Der
versteinerte Freund 516
Märchentyp AT: 516
Grimm KHM: Der treue Johannes 6
Ein Prinz verliebt sich durch ein
Bild in eine Prinzessin oder träumt von ihr. Da das
Freien mit gewissen Gefahren verbunden ist, lockt sie der
treue Diener oder Gefährte des Prinzen auf ein Schiff,
auf dem sich auch der Prinz eingeschifft hat, und segelt
ab. Sie befindet sich bald in der Gesellschaft des Prinzen
wohl. Unterwegs bekommt der treue Diener, der die
Vogelsprache gelernt hat, zu hören, dass bei der Heimkehr
das Leben seines Herrn und seiner künftigen Herrscherin
durch verschiedene Todesfallen, wie das Besteigen eines
Pferdes, das Durchschreiten eines Tores, das Essen eines
bestimmten Gerichtes, brennendes Hemd, Drache oder
Schlange im Brautgemach etc., bedroht wäre und dass der,
der die Gefahren abwehre und dabei die Ursache seiner
Handlungsweise erzähle, versteinert werden solle. Alles
Vorausgesagte tritt ein, doch die Gefahren werden durch
den treuen Diener und seine Vorkehrungen abgewendet. Da
der Prinz jedoch die eigenartige Handlungsweise des
Dieners nicht versteht (Zerstören des Hemdes und des
Essens, Versteck unter dem Brautbett und Drachenkampf im
Schlafgemach der Prinzessin), zwingt er ihm eine
Erklärung ab, worauf dieser unmittelbar zu Stein wird.
Der Prinz erfährt (manchmal im Traum), dass er den treuen
Freund nur durch das Blut seiner eigenen Kinder wieder ins
Leben zurückholen kann. Dies geschieht, und der steinerne
Gefährte wird mit dem Blut bestrichen und entwandelt.
Ebenso erhalten auch die Kinder durch ein Wunder wieder
das Leben zurück.
Anmerkung
Das Verbreitungsgebiet dieses Märchens erstreckt sich
von Indien bis Portugal und von dort teils über die
Kapverdischen Insen nach Massachusetts in den USA, teils
nach Brasilien. Es ist wohl in sämtlichen europäischen
Ländern vertreten, ausser möglicheweise in Irland,
England, Holland und Norwegen. Die aussereuropäischen
Varianten in der alten Welt sind hauptsächlich im
Kaukasus und bei den Tataren, Kalmücken, Äthiopiern,
Kabylen und Indern zu finden. Die meisten Varianten haben
wir jedoch im östlichen und südöstlichen Europa. Die
älteren indischen Varianten, darunter die im
Kathasaritsagara (um 1000 n.u.Z.), sind unvollständig.
Zu bemerken ist, dass die Mehrzahl sämtlicher
Varianten bei sehr frühzeitiger Einwirkung von 507BC
(Tobiasmärchen) eine Schlange im Hochzeitsgemach die
dritte und letzte Gefahr sein lässt, dabei aber eine
Erklärung seitens des Dieners eigentlich unnötig ist.
Dieser Zug findet sich nicht im Kathasaritsagara, wo vier
andere Gefahren aufgezählt werden. Vermutlich ist er
teils durch das Opfer des Kindes, das typisch für das
Tobiasmärchen ist (vgl. 506, 507A, 508, 551), teils durch
die Gabe, die Vogellaute zu verstehen, hineingekommen, was
unfehlbar den Gedanken auf die Schlange führt.
Sowohl Grimm wie Bolte und Polivka haben die
Ähnlichkeit der Erzählung mit dem seit dem Jahr 1000
bekannten "Roman" Die beiden Freunde oder, wie
er auch heisst, Amicus und Amelius (Amici) hervorgehoben,
der nach und nach in die Stuttgarter Handschrift der
Sieben weisen Meister einfloss. Dort finden wir als
Einleitung die Gabe, den Vogellaut zu verstehen, sowie
weiter eine alles opfernde treue Freundschaft und als
Schluss das Opfer der Kinder des empfangenden Teiles, um
mit deren Blut den Freund wieder gesund zu machen. Die
Kinder bleiben jedoch durch ein Wunder am Leben. Dass
diese Erzählung und das Märchen völlig unabhängig
voneinander sein sollten, ist kaum denkbar (siehe 517).
Literatur
Denecke, L.: Amicus und Amelius. In: EM 1, p.
454-463.
Derungs, K.: Struktur des Zaubermärchens II. Hildesheim,
Zürich, New York 1994.
