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Die Schwester sucht ihre Brüder 451

Märchentyp AT: 451; cf. 705, 707, 710
Grimm KHM: Die zwölf Brüder 9; Die sieben Raben 25; Die sechs Schwäne 49


Eine Schar Brüder erfährt durch ein Zeichen von zu Hause, dass sie eine Schwester bekommen hat und damit zum Tod verurteilt ist. Sie fliehen und werden in Schwäne oder andere Vögel verwandelt. Oder der Vater, die Mutter, die zauberische Stiefmutter verwünschen sie in Tiere (Raben, Hirsche etc.). Ihre Schwester sucht und findet sie in einer Hütte im Wald. Sind die Brüder noch in Menschengestalt, verwandelt die Schwester diese in Tiere, indem sie unachtsam deren Lebens- und Seelenblumen pflückt. Von einer alten Frau oder von einem Bruder in Vogelgestalt - die Brüder sind tagsüber in Tiergestalt - erfährt sie, wie sie diese erlösen kann: Sie muss ihnen nicht nur Hemden aus Blumen nähen, sondern dabei auch sieben Jahre lang völlig stumm sein. Währenddessen wird sie im Wald von einem König gefunden und mit ihm gegen den Willen seiner Mutter verheiratet. Man beschuldigt sie, ihre neugeborenen Kinder aufgegessen zu haben (Unterschieben von Tierjungen, blutverschmierter Mund etc.), und sie wird zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Gerade als die siebenjährige Frist zu Ende ist, wird sie von ihren rückverwandelten Brüdern gerettet, denen sie in letzter Minute die Hemden übergeworfen hat, als diese in Tiergestalt zum Ort der Hinrichtung herbeikommen. Sie bringen die geretteten Kinder der Schwester zurück, welche die Verleumdungen und Untaten der dämonischen Schwiegermutter aufdeckt.


Anmerkung

Dieses Märchen erweckt beim ersten Ansehen den Eindruck, als ob es zu unseren ältesten Zaubermärchen gehört. Das Märchen scheint seinen Ursprung oder zumindest seinen ältesten Vertreter um 1185 in Lothringen zu haben, wo es der Mönch Johannes de Alta Silva in seinem lateinisch zusammengeschriebenen Dolopathos, eine Bearbeitung der Sieben weisen Meister, aufgenommen hat. Seine Vorbilder scheinen teils eine gewöhnliche Schwanenjungfrausage oder das Schwanenjungfraumärchen (400), das schon um 1150 Frankreich erreichte, teils das nach Östrup ursprünglich persische Märchen Die neidischen Schwestern (707) gewesen zu sein. Der Verfasser von Dolopathos lässt einen jungen Ritter eine aus der übernatürlichen Welt stammende Braut (Nymphe) dadurch gewinnen, dass er eine Kette durchschlägt, mit der sie ungefähr so gebunden war, wie wir es in 403A (Die weisse und die schwarze Braut) sahen. Sie gebiert ihm sechs Knaben und ein Mädchen, alle mit Ketten um den Hals. Sie wird von ihrer Schwiegermutter verleumdet, und als die Schwiegermutter die Kinder mit jungen Hunden vertauscht, wird sie von ihrem Gatten verstossen und bis zur Brust in die Erde eingegraben. Die Kinder, die jedesmal, wenn sie ihre Ketten ablegen, in Schwäne verwandelt werden, leben unerreichbar im Wald. Schliesslich beraubt sie der Diener der Schwiegermutter ihrer Ketten, wodurch sie Schwäne bleiben. Die Kette des Mädchens bekommt er jedoch nicht. Sie deckt dem Vater dann auf, wie alles zugegangen war, worauf die Mutter befreit wird und die Brüder ihre Ketten und die menschliche Gestalt wieder bekommen, ausser dem jüngsten, dessen Kette beschädigt wurde. Einer der Söhne war Gottfried von Bouillon, der seitdem immer von seinem jüngsten Bruder begleitet wurde.

