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Des Königs Hasen hüten 570

Märchentyp AT: 570
Grimm KHM: Der Vogel Greif 165


Drei Brüder gehen an einen Königshof, um die 100 oder 300 Hasen (Rebhühner etc.) des Königs zu hüten und dadurch die Prinzessin zu gewinnen. Den beiden unfreundlichen Ältesten gelingt es nicht, aber der höfliche Jüngste hat eine Zauberpfeife (Vogel) von einem Alten erhalten, der alle Hasen gehorchen, so dass nicht eines der Tiere fehlt. Um die Heirat zu verhindern, versuchen die Prinzessin, die Königin und der König, jeder für sich, die Pfeife (eines der Tiere) an sich zu bringen, und müssen daher bald den unziemlichen Vorschlägen des Burschen nachkommen. So müssen sich die Frauen mit dem Burschen einlassen oder der König hat den Hintern des Esels zu küssen. Die Pfeife hat jedoch die Eigenschaft, immer wieder zu ihrem Eigentümer zurückzukehren. Oder er pfeift den erlisteten Hasen jedesmal zurück. Schliesslich erzählt der Junge vor dem Hof, was er für Ablistungsversuche erlebt hat; der beschämte König unterbricht ihn und gibt ihm die Prinzessin zur Frau.


Anmerkung

 


Literatur

Derungs, K.: Amalia oder Der Vogel der Wahrheit. Mythen und Märchen aus Rätien im Kulturvergleich. Chur 1994.
Propp, V.J.: Die historischen Wurzeln des Zaubermärchens. München 1987.
Ranke, K.: Schleswig-holsteinische Volksmärchen. Kiel 1955.
Scherf, W.: Das Märchenlexikon. München 1995.
Thompson, S.: The Folktale. New York 1951.


Märchen

>> Das grosse Buch der Zaubermärchen


Hinweise

Inhalt: A. Der Held vermag die Krankheit der Königstochter durch die überbrachten Äpfel zu heilen, weil er dem begegnenden Männlein auf seine Frage freundlich antwortet, während die beiden älteren Brüder es barsch abwiesen. Das Männlein hilft ihm auch bei den Aufgaben, die er vor der Heirat mit der Königstochter lösen soll: (B) ein Schiff bauen, das über Wasser und Land geht, (C) dann hundert Hasen hüten und endlich (D) eine Feder des Vogels Greif bringen.

In "Trudchen" sind die Aufgaben verschieden. Ein König ist krank und kann nur durch Feigen geheilt werden; er verspricht dem, der sie bringt, seine Tochter zur Gemahlin. Von drei Brüdern gelingt es dem jüngsten. Ehe ihn aber die Königstochter nimmt, legt sie ihm schwere Aufgaben vor, die er durch Hilfe dankbarer Tiere vollbringt. Er muss erstens einen Ring aus dem Wasser holen; ein Fisch trägt ihn herbei, den er vorher aus dem Sand in sein Element gebracht hatte. Zweitens soll er ein Kränzchen aus dem Himmel und einen Brand aus der Hölle bringen; jenen holt ein weisses Täubchen, diesen ein schwarzes, die er beide einmal, als sie sich gebissen, auseinander gejagt hatte. Drittens soll er neun Malter von neunerlei Getreide auseinanderlesen; das vollbringen Ameisen, die er einmal gesättigt hatte. Viertens soll er neunhundert Hasen hüten; ein Pfeifchen, das er erhalten hat, lockt sie immer wieder zusammen. Endlich soll er einen Sack voll Wahrheiten sagen. - Aus Solothurn: "Der Figesack"; Getreidearten sondern, Sack mit Wahrheiten füllen. - Aus Schwaben: "Der Palmen", "Das Schiff, das zu Wasser und zu Lande geht", "Der Hasenhirt"; drei Speicher voll Weizen, Brot und Wein in drei Nächten leeren. Aus Niederösterreich: "Das kunstreiche Luftschiff". Aus Böhmen: "Der pfiffige Hans"; Erbsen und Bohnen sondern, Eier aus einem See holen. Aus dem Odenwald: "Die Mandelkörbchen"; Hirse zusammenlesen, Schlüssel aus dem Meer holen, hundert Schafe einen Monat auf einem Fleck weiden. Aus Franken: "Der Hasenhüter"; Erbsen und Linsen sondern. Aus Hannover: "Das Schiff, das ohne Wind und Wasser fährt". - Dänisch: Ring aus dem Meer, Schloss aus Wachs, drei Höllenbrände herbeischaffen. "Jesper Harehyrde"; Kessel voll Wahrheiten. - Isländisch: Thorstein füllt den Sack mit Worten, indem er berichtet, was die Königstochter, Königin und der König getan, um ein Halsband, Krone und Schachbrett zu erhalten. - Griechisch: Getreide sichten, Ring holen, Prinzessin erkennen; dankbare Tiere. Slowenisch aus Bosnien: "Die Gaben dreier alter Waldfrauen". Preindlsberger: die Prinzessinnen bekommt, wer einen zehn, zwanzig, dreissig Ellen breiten Graben zu Pferd überspringt. - Tschechisch: "Wie der Wagner König ward"; statt des Schiffes ein selbstfahrender Wagen; drei Gesellen, Prinzessin lacht; drei Scheffel Wahrheit messen. "Drei Säcke Wahrheit"; Gedanken der Prinzessin erraten. Aus Schlesien: der Müller soll zum Baron kommen weder zu Fuss noch zu Pferd, nicht nackt und nicht bekleidet, und Geschenk nicht Geschenk bringen. - Polnisch: der verachtete Jüngste reitet den Diamantberg hinauf, soll in zwölf Stunden die goldenen Schafe aus der ganzen Welt sammeln, in achtzehn Stunden die Hasen. - Kleinrussisch: Merkmale der Prinzessin erraten. Aus der Ukraine: ein drei Stock hohes Haus zu Pferd überspringen.

Die erste der Freierproben unsres Märchens, das über Wasser und Land fahrende Schiff, beruht auf einem uralten Volkswunsch, der vielleicht in den heidnischen Kultus zurückreicht. Um 1133 wurde von den Tuchwebern in Corneli-Münster (Inda) ein Schiff erbaut, mit Rädern versehen und nach Aachen und Mastricht gezogen, wo es mit Jubel und Tanz empfangen wurde. Mit solchen die Strassen entlang fahrenden Schiffen zogen 1235 die Kölner der dem Kaiser Friedrich II. angetrauten Prinzessin Isabel von England entgegen. J. Grimm erinnert an spätere Schiffsumzüge zur Fastnacht, an das Narrenschiff Brants und das bei Tacitus erwähnte Schiffsbild der Isis bei den Sueben. Auf Bilderbogen des 17. Jahrhunderts finden wir eine holländische Eisyacht und ein über Berge und Täler steuerndes Luftschiff dargestellt. Merkwürdig lebt das zusammenzufaltende Schiff Skiðblaðnir aus der Edda, das die Zwerge dem Freyr gebaut haben, in holsteinischen, dänischen und norwegischen Märchen fort.


Variantenverzeichnis

>> Märchen-Suchdienst

Der Vogel Greif. Grimm/KHM 165
Der Hasenhüter und die Königstochter. Bechstein/Deutschland 31
Der Hasenhirt. Wolf/Deutschland 14


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