Dienstbier, P.: Ursachen und Zustände typologischer
Deformation beim Märchen in seiner Entwicklung bis zur
Gegenwart. Salzburg 1975.
Kirchner, H.: Menhire in Mitteleuropa. In:
Mythologische Landschaft Deutschland. Hrsg. von Heide
Göttner-Abendroth und Kurt Derungs. Bern 1999.
Köhler, R.: Der treue Johannes. In: Aufsätze über
Märchen und Volkslieder. Berlin 1894.
Krohn, K.: Übersicht über einige Resultate der
Märchenforschung. Helsinki 1931.
Lüthi, M.: Von der Freiheit der Erzähler.
Anmerkungen zu einigen Versionen des "Treuen
Johannes". In: Nespen, V.v. (Hg.): Miscellanea.
Antwerpen 1975, p. 458 ff.
Meier, J.: Der Brautstein. Frauen, Steine und
Hochzeitsbräuche. Bern 1996.
Rölleke, H.: "Johannes war leblos
herabgefallen und war ein Stein". Versteinerung und
Wiederbelebung in der Volksliteratur. In: Mathias Mayer
und Gerhard Neumann (Hg.): Pygmalion. Die Geschichte des
Mythos in der abendländischen Kultur. Freiburg 1997, p.
517 ff.
Rösch, E.: Der getreue Johannes. Helsinki 1928.
Schenda, R. (Hg.): Das Märchen der Märchen. Das
Pentamerone. Giambattista Basile. München 2000, p. 609.
Winstedt, E.O.: The self-sacrificing child. In: Folk-lore
57, 1946, p.139-150.
Märchen
>> Das grosse Buch der
Zaubermärchen
Hinweise
Eine Erzählung aus dem Paderbörnischen: Ein armer
Bauer bittet auf Geheiss eines alten Mütterchens den zu
Gevatter, der ihm zuerst draussen auf dem Weg begegnet und
den er noch nicht kennt. Das ist nun der König, der hebt
auch das Kind aus der Taufe und gibt ihm den Namen Roland.
Die Königin war aber zu derselben Stunde niedergekommen
und ihr Kind Joseph genannt. Als ein Jahr herum ist,
lässt der König den kleinen Roland abholen und nimmt ihn
an Kindes Statt an. Roland und Joseph wachsen zusammen auf
und halten sich für Geschwister. Als sie zwanzig Jahr alt
sind, reitet der König einmal fort und hinterlässt ihnen
die Schlüssel zu allen Stuben; sie sollen alle
aufschliessen dürfen, nur eine nicht. Roland aber ist so
neugierig, dass er am dritten Tag den Joseph beredet, mit
ihm in die verbotene Stube zu gehen. Sie ist ganz mit Tuch
ausgeschlagen; als aber Roland das auch in die Höhe hebt,
so sieht er das Bild einer wunderschönen Jungfrau und
fällt bei dem Anblick in Ohnmacht. Joseph trägt ihn
hinaus, Roland wird wieder zu sich gebracht, ist aber von
Stund an krank aus Liebe und hat keine Ruhe, bis sie beide
in das Reich ziehen, wo die Königstochter lebt. Sie muss
dort sieben Jahre in einem Turm sitzen, abends wird sie in
einem verschlossenen Wagen zu ihren Eltern gebracht und
morgens früh vor Tages Anbruch wieder in den Turm
zurück. Roland und Joseph können sie gar nicht einmal
sehen und müssen unverrichteter Sache wieder heimreisen.
Da gibt ihnen der Vater vier Schiffe, drei mit Kanonen
besetzt und das eine mit den schönsten Waren beladen. -
Sie schiffen hin und geben sich für Kaufleute aus, und
Joseph bittet den König, er möge das Gesetz erlassen,
das immer nur ein einzelner Mensch auf sein Schiff gehen
dürfe, weil er sonst zu sehr bestürmt würde. Das
geschieht, der König kommt nun selbst aufs Schiff, und
danach die Königin und kaufen viel. Und weil alles so
schön ist, soll es ihre Tochter auch sehen. Sobald sie
aber das Schiff betreten hat, wird der Anker gelichtet und
die schöne Braut fortgeführt. Der König schickt ein
Schiff, sie wiederzuholen, aber das wird von den Kanonen
in den Grund geschossen. Während der Fahrt hat Joseph
nachts einmal die Wache, da hört er ein Brausen und eine
Stimme, die ruft: "Wisst ihr was Neues?" -
"Neues genug", antwortet eine andere, "die
schöne Königstochter ist geraubt und sitzt in dem
Schiffe hier. Wer sie aber denkt zur Frau zu nehmen, der
muss erst jemand haben, der dem schwarzen Pferd den Kopf
abhaut." Da erschrak Joseph, und als Roland in der
folgenden Nacht wachen will, bittet ihn Joseph, lieber zu
schlafen und ihm die Wache zu überlassen. Da hört er
wieder die Stimmen: "Wisst ihr was Neues?" -
"Neues genug, die Königstochter ist geraubt und
sitzt im Schiffe; wer sie gedenkt zur Frau zu haben, der
kann nur dazu gelangen, wenn einer da ist, der, wann der
Bräutigam der Braut Gesundheit trinkt, ihm das Glas vor
dem Munde wegschlägt, dass die Scherben herumfliegen. Wer
das aber nachsagt, der steht in Stein bis ans Herz."