Diese Darstellung ist zum Vorbild geworden für eine unendliche Zahl meist westeuropäischer Bearbeitungen, die nach und nach teils in die mündliche Überlieferung, teils in Volksbücher Eingang fanden. Die Hemden spielen in der Grimmschen Version ungefähr dieselbe Rolle wie die Ketten in der Darstellung im Dolopathos. Sowohl an dem siebenten Hemd bei Grimm wie an der siebenten Kette im Dolopathos war ein Mangel. Im übrigen wird auf 400 (Das Schwanenjungfraumärchen) und 707 verwiesen.


Literatur

Derungs, K.: Amalia oder Der Vogel der Wahrheit. Mythen und Märchen aus Rätien im Kulturvergleich. Chur 1994.
Derungs, K.: Struktur des Zaubermärchens II. Hildesheim, Zürich, New York 1994.
Göttner-Abendroth, H.: Für die Musen. Frankfurt 1988.
Holbek, B.: Interpretation of fairy tales. Helsinki 1987.
Lüthi, M.: So leben sie noch heute. Göttingen 1969.
Propp, V.J.: Die historischen Wurzeln des Zaubermärchens. München 1987.

Schenda, R. (Hg.): Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Giambattista Basile. München 2000, p. 608.


Märchen

>> Das grosse Buch der Zaubermärchen


Hinweise

Die zwölf Brüder:

Manche Züge dieses Märchens, die nur mit wenigen Strichen angedeutet sind, wie die Verwendung der Hemden, die Zauberkraft der Lilien und die Verleumdung der argen Schwieger, werden uns durch die Vergleichung andrer Fassungen klarer. Den Grundgedanken, die Erlösung der in Tiergestalt verwandelten Brüder durch deren junge Schwester, hat es mit den Märchen von den sechs Schwänen (KHM 49) und von den sieben Raben (KHM 25) gemeinsam; verschieden aber werden Ursprung und Aufhebung des Zaubers dargestellt. Entweder verwünscht der Vater selber im Unmut die Söhne zu Raben (KHM 25), oder eine böse Stiefmutter verhext die Kinder aus erster Ehe (KHM 49), oder die Schwester bringt unbewusst das Unheil über die im Waldhaus einsam lebenden Brüder (KHM 9), die der Vater zu töten gelobt hatte, falls ihm die ersehnte Tochter geboren würde. Ein Unhold (Hexe, Vogel), der das Mädchen bedroht oder ihr Blut aus dem kleinen Finger saugt, wird zwar von den Brüdern erschlagen, aber aus dem Grab wachsen Blumen oder Kräuter, die vom Mädchen gepflückt die Brüder in Tiere verwandeln. Um die Brüder zu entzaubern, darf die Schwester mehrere Jahre weder ein Wort reden noch lachen; und das wird ihr noch schwerer, weil ein Prinz sie im Wald findet und als seine Gattin heimführt, sie aber sich gegen die Verleumdungen der Schwieger, sie habe ihre eben geborenen Kinder gefressen oder Hunde geboren, mit keiner Silbe wehren kann; endlich in der höchsten Not erscheinen ihre Brüder, und ihr wird verstattet zu reden, weil die gesetzte Frist abgelaufen ist. Für diese Art der Erlösung tritt im Pentamerone eine Wallfahrt des Mädchens zur Mutter der Zeit ein, für die ihr verschiedene Leute Fragen mitgeben. Endlich gibt es auch Märchen, bei denen wie in unsrer KHM 11 "Brüderchen und Schwesterchen" das Mädchen der Werbung des Prinzen folgt, ohne das Gebot der Stummheit erhalten zu haben, und die verwandelten Brüder mit sich führt. Da wird sie durch eine Hexe in den Abgrund gestossen, und diese nimmt ihren Platz ein.

