturmalerei kam erst um 1400 in Flandern auf. Der Zug kommt in der Weihenstephaner Chronik, die um das Jahr 1430 entstand, in dem dort wiedergegebenen, zum Kreis Die weisse und die schwarze Braut gehörenden Bertamärchen (siehe 533) wieder vor.

Den Ursprung des Märchens sollte man nicht allzu weit von dessen Verbreitungszentrum suchen, vermutlich in den Mittelmeerländern, wo die Glaubensvorstellungen verbreitet sind, auf welche es gegründet ist, und wo die Form des Märchens selbst die Annahme eines bedeutend höheren Alters zulässt als nördlich der Alpen. Das Bildmotiv wird dort oft durch eine Beschreibung ersetzt, obwohl Verlieben durch Bild (Traum) ein im Orient häufiger Zug ist. Die Fahrt geschieht natürlich meistens zur See. Da grosse Teile des Märchens aus 450 (Brüderchen und Schwesterchen) geholt wurden, muss es jünger als das genannte Märchen sein, auf das wir hinweisen.

 

Zu 403B: Dieses Märchen beginnt wie das vorhergehende, aber der Bruder kommt hier nicht vor, und der König begegnet selbst seiner künftigen Braut. Erst nach der Hochzeit geschieht die Usurpation auf die gleiche Weise wie in 450 (Brüderchen und Schwesterchen), welchem Märchen dann gefolgt wird. Hieraus ist ersichtlich, dass 403B dem Märchen 450 nähersteht als 403A. In einer grossen Anzahl besonders im östlichen Mitteleuropa vorkommender Varianten wird die Heldin in der Einleitung von ihrer Stiefmutter in den Wald geschickt, um mitten im Winter Beeren zu pflücken, und kommt gewöhnlich zu einer Gruppe von Zwergen, die ihr helfen. Dieses spätere Motiv, das im allgemeinen als charakteristisch für diesen Typ betrachtet werden kann, ist nicht weit vom Verbreitungszentrum von 450, d.h. den Ländern um die untere Donau, zu Hause. Wir finden es nämlich hauptsächlich im west- und südslawischen Raum und in den Alpengegenden. Dort tritt es sogar reicher ausgeschmückt als selbständiges Märchen, Die Männlein, auf und nähert sich dem Märchen Die Schreine (480). Dieses selbständige Märchen kann in Europa bis ins 14. Jahrhundert verfolgt werden, und es wurde in Indien in einem Manuskript aus dem Jahre 1600 von einem Jaina-Mönch niedergeschrieben.

In dem hier behandelten Märchen repräsentieren die Männlein gewöhnlich Monate oder Jahreszeiten. Von diesen oder anderen übernatürlichen Wesen (Vögeln) erhält die Heldin die sogenannten wunderbaren Gaben, Rosen zu lachten, Perlen zu weinen oder dgl., während Kröten aus dem Mund der Stiefschwester fallen. Eigentümlich ist, dass auch 403B eine in Indien von einem Jaina-Mönch in einem Manuskript aus dem 17. Jahrhundert niedergeschriebene Variante hat, die der Mehrzahl der europäischen Varianten ziemlich nahesteht. Wesselski nimmt dies zum Anlass für seine Theorie vom literarischen Ursprung des Märchens und verlegt die Heimat von 403B nach Indien, während uns die mündliche Überlieferung deutlich auf Mitteleuropa hinweist.


Literatur

Arfert, P.: Das Motiv von der unterschobenen Braut in der internationalen Erzählungslitteratur. Rostock 1897.
Früh, S./Derungs, K.: Schwarze Madonna im Märchen. Mythen und Märchen von der Schwarzen Frau. Bern 1998.
Göttner-Abendroth, H.: Die Göttin und ihr Heros. München 1993.
Lüthi, M.: So leben sie noch heute. Göttingen 1969.
Roberts, W.E.: The black and the white bride, AaTh 403, in Scandinavia. In: Fabula 8, 1966, p. 64-92.
Roberts, W.E.: The tale of the kind and the unkind girls. Berlin 1958.
Samter, E.: Geburt, Hochzeit und Tod. Leipzig 1911.