Joseph wacht auch in der dritten Nacht, da hört er:
"Der Bräutigam kann die Braut nicht erlangen, wenn
nicht einer da ist, der dem Drachen die sieben Köpfe
abschlägt, die dieser in der Brautnacht zum Fenster
hineinsteckt. Wer das aber nachsagt, steht in Stein bis an
den Kopf". Folgenden Tags langen sie an, der König
kommt ihnen mit seinen Leuten entgegen und bringt dem
Joseph ein weisses Pferd mit, dem Roland ein schwarzes.
Joseph besteigt das seinige und haut dem schwarzen den
Kopf ab. Alle sind erstaunt und aufgebracht und fragen
nach der Ursache, aber er antwortet: "Ich kann und
darf es nicht sagen". So schlägt er auch, als bei
der Hochzeitsfeier Roland seiner Braut Gesundheit trinken
will, diesem das Glas vor dem Munde weg, dass die Scherben
fliegen. Endlich in der Nacht, als Roland und seine Braut
schon schlafen, geht er mit gezogenem Schwert in der
Kammer vor dem Fenster auf und ab. Plötzlich fängt es an
zu brausen und zu brüllen, und ein Drache steckt seine
sieben Köpfe herein. Er haut sie in einem Hieb herab,
dass das Blut in die Stube spritzt und seine Stiefeln
füllt. Die Wachen rufen bei dem Lärm den König; dieser
kommt, und als er die Türe öffnet, strömt ihm das Blut
entgegen, und er erblickt den Joseph mit gezücktem
Schwert. "Ach was hast du getan, mein Sohn?"
ruft er aus. Da kann Joseph nicht anders, er erzählt
alles und wird augenblicklich ganz in Stein verhüllt,
sodass man nichts von ihm sieht als sein Gesicht, das zu
schlafen scheint. - Nach Verlauf eines Jahres bringt die
junge Königin einen Sohn zur Welt, und da träumt ihr
drei Nächte hintereinander, wenn man mit des Kindes Blut
den Joseph bestriche, so würde er erlöst. Sie erzählt
dem Roland ihren Traum, der lässt alle Räte des Landes
zusammenkommen, die sprechen ja, er müsse sein Kind für
des Freundes Leben opfern. Da wird das Kind getauft und
dann wird ihm der Kopf abgehauen. Mit dem Blute des Kindes
aber wird Joseph bestrichen; alsbald schwindet der Stein
an ihm, und er steht auf und Spricht: "Ach, lieber
Bruder, warum hast du mich geweckt? Ich habe so sanft
geschlafen". Sie erzählen ihm, wie alles sich
zugetragen, da sagt Joseph: "Nun muss ich dir wieder
helfen," bindet das tote Kind in ein linnen Tuch und
geht mit ihm fort. Als er schon dreiviertel Jahr gewandert
ist und, von Herzen betrübt, dass er keine Hilfe finden
kann, unter einen Baum sich setzt, kommt ein alter Mann
und gibt ihm zwei Fläschlein, darin ist Wasser des Lebens
und Wasser der Schönheit. Joseph trägt es nun heim, muss
aber, weil er nichts mehr hat, betteln. Nach einem
Vierteljahr kommt er zu seines Vaters Schloss, da setzt er
sich auf die Brücke und bestreicht das Kind erst mit dem
Wasser des Lebens, wovon es das Leben wieder erhält, dann
mit dem Wasser der Schönheit, wovon es so frisch und
lieblich wird wie kein anderes. Darauf bringt er es seinen
Eltern, die sich vom Herzen darüber freuen.
