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Die Muttermale der Prinzessin 850

Märchentyp AT: 850; cf. 621
Grimm KHM: Vom klugen Schneider 114


Eine Prinzessin heiratet nur denjenigen Mann, der ihre Muttermale oder besonderen Merkmale (Goldhaar, Stern etc.) zu erraten vermag. Sie trifft einen Hirten (Dummling, Jüngster), der durch eine magische Flöte seine Schweine tanzen lässt, oder einen Fischer mit blauen, roten oder goldenen Fischen. Die Prinzessin erwirbt die Schweinchen oder Fische dadurch, dass sie dem Jüngling ihren Körper nach und nach entblösst. Dieser erkennt die besonderen Merkmale und löst mit diesem Wissen die Heiratsaufgaben, bekommt aber einen Mitbewerber, da der Hirte (Fischer) als zu gering erachtet wird für die Prinzessin bzw., weil der Jüngling die Merkmale bereitwillig einem mitstreitenden Freier verraten hat. Das Mädchen soll sich nun während der Nacht einem von beiden zuwenden. Der Bursche überlistet den Rivalen bzw. das Mädchen und gewinnt sie zur Frau.


Anmerkung

 


Literatur

Derungs, K. (Hg.): Keltische Frauen und Göttinnen. Matriarchale Spuren bei Kelten, Pikten und Schotten. Bern 1995.
Köhler, R.: Die Prinzessin und der Schweinehirt. In: Kleinere Schriften 1, p. 428-429.
Propp, V.J.: Die historischen Wurzeln des Zaubermärchens. München 1987.
Thompson, S.: The Folktale. New York 1951.
Wegehaupt, H.: Rose, Prinz und Nachtigall. Berlin 1989.


Märchen

>> Das grosse Buch der Zaubermärchen


Hinweise

Das Märchen besteht aus zwei sonst getrennt vorkommenden Teilen: A. dem Erraten der Merkmale der Prinzessin, hier ihres goldenen und silbernen Haars, und B. der Aufgabe, einen Bären zu überwinden, dem der Schneider Steine statt Nüsse zu knacken gibt und die Tatzen in einen Schraubstock klemmt, wie der wunderliche Spielmann (KHM 8).

Woher der Bursche die verborgenen Kennzeichen der Prinzessin weiss, wird in einem niedersächsischen Märchen "Der Schweinejunge und die Prinzessin" ausführlich erklärt. Die Jungfrau sieht, wie der Bursche drei niedliche Ferkelchen nach seiner Pfeife tanzen lässt, und handelt sie ihm nacheinander ab, muss ihn aber eine Nacht in ihrem Bett schlafen lassen. So vermag er anzugeben, dass sie drei goldene Haare an der linken Seite hat, und durch unvollständige Mitteilung des Geheimnisses einen Nebenbuhler zu prellen. Aus Ostpreussen: "Der Schweinejunge mit der Violine"; die Prinzessin zeigt ihm die goldenen Buchstaben auf ihrem Schuh. - Ebenso dänisch: "Drei rote Ferkelchen". - Rumänisch: "Zwei Brüder mit goldenen Haaren"; vermischt mit den zwei Brüdern, KHM 60; der eine Bruder erfährt vom Fisch, dass die Königstöchter Sonne, Mond, Sterne und Kornähren auf Brust, Rücken, Augen und Rippen haben. - Serbokroatisch: "Durch schöne Kleider lässt sich manches erreichen"; als die Prinzessin die ihr verkauften kostbaren Kleider anlegt, sieht der Bursche den goldenen Stern auf ihrem rechten Knie. Auch bei den mohammedanischen Serben Bosniens: der Dummling erfährt das Geheimnis im Traum. - Grossrussisch: Ferkel verkauft; Muttermal am rechten Fuss. - Kleinrussisch: silberne Hüften, Mond auf der Brust, Goldstern unter dem rechten Arm. Aus Südungarn: drei kostbare Lilien aus dem Drachenreich; Sterne auf Knie und Brust.


Variantenverzeichnis

>> Märchen-Suchdienst

Die Hexe. Karlinger/Portugal 54
Die Perlenkönigin. Bechstein/Deutschland 58a
Der Schweinejunge und die Königstochter. Busch/Deutschland 39
Der Schweineknecht. Andersen/Dänemark 22
Vom klugen Schneiderlein. Grimm/KHM 114


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