Schenda, R. (Hg.): Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Giambattista Basile. München 2000, p. 612.
Schoepperle, G.: Tristan und Isolt. Frankfurt, London 1913.


Märchen

>> La princesse Rosette


Hinweise

Nach einer Erzählung wird der Bruder nicht bloss unter die Schlangen gesetzt, sondern wirklich umgebracht und unter die Pferde im Stall begraben. Die Ente kommt abends ans Gatterloch geschwommen und singt:

Macht auf die Tür, dass ich mich wärme!
Mein Bruder liegt unter den Pferden begraben.
Hauet den Kopf der Ente ab!

wodurch die Handlung des Königs, dass er ihr den Kopf abhaut, woran ihre Lösung gebunden war, besser begründet wird. Am Ende wird der Bruder im Stall ausgegraben und stattlich unter die Erde gebracht; vgl. den singenden Knochen (KHM 28).

Über die Bestandteile des dem Kreis der untergeschobenen Braut zugehörenden Märchens: Die gute Schwester erhält vom lieben Gott Schönheit und Reichtum, die böse Hässlichkeit (B). Der einfache Gegensatz von Schwärze und Weisse für Hässlichkeit und Schönheit, Sündlichkeit und Reinheit lässt an die Mythe von Tag und Nacht (und der Nacht Tochter) denken und an die Bertasage, die mit unserm Märchen ebenso wie mit dem von der Gänsemagd verwandt ist; Berta (die weisse, biort) drückt schon im Wort den Tag und das Tagesbrechen, des Tages Anbruch aus. Beim Bruder sieht der König ein Bild der Schönen und sendet ihn aus, um in seinem Namen um sie zu werben (C2). Der Name Reginer ist in dieser Geschichte vielleicht schon alt; aus den alten Marschällen, Stallmeistern und Wagenführern sind in der späteren Volksansicht Kutscher geworden, wie aus den Helden Soldaten. Darum, dass der Bruder bei den Pferden ist und unter ihnen begraben wird, erinnert er an das Ross Falada in KHM 89, dessen Stelle er hier vertritt. Eigentümlich ist das undeutliche Sprechen des Bruders, das unterwegs die Stiefmutter ausnutzt, um der Braut das Hochzeitskleid auszuziehen und sie ins Wasser zu stossen (D1. 3). Die Ertrunkene kommt als Ente nachts zurück, sich am Küchenfeuer zu wärmen und redet mit dem Küchenjungen wie in KHM 11 und 13 mit dem Hündchen oder der Magd, bis das drittemal der König kommt und durch Enthauptung der Ente den Zauber löst (F2). Nun wird der gefangen gesetzte Bruder (E) befreit und die Anstifterin des Unheils zu Tode gemartert (G).

Aus Meiningen: "Zitterinchen"; hier hört der Diener nachts eine weisse Gestalt mit Ketten rasseln und ihr Hündchen nach ihrem Bruder, ihrem Bild und nach der alten Kammerfrau fragen.

Drei flämische Fassungen haben den gleichen Verlauf und lassen neben der falschen Braut, der "schwarzen Grete", ein treues Hündchen Gillegillegouwken oder Kokodeike die Seereise mitmachen. In der ersten Version holt nicht der Bruder die Königsbraut, sondern ein Gesandter, den die schwarze Margarete mit ihrer Mutter unterwegs tötet; in der zweiten sagt die Magd dem Bruder, die Braut sei aus Versehen ins Wasser gestürzt, und er willigt ein, sie für seine Schwester auszugeben; in der dritten fehlt der Begleiter; der König sieht das Bild der Schönen auf der Tabaksdose ihres Vaters. - Schwedisch: "Jungfrau Swanhwita und Jungfrau Räfrumpa". "Om stalldrängens syster, som blef gift med en kung"; Meerweib tauscht Kleider mit der Heldin. "Prinsen, som fria til stalldrändijs systron"; die Hexe deutet des Bruders Mahnung, sich vor der Sonne zu schützen, der Heldin falsch wie im Deutschen. - Seltsam verzerrt und mit dem Motiv der geduldigen Frau verquickt erscheint die Bertasage in dem isländischen Märchen von Finna der Voraussichtigen: infolge eines Fluches der Stiefmutter muss Geir, der die kluge Finna gefreit hat, mit seiner Schwester Ingibjörg drei Kinder zeugen (1), und erst als seine Gattin geduldig dazu schweigt und auch ihrem Bruder Schweigen gebietet, ist der Fluch gelöst. -

(1) In der rumänischen Fassung bei Schullerus Nr. 36 befiehlt ein König seinen drei Söhnen, ihre drei Schwestern zu heiraten; der jüngste Sohn und die jüngste Tochter erklären dies für Sünde und werden verstossen.