Die Hauptzüge, die in den zahlreichen Fassungen dieses
Märchens wiederkehren, sind folgende: A. Ein Prinz
verliebt sich in eine ferne und schwer zu erringende
Königstochter, deren Bild er gesehen oder von der er
geträumt hat. - B. Er entführt sie mit Hilfe eines
treuen Dieners, Pflegbruders oder rechten Bruders, der sie
entweder 1) auf sein Kaufmannsschiff lockt oder 2) sich
als Mädchen verkleidet zu ihr schleicht oder 3) einen
unterirdischen Gang zu ihr gräbt oder 4) auf andre Weise
die Schwierigkeiten zu besiegen weiss. Bisweilen tritt er
nur als Ratgeber des Prinzen auf. - C. Über dem mit der
Braut heimkehrenden Prinzen schweben aber drei Gefahren,
die entweder von dem zaubermächtigen Vater der Braut oder
vom eignen Vater des Prinzen oder von dessen Stiefmutter
ausgehen: durch vergiftete Speisen, Kleidungsstücke,
Begegnung mit Räubern oder einem Ertrinkenden,
Überschreitung eines Flusses, Durchschreiten eines Tores
usw. Die letzte Gefahr besteht darin, dass eine Schlange
nachts in das Schlafzimmer des Brautpaares dringt. Der
treue Diener hört durch ein Gespräch von Geistern oder
Vögeln von den Gefahren und wendet sie ab, gerät dadurch
aber in den Verdacht, seines Herrn Feind zu sein,
insbesondere als er dessen schlafende Gattin berührt,
muss sich durch ausführlichen Bericht rechtfertigen. - D.
Infolge dieser Erzählung wird er aber zu Stein und kann
nur durch das Blut eines Kindes des königlichen Paares
oder durch ein Heilmittel, das der Prinz von weither holen
muss, wieder belebt werden.
Bei Kristensen rettet der treue Peter den Prinzen vor
dem ihm durch seine Stiefmutter zugesandten Zauberpferd
und Drachen und wird darauf zu Stein; der Prinz macht ihn
wieder lebendig, indem er auf den Rat dreier schwarzer
Jungfrauen drei Kröten dreimal küsst. In der andern
Aufzeichnung rettet der eine Bruder seine geraubte Mutter
auf dem Heimwege vor einer schadhaften Brücke,
vergiftetem Wein und einem in ihre Schlafkammer
gedrungenen Adler; der andre Bruder erfährt von zwei
Jungfrauen, dass er ihn mit einer Salbe beleben kann. -
Französisch: Jeannot belauscht Störche und raubt einem
sein Federkleid. Er wirft das Hemd des Königs ins Wasser
und die goldene Suppenschüssel ins Feuer. Versteinert und
durch Kindesblut erlöst. Sébillot "La princesse
Felicité": wird vom Diener des Prinzen, der die
Winde belauscht hat, aus dem verzauberten Schloss
entführt; er wirft die giftige Traube fort und tötet den
Ertrinkenden, als die Prinzessin ihn berühren will.
Erlösung durch Kindesblut. - Zahlreich sind die
italienischen Fassungen; die älteste, die uns Basile 4, 9
überliefert, weicht im Eingang ab: König Milluccio sieht
einen blutenden Raben auf weissem Marmor liegen und
wünscht sich eine Frau so rot und weiss wie Blut und
Marmor und mit Haaren so schwarz wie Rabenfedern; sein
Bruder Jennariello zieht aus, eine solche Schönheit zu
suchen, findet sie in Liviella, der Tochter eines
Zauberers, und lockt sie als Kaufmann verkleidet auf sein
Schiff. Die Gefahren für seinen Bruder, über die ihn
zwei Tauben belehren, bestehen in einem Falken, einem
Pferde und einem in der Hochzeitsnacht erscheinenden
Drachen und sind durch den rachsüchtigen Zauberer
angestiftet, der endlich die getöteten Söhnchen des
Königs wieder belebt. Coronedi-Berti "La fola del
muretein": der treue Mohr ist der Sohn einer Magd,
die mit der Königin zusammen einen Zauberapfel gegessen;
der Prinz entzaubert ihn durch das Blut eines Hahns, der
einem wilden Riesen gestohlen werden muss. Prato
"Bianca come la neve, rossa come er sangue": der
Bruder des Königs pflückt im Garten des Zauberers einen
