Treue Liebe 611
Märchentyp AT: 611
Grimm KHM:
Ein Knabe und ein Mädchen werden
von ihren Eltern füreinander zur Ehe bestimmt, aber als
der Vater des Knaben stirbt, bereut es der Vater des
Mädchens und schickt den Knaben mit einem Schiffer fort,
der ihn umkommen lassen soll. Das Schiff fährt auf Grund,
aber der Bursche rettet sich auf eine unbewohnte Insel und
erhält dort ein magisches Heilmittel. Mit diesem rettet
er das Leben einer Prinzessin, wird zum Fürsten gemacht
und gewinnt schliesslich seine Jugendliebe.
Anmerkung
Das Märchen ist in dieser Form recht selten
anzutreffen, zeigt jedoch ein bekanntes Motiv, wonach ein
junger Held, der einmal Thronfolger werden soll, von einem
König (Fürst, Graf, Vater etc.) verfolgt und ausgesetzt
wird. Damit verbunden sind auch Tötungsversuche wie in AT
671 Die drei Sprachen, in AT 725 Der Traum oder in AT 931
Ödipus. In 671 ist es oft ein Diener oder Jäger, der den
Jungen umbringen soll, ihn jedoch aus Erbarmen frei lässt
und statt dessen einen Hasen tötet, um Leber und Augen
dem Fürsten vorzeigen zu können. In 725 wird der Junge
während einer Überfahrt vom Vater über Bord geworfen,
jedoch rettet sich dieser zu einem anderen Schiff, in ein
fernes Land oder auf eine Insel. Dort besteht er Proben
und Brautaufgaben, so dass er schliesslich durch die
Heirat mit einer Prinzessin König wird.
Literatur
Derungs, K.: Struktur des Zaubermärchens I.
Bern, Stuttgart, Wien 1994.
Propp, V.J.: Die historischen Wurzeln des Zaubermärchens.
München 1987.
Thompson, S.: The Folktale. New York 1951.
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