Mit vielen Zügen erzählt die Gräfin d'Aulnoy das Märchen "Rosette". Statt des einen Bruders der Heldin führt sie zwei ein, die dem Pfauenkönig das Bildnis der Rosette zeigen, und lässt Rosette auf der Seefahrt von niemandem begleiten als ihrer Amme, deren Tochter und dem Hündchen Fretillon. Sie wird in ihrem Bett schlafend ins Meer geworfen und wird auf einem Strohbund schlafend angeschwommen. Ihr Hündchen holt ihr Speisen aus der königlichen Küche und veranlasst die Erkennung der wahren Braut. Nur einen schwachen Nachhall bietet Blanchebelle. In der gasconischen Fassung sind es ebenfalls zwei Brüder, die dem Königssohn ihre Schwester holen sollen; der Kleidertausch in der Kutsche wie im Deutschen, die Stiefmutter und deren Tochter werden gleich nach der Ankunft ertränkt, die rechte Braut nach ihrer Rettung aus dem Sumpf nochmals vom Meerdrachen geraubt. Bei "La sirène" kommt die von der Nixe an einer Kette gehaltene Schwester aus dem Fluss auf das Boot, auf dem ihr Bruder nackt mit Honig bestrichen gebunden liegt, und wehrt ihm die Fliegen ab. - Italienisch: "Die zwei Kuchen"; Marziella, die von ihrer Tante ins Meer gestürzt und von der Meerfrau an eine Kette gelegt ist, füttert die am Ufer weidenden Gänse des Königs, die daheim von ihrer Schönheit erzählen. Ebenso bei "Von der Schwester des Muntifiuri", wo der Bruder enthauptet wird und die Schwester nachts an seinem Grabe klagt, und "Von Quaddaruni und seiner Schwester", wo die rechte Braut mit ihrer Base allein im Boot fährt und wie im Deutschen die liebevollen Worte des am Strand entlang gehenden Bruders nicht recht versteht. "Oraggio e Bianchettina"; der Bruder ruft vom Ufer der Schwester zu; die Gänse erzählen von dem schönen Mädchen aus dem Meer. "Die Tiere"; die Ente beweint ihre sieben Brüder; der König tötet die Sirene und durchhaut die Kette. "El pesse-can" aus Dalmatien: aus dem Herzen des Haifisches, der die rechte Braut verschluckt hat, entspriesst ein goldener Baum, den die Kaiserin fällen lässt, und aus einem Scheit in der Hütte eines armen Mannes wieder das Mädchen. Bei "Das Mädchen mit den goldenen Zöpfen" darf kein Sonnenstrahl auf die Braut fallen (Ein Sonnenstrahl verwandelt das Mädchen in eine Schlange; er macht sie schwanger. Nach nordeuropäischer Sage werden Riesen und Zwerge durch die aufgehende Sonne zu Stein verwandelt.), und der Bruder muss auf Betreiben der falschen Königin eine Reihe schwieriger Aufgaben lösen. - Katalanisch: "Sang et neige". - Portugiesisch: "The maiden, from whose head pearls fell on combing herself"; die vom Walfisch verschluckte Jungfrau wird von einem Diener gerettet und fragt den Hund Cylindra nach ihrem Bruder. - Griechisch: "Der Riese vom Berge"; hier rühmt der Vater des Mädchens auf dessen Begehren dem Riesen seine Tochter; durch einen Sonnenstrahl wird sie unterwegs in eine Eidechse verwandelt. - Serbokroatisch: die Heldin soll nach der Verwünschung ihrer Mutter zur Schlange werden, sobald die Sonne sie beleuchte. Der Bruder, bei dem sein Herr die Photographie der Schönen gesehen hat, fährt sie in einem geschlossenen Wagen, aber von der Köchin überredet, blickt sie hinaus, verwandelt sich in eine Schlange und wird von der Köchin enthauptet; doch aus der Asche des Schlangenkopfes entstehen drei Rosen, die hinter das Bild der Jungfrau gesteckt, wieder menschliche Gestalt annehmen. - Slowakisch: Anicka, welche die goldenen Enten (Wasserjungfrauen) liebt, ist deshalb "von Rosen umwachsen", ihre unfreundliche Stiefschwester Kata aber von Dornen. Die Stiefmutter stürzt Anicka auf der Fahrt zu dem Herrn, der sich nach ihrem Bild in sie verleibt hat, ins Wasser; erzürnt jagt der Herr die falsche Braut fort und lässt Anickas Bruder im Schornstein ersticken; als dort nachts eine Ente erscheint und klagt, hält er sie fest, bis sie zur Jungfrau wird. Bei Škultety besitzt der Bruder der goldhaarigen Otolienka ein Haar von ihr, das (ebenso wie die Feder des Goldvogels) das Verlangen des Herrn erregt; aber die Hexe hackt der Braut im Wagen Hände und Füsse ab und wirft sie ins Meer; der Bruder wird bis zum Gürtel eingegraben; die zur Ente gewordene Jungfrau erhält für die geweinten Perlen und die gelächelten Rosen ihre Glieder zurück und sucht den Bruder auf; die Hexe wird in ein Nägelfass gesteckt. - Tschechisch: Eingang von Blumen und Perlenkämmen; die Schöne muss vor freier Luft und Sonnenstrahl gehütet werden, doch unterwegs zerbricht die böse Hexe das Kutschenfenster, dass Luft und Sonne eindringt, da wird sie in eine goldene Ente verwandelt. -