Apfel, aus dem eine nackte Schöne hervorgeht, und tötet
den ins Brautgemach dringenden Löwen. - Portugiesisch:
Consiglieri-Pedroso "Pedro and the prince";
Pedro entzaubert eine in eine Orange verzauberte
Prinzessin und wendet die Gefahren ab, die durch ein
Maultier, Birnen, Brücke und ein Gespenst dem Brautpaare
drohen. - Griechisch: "Das künstliche Pferd";
der Priestersohn steckt den Königssohn in ein goldenes
Pferd, das in die Kammer der Prinzessin gebracht wird, und
entflieht mit ihnen auf einem Flügelross; der Tötung des
Drachen in der Brautnacht folgt keine Versteinerung. Hahn
1, 201 Nr. 29 "Die Goldschmiedin und der treue
Fischersohn": der Fischersohn entführt die vom
Prinzen geliebte Goldschmiedsfrau durch einen
unterirdischen Gang und lässt deren Mann der Trauung
beiwohnen. Die von den Vögeln geoffenbarten Gefahren sind
Kanonen, Pferde, eine Hündin und ein Ungeheuer. Die
Versteinerung wird durch die Tränen der Königin gelöst;
und 2, 267 Nr. 64, 3. Var. (mit andern Märchen
vermischt). Dozon "La princesse de la Chine":
Blutstropfen auf dem Schnee. Das übrige ist die
orientalische Erzählung von dem schlauen Vezierssohne. -
Rumänisch, Schullerus: "Von der schönen
Rosa"; der Freund ist ein Engel; die Stiefmutter des
Königssohnes sendet ein giftiges Pferd, Wein und Hemd;
der Versteinerte wird lebendig, als das Kind sich beim
Spielen die Hand an ihm blutig stösst; "Philipp und
Alexander"; Alexander ist der Sohn der Köchin, die
von der verzauberten Suppe der Königin gekostet hat; das
Bild der schönen Russanda hat S. Petrus auf einen Stein
an der Strasse gezeichnet. Sie wird in einem goldenen
Bären entführt und kommt zu einem verwünschten Brunnen,
einer Kutsche und wird von einem siebenköpfigen Drachen
bedroht. - Serbokroatisch aus Warasdin: Bild der
Prinzessin von Piemont. Entführung zu Schiff. Pferd,
Trunk, Schlange. Aus dem Grabe der getöteten Söhne
erwachsen zwei Bäume, der zum Leben erweckte Freund
stampft mit dem Fusse, dass ein Quell emporspringt, und
besprengt damit die Bäume, da stehen die Kinder lebendig
da. Aus dem Bez. Karlstadt: "wunderbare Empfängnis
durch zwei Apfelstücke. Der Freund des Grafen erzählt
erst, nachdem er zehn Jahre im Kerker gesessen, was der
Zauberer prophezeit habe. Ein Bettler, eben jener
Zauberer, belebt ihn und die Kinder wieder". Letop:
der Prinz sieht die Schöne, die ein Maler gemalt hat, auf
einem Schiffe vorbeifahren. Der Diener hört von den Feen
im Waldhause die Gefahren der Hinreise und der Heimkehr
beschreiben und wird zu Stein, als er den von der
Stiefmutter dem Brautpaare dargebotenen Wein selber
trinkt. Kindesopfer. Bosanska: der Sultanssohn von Stambul
entführt die Tochter des Padischah von Hint, von der er
geträumt, mit Hilfe eines riesigen Arabers, der jede
Stunde ein ganzes Pferd verzehrt. Dieser überwindet auch
den Div des Padischah, der dem Prinzen die Braut wieder
entrissen hat, nachdem er erfahren, dass sein Leben in dem
kranken Fuss einer Ziege verborgen sei. Dann versteinert
der Sultan, der die Braut des Sohnes für sich begehrt,
den Prinzen und den Araber; allein die Prinzessin belebt
sie durch zwei Taubenfedern, und der Palast des Sultans
versinkt ins Meer. - Bulgarisch aus Macedonien: "Bild
der Schönen im Palast. Der Kamerad hört zwei Vögel
während der Mittagsrast am Brunnen von einem Feenpferd
reden; und als sie mit diesem übers Meer zur Prinzessin
gedrungen sind und sie in einem Kasten entführt haben und
wieder am Brunnen lagern, erzählen die Vögel von
weiteren Gefahren, auch dass die Schöne im Herzen eine
Schlange hat, der Kamerad wird durch das Blut des Knaben
und dieser durch Wasser aus jenem Brunnen
wiederbelebt".
Slowakisch: "Bild der Mutter des Prinzen. Schon
für die Werbung um die goldene Jungfrau Mahulena geben
drei Krähen, Töchter ihres Wirts, Anweisung, ebenso
offenbaren sie die dem heimkehrenden Paar von der
Stiefmutter bereiteten Gefahren: Wein, Pferd, Drache.
Versteinerung durch das Blut des Kindes gehoben". Dobšinský:
den Prinzen bestimmt sein Pate die Schöne der Welt zur
Frau. Er zieht mit einem alten Soldaten aus, fragt bei
Sonne, Wind und Mond nach ihr, kommt durch ein Loch in die
andre Welt und gewinnt die Schöne wie sonst die
Schwanjungfrau, deren Mädchen die Gefahren des Wagens und
Drachen offenbaren. Czambel: eine alte Frau verwünscht
den Prinzen, er solle die Cidrin-Prinzessin hinterm Roten
Meer heiraten. Sein Kamerad hört die Prophezeiungen
dreier Wolken und vernichtet, als sie mit der in einem
hölzernen Pferde entführten Prinzessin heimkehren, den
von ihrer Mutter nachgeschickten Wagen, erlöst eine
verzauberte Jungfrau durch schweigendes Ertragen von
Martern und erzählt von den Weissagungen. Belebung wie
gewöhnlich. - Polnisch aus dem Krakauer Land bei Kolberg:
Prinz und Diener zu Schiff. Im Traum erfährt der Diener
die Nachstellungen der Stiefmutter und des Stiefbruders:
Gifttrank, Pferd, Pistolenschuss beim Kirchgang; er wird
zur Salzsäule, durch Kindesblut belebt. Bei Petrow:
Pferd, Becher, Drache, Stiefvater auf der Jagd. Jesus rät
dem Prinzen, den Versteinerten mit den Leichen seiner
beiden Kinder zu bedecken und belebt dann auch diese. Aus
Lublin: Im verbotenen Zimmer findet der Prinz das Mädchen
selber, das darauf verschwindet. Räuber erzählen von den
Gefahren. Aus dem Krakauerland: wunderbare Empfängnis.
Steinsäule durch ein wenig Blut der beiden Knaben belebt.
Lublin: Antos wird von seinem Pflegebruder Jedrus in einem
goldenen Lamme zur Prinzessin gebracht. Die hilfreiche
Zauberin belebt auch das geopferte Kind des Prinzen. -
Tschechisch: "Die drei Tauben"; der Pflegebruder
zieht mit dem Prinzen aus, das Original des Bildes zu
suchen, und beide locken die Prinzessin auf ihr Schiff;
drei Tauben verraten die Nachstellungen der Zauberin, an
die sich der Vater der Entführten gewendet; eine
Verwandlung in Marmor findet nicht statt; die Tauben sind
Schwestern des Findlings. -
Grossrussisch: Chudjakov: Pferd, Gewand, Stiefmutter
als Schlange. Steinsäule durch Kindesblut belebt.
Erlenwein2: verbunden mit den Motiven der Schwanjungfrau
und des Zauberschlafes wie Nr. 93. Gefahren durch Äpfel,
Brunnen, Wein, Bettdecke, Schlange, Versteinerung, Tötung
des Knaben, Lebenswasser. Afanasjev3 1, Nr. 93 c ähnlich.
Zwölf Tauben, die Schwestern des getöteten Helden Košcej.
Der Diener tötet den Hund, das Pferd und die Kuh; in
einer Variante erscheint ein zwölfköpfiger Drache im
Brautgemach; in einer andern belebt der Diener die Kinder
mit dem eigenen Blute. Aus Archangelsk: der Prinz, dem die
Braut entflohen ist, schliesst mit Arkij Arkevic
Freundschaft, hilft ihm die schöne Jelena gewinnen und
hört nachts unter der Eiche vor dem Zelte von Tauben die
Gefahren durch Kleid, Wagen und Bett; versteinert, durch
das Blut des Erstgeborenen belebt. - Kleinrussisch in
Ostgalizien: der jüngere Bruder steht sieben Jahre als
Steinsäule, da stösst die Kaiserin sie aus Versehen um,
und er erwacht. Rudcenko: Apfel, Brunnen, Bett. Statt des
Dieners wird das Pferd, auf dem er sitzt, zu Stein. Aus
Kiew: Entführung der Nastasija prekrasnaja durch Ivan
Suchobrodzenko. Die Stiefmutter reicht Hemd und Wein und
verwandelt sich in eine Schlange. Der Diener wird
lebendig, als das Kind sich die Nase blutig stösst. Aus
Südungarn: "Prinz Adolf und sein Freund
Nicolaus"; die Prinzessin folgt dem Prinzen, der sie
zum Lachen bringt; auf dem Heimwege hört Nicolaus im
verwünschten Schlosse vom vergifteten Wein, vom Teufel in
Vogelgestalt und von der Möglichkeit, die verwünschte
Jungfrau zu erlösen; durch Adolfs Stiefmutter
versteinert, durch Adolfs Gebet belebt. - Weissrussisch
aus Mogilev: der Prinz erkauft die Hilfe des starken
Pilac; aber der "unsterbliche" Košcej, dessen
Leben in einem Entenei steckt, raubt die schöne Helena.