Polnisch: nicht der Bruder, sondern ein Gärtnerssohn zeigt dem König das Bild der goldhaarigen, Perlen weinenden und Rosen lachenden Jungfrau; die untergeschobene Stiefschwester wird zurückgeschickt, die ausgestochenen Augen für Perlen eingetauscht; der König findet die Schöne im Wald auf der Jagd. - Kleinrussisch: die Hexentochter, die der Jungfrau Maria ein Leinen für ihr Kind verweigert, wird von Petrus und Paulus damit gestraft, dass Frösche aus ihrem Mund, Schlangen aus der Nase und Eidechsen aus den Augen fallen, der gutherzigen Stiefschwester aber goldene Ringe, Armspangen und Perlen. Der Bruder der Schönen kommt aus dem Dienst des Kaisers in die Kapelle, wo sie sich aufhält; aber die Hexe versetzt sie hinter den Glasberg zur vierundzwanzigköpfigen Unholdin und stellt ihre Tochter in die Kapelle, wo sie des Prinzen Soldaten abholen. Als der Prinz den Betrug entdeckt, zieht er mit einem eisernen Stab aus, die rechte Braut zu suchen. Aus Poltawa: Verwandlung in Ente beim Baden; eine alte Frau entzaubert sie und: die Gaben stammen von zwei befreiten Hechten her; der Koch des Prinzen kriecht im Wald in das neue Nest des verzauberten Vogels und findet ein Kind. Dazu: die Braut des Prinzen, der beim Lachen Gold, beim Weinen Perlen entfallen und unter deren Tritt Blumen aufspriessen, wird durch ihr Kammermädchen geblendet und erhält die Augen für gestickte Handtücher wieder; aber die falsche Braut holt die in einem Ei verborgene Seele der rechten aus der Schwarzpappel und schliesst das Ei in einen Koffer; ein Knabe, den der Prinz in der Kapelle beim Sarg gefunden, nimmt es und zerbricht es; da lebt die Tote wieder auf. - Weissrussisch: "Von der Jungfrau mit den Perlentränen, den unverwelklichen Rosen und den goldenen Fischlein"; als die in eine Ente verwandelte rechte Braut nachts den Sarg des Bruders aufsucht, verbrennt der König das von ihr abgelegte Gefieder. - Grossrussisch: die Braut fährt mit ihrem Bruder Prinz Dmitrij übers Meer zu Prinz Iwan, der ihr Bildnis bei jenem gesehen hat; von der Amme in eine Ente verwandelt, besucht sie nachts den eingekerkerten Bruder; Iwan verbrennt ihr Federkleid. Aus Rjazan: der Bruder nicht verurteilt; das goldenen Fischlein erscheint in dem Schlafzimmer des Königspaares und: zuerst Motive aus Einäuglein und Aschenputtel; ein Jahr nach der Hochzeit lockt die Stiefmutter die Heldin ins Dampfbad und verwandelt sie in einen Luchs; der Herr sieht, wie die Kinderfrau das Kind aufs Feld zum Luchs trägt, und verbrennt die abgelegte Luchshaut. - Litauisch: der Schustersohn bringt dem Prinz, mit dem er zusammen erzogen ist, die Bilder von drei Prinzessinnen und entführt die jüngste zu Schiff; dann wie der treue Johannes KHM 6. - Lettisch: die Braut im Wald von ihrer Freundin geblendet, die dem Prinzen meldet, jene sei krank und sende sie als Stellvertreterin; Bruder eingekerkert; Augen für Teppiche eingetauscht; Wiedersehen im Wirtshaus. - Estnisch: "Das in eine Ente verwandelte Mädchen"; Bild vom Bruder gemalt; Ente von der Wirtin entzaubert. - Finnisch: "Das dem Meer entstiegene Mädchen"; das im Meer gefangene Mädchen stickt eine Mütze, Hemd und Hosen und sendet sie nachts durch ihr Hündchen Pilkka dem Königssohn, um ihren Bruder aus der Schlangengrube zu befreien; als der Prinz auf den Rat einer weisen Frau ihre Kette durchschneidet, verwandelt sie sich in einen Wurm, eine Mücke, eine Eidechse, einen Raben, aber er hält sie fest; die Hexe wird in der Badestube verbrannt. -