Drei Tauben erzählen vom vergifteten Tee, Braten und
Bett. Pilac wird durch Blut aus dem kleinen Finger des
Knaben belebt. Ebd.: statt Pilac ist Bulat, statt Košcej
Zar Idol eingetreten. Das Kind getötet, aber durch
Lebenswasser wieder belebt. Ebd.: sieben kunstreiche
Brüder holen dem Zaren die Schöne. Seine Stiefmutter
sendet vergifteten Wein, Braten, Hengst und den
zwölfköpfigen Satan. Gott offenbart dem Zaren, dass er
den versteinerten Diener durch das Blut seiner beiden
Söhne beleben kann. Aus Wilna: Tee, Pferd, Schlange.
Diener nach sieben Jahren durch Opferung der zwei Kinder
belebt. Aus Mogilew; der Kutscher fährt an Quelle,
Apfelbaum und Ruhebett rasch vorüber und erzählt auf
einem Pferde sitzend das Gespräch der Koljadas, d. i. der
personifizierten zwölf Nächte vom 25. Dezember bis 6.
Januar. - Litauisch aus Kowno: dem dritten Bruder hilft
ein Riese Golijat, den er von seinen Gläubigern
losgekauft hat, die Prinzessin entführen. Er geht in drei
Nächten ihrer Stiefmutter ins zwölfte Zimmer nach und
belauscht ihre Anschläge: Gift in Wein und Suppe,
Enthauptung des schlafenden Paares. Dowojna Sylwestrowicz;
der Schustersohn bringt dem litauischen Königssohne, mit
dem er erzogen ist, das Bild der Prinzessin und entführt
allein diese zu Schiff. Ein Rabe erzählt, dass die
Stiefmutter ein Einhorn, vergifteten Tee und einen Drachen
senden wird. Versteinerung und Opfer dreier Söhne.
Ebenda: ähnlich; nur bringt der Kammerdiener auf Befehl
des Königs die Bildnisse dreier Prinzessinnen. -
Lettisch aus Witebsk: der Lakai, der von einem
Schuster, Schneider und Schreiber geschaffen ist, holt die
vom Prinzen im Traume geschaute Schöne. Die Mutter des
Prinzen sendet ein todbringendes Geschenk, schwarze Pferde
und eine Schlange. Beim Kindesopfer für den versteinerten
Diener soll ein Blutstropfen auf den Stein, einer auf die
Kirche und einer auf den Galgen fallen. - Ungarisch:
"Der Morgenstern"; drei Schwäne verraten dem
Alten die Gefahr des Wagens, Gewandes, Drachen; der
Versteinerte wird entzaubert durch das Blut des Knaben,
der sich zufällig stösst. "Glückes Glück";
der Jäger des Prinzen erfährt von drei Krähen die
Nachstellungen des alten Königs: Brücke, Wagen,
Goldgewand. Angehängt ist die Reise zum Schicksal und die
unterwegs aufgetragenen Fragen. - Zigeunerisch: Kahn, Tor,
Drache. Belebung des Freundes durch Erde. - Türkisch: die
Tochter des Padischah von Kandehar (wunderbare Empfängnis
beider Freunde. Bild der Sultanstochter. Der Veziersohn
als Frau verkleidet entführt auch die Schwester des
Bräutigams, belauscht zwei Tauben, tötet das
verderbenbringende Pferd, Hündchen und Ungeheuer.
Versteinert, wird er nach sieben Jahren durch das Blut des
Kindes belebt). - Tatarisch: ein Lied berichtet, wie Ai
Tolysy für seinen Freund Kattandschula zweimal die
Tochter des Tarbatty Ilan raubt und die Geschenke, die
dieser für seinen Schwiegersohn mitgibt (Stiefel, Gurt,
Hut), zerhaut. Er wird zu Stein und durch die Eingeweide
des Kindes wieder lebendig. - In einem Märchen der
äthiopischen Bilin reisst ein Mann infolge einer
Prophezeiung der Heiligen der Braut seines Freunden die
Haare aus und schlachtet ihre Hochzeitskuh. Als er zur
Rede gestellt wird, erzählt er jene Weissagung und
versinkt. Auf den Rat eines Wahrsagers schlachtet später
der Freund seinen Sohn mit abgewandtem Gesicht; da liegt
ein schwarzes Schaf tot da, und der Sohn und der Mann
sitzen lebendig daneben.
Aus Indien: der Ministersohn Luxman begleitet den
Prinzen Rama auf seiner Brautfahrt, die mit keiner
Entführung, sondern einer glücklichen Heirat endet; auf
der Heimreise vernimmt er von zwei Eulen den drohenden
Sturz des Baumes, des Palastes und die Gefahr der
Schlangen, die Versteinerung wird durch blosse Berührung
des königlichen Kindes gelöst. Der Zug, dass Rama schon
anfangs einmal durch eine alte Frau auf seinen Freund
argwöhnisch gemacht wird, findet sich im
Baludschen-Märchen wieder; sonst ist alles verwickelter
und romanhafter. Die Geliebte des Prinzen ist bereits
verheiratet; der Freund deutet ihre Zeichensprache, rettet
sie durch Kleidertausch und eine List beim Gottesurteil
und wendet auf der Heimreise die im Traum erschauten
Gefahren durch giftigen Quarkkäse und zwei Schlangen ab.
Aus der jahrelangen Versteinerung erlöst ihn das
Kindesblut. Noch abenteuerlicher gestaltet ist die
bengalische Version, wo der Vezierssohn den Prinzen zu
einer unter Wasser gefangen gehaltenen Königstochter
führt und, als diese durch eine alte Frau geraubt wird,
als Blödsinniger verkleidet den Wunschstein und die
Schöne zurückholt; dann beseitigt er die von Vögeln
geweissagten Gefahren (Elefant, Tor, Fisch, Schlange),
wird versteinert und durch das Blut des Kindes belebt das
die Göttin Kali auferweckt. Einzelne Teile des Märchens
sind schon in früher Zeit in Indien nachweisbar. Während
die jüngeren Fassungen teilweise von der verwandten
Erzählung über den treuen Viravara (Viravara tötet
seinen eigenen Sohn, weil er von der Schicksalsgöttin
erfahren hat, dass nur so der König am Leben bleiben
werde.) beeinflusst sind oder weiter ablenken, berichtet
Somadeva ausdrücklich von der Brautfahrt des
Königssohnes auf der ihn der Kaufmannssohn Brahmadatta
begleitet; eine Entstellung aber liegt darin, dass sich
die Voraussagung der nächtlichen Stimmen nicht erfüllt,
wer die prophezeiten Gefahren (Halsband, Mangofrucht,
Haus, Niesen) offenbare, müsse sterben. Ein
kalmückisches Märchen verbindet die Rettung des
Brautpaares vor der nachts eindringenden Schlange mit dem
dankbaren Toten; der Held folgt seinem Erretter in die
Hölle und holt ihn ins Leben zurück. Statt des
lauschenden Freundes, der die dem Helden angedrohten
Gefahren vernimmt und glücklich abwendet, ist in einem
griechischen Märchen die gute Schwester eingetreten. Sie
hat beherzigt, was die drei Schicksalsgöttinnen (Moiren)
bei der Geburt des Knaben verkündeten, und rettet den
Bruder im dritten Jahre vor dem Feuer, im siebenten vor
einem Sturze und tötet in seiner Brautnacht die auf ihn
herabfahrende Schlange. In einer armenischen Erzählung im
Kaukasus hört die Schwester nur von der Gefahr am
Hochzeitstage des Helden; sie wird belebt durch das
Wasser, in welchem Sonne und Mond Gesicht und Hände
gebadet haben. In einem andern armenischen Märchen aus
Eriwan wird das Mädchen, das den Bruder vor dem Tode
durch ein Pferd, einen Büffel und einen Sturz vom Baume
bewahrt hat, versteinert wie in unserm Märchen; der
Bruder wandert durch die Welt, bis er Paradieswasser
findet und die Schwester damit erweckt.
Variantenverzeichnis
>> Märchen-Suchdienst
Der Rabe. Basile/Italien 4,9
Der treue Johannes. Grimm/KHM 6
Die drei Raben. Jahn/Deutschland 8
Der unsterbliche Koschcej. Afanasjew/Russland 158
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