Ungarisch: "Die aus einem Zweige gekommene Prinzessin". - Bei den Zigeunern in Südungarn: statt der bösen Amme oder Stiefmutter bringt der neidische Bruder dem König als Braut ein hässliches Mädchen, und die Heldin muss die Schafe des Königs hüten. - Türkisch: der Pferdeknecht des Kaisers verfertigt ein Bildnis seiner Schwester und verbirgt diese, als die Hexe sie auf der Fahrt geblendet, bei sich; aber die Hexe gibt ihr drei Giftkörner ein, und erst als der Kaiser auf der Jagd zur Gruft kommt und die Körner aus ihrem Mund nimmt, erwacht sie; die ausgestochenen Augen werden ihr eingesetzt, und nach dreitägigem Gebet kann sie wieder sehen. - Indisch: "Muchie Lal"; die Frau des Prinzen besucht ihre Stiefmutter und Stiefschwester, wird von ihnen in den Fluss gestossen und von der siebenköpfigen Schlange aufgenommen; der Gatte verstösst die in ihrem Schmuck zu ihm kommende Schwester und sucht die rechte Frau, die inzwischen einen Sohn geboren hat. - Kabylen: statt des Königs freit ein Schulmeister um das Mädchen, das von der Stiefmutter geblendet und von Raben geheilt sich in eine Taube und in einen Rosenstrauch verwandelt; als ihr Bruder diesem mit der Sichel naht, gibt sie sich zu erkennen und stirbt. - Westafrika: die Braut wird durch die Sklavin vom Schiff ins Meer gestossen, von einem Walfisch verschlungen und ans Land ausgespien. Aus Westindien: eine hässliche Frau überredet die unter einem Baum zurückgelassene Schöne, zu baden und die Kleider mit ihr zu tauschen, ertränkt sie; dann die Verwandlungen.


Variantenverzeichnis

>> Märchen-Suchdienst

Zitterinchen. Bechstein/Deutschland 61
Die weisse und die schwarze Braut. Grimm/KHM 135
Das weisse Entchen. Afanasjew/Russland 265
Prinzessin Röschen. Aulnoy/Frankreich 2,2
Carevna Graue Ente. Afanasjew/Russland 264


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