In einer österreichischen Fassung "Der schwarze Vogel" saugt ein Rabe dem Mädchen Blut aus der Hand und wird erschlagen; aus der Stelle, wo er eingegraben war, spriesst ein Apfelbaum auf, dessen Früchte die zwölf Brüder in ebensolche Vögel verwandelt. In der schweizerischen Erzählung "S einzig Töchterli" erscheint statt des blutsaugenden Vogels ein Drache, mit dessen Tötung das Geisterschloss, in dem die sieben Brüder leben, entzaubert ist; eine Verwandlung in Tiergestalt kommt nicht vor. Vollständig dagegen stimmen in der zweiten Hälfte mit dem Grimmschen eine kärntnische Aufzeichnung "Von den drei Hirschen und der Königin" und eine aus dem badischen Schwarzwald "Die drei Hirsche", nur ist in jener der Blutsauger ein Riese, in dieser die Stiefmutter der Brüder, und die Brüder werden zu Hirschen. - Dänisch: "De elleve Svaner", "Söster og Brödre". In der Erzählung "Den stumme Dronning" kämmt die Schwester die zwölf Brüder mit dem Goldkamm des von ihnen erschlagenen Riesen, da werden sie zu Hirschen. Bei der Entzauberung fehlt dem einen ein Auge, weil ihr angesichts des Scheiterhaufens eine Träne entfallen ist. - Norwegisch: "Die zwölf wilden Enten"; die Königin will ihre zwölf Söhne hingeben für eine Tochter weiss wie Schnee und rot wie Blut. Das Mädchen kann die Brüder nur erlösen, wenn sie zwölf Hemden, Mützen und Halstücher aus Butterblumen spinnt und webt und stumm bleibt. - Isländisch: "Die zwölf Brüder"; Hemden aus Eichenblättern für die zwölf Raben. - Irisch: "The twelve wild geese". - Französisch: "La fille et ses sept frères"; ohne Tierverwandlung und "Les sept garçons et leur soeur"; ein wilder Mann als Blutsauger; Blätter von seinem Grabe verwandeln die Jünglinge in Hirsche, die durch übergeworfene Tücher von der Schwester erlöst werden; kein Schweigegebot. "Les trois frères métamorphosés en corbeaux et leur soeur"; Riese als Blutsauger; seine Mutter wirft ein Zauberpulver in die Suppe der Brüder. Marie, die ein Jahr und einen Tag lang nichts sagen darf als Ja, wird als Kammermädchen der Königin der Ermordung des kleinen Prinzen beschuldigt und soll, da sie Ja sagt, gehängt werden; aber ihre Brüder erscheinen, und ihre Unschuld wird offenbar. Nach dem Tode seiner Frau heiratet sie der König. "Les neuf frères métamorphosés en moutons et leur soeur"; die Hexe verwandelt die Brüder, ihre Tochter stösst die Schwester in den Brunnen und legt sich in ihr Bett, der Gatte hört die Geschwister klagen. - Italienisch: "Die sieben Tauben"; die Brüder wünschen sich eine Schwester, werden aber getäuscht und ziehen in den Wald zu einem blinden Menschfresser. Bei diesem will sich ihre Schwester Cianna später Feuer holen, er verfolgt sie, aber die Brüder eilen herbei und bringen ihn um; sie werden, als Cianna von seinem Grab Rosmarin bricht in Tauben verwandelt. "Les onze cygnes"; die Stiefmutter verwandelt die elf Knaben in Schwäne und verstösst gleichzeitig das Mädchen. Dies flicht zwölf Decken aus Schilfgras und bleibt während der ganzen Zeit stumm) und "Les sept frères"; die Brüder töten die blutsaugende Nachbarin nicht und werden erst nach der Heirat ihrer Schwester durch die alte Königin in Schweine verwandelt, die Schwester aber ins Meer geworfen und von einem Schwertfisch verschluckt und "I dodici buoi"; die Blutsaugerin wird enthauptet lebt aber wieder auf, verwandelt die Brüder durch eine Suppe in Ochsen, stürzt die junge Königin in eine Zisterne und verlangt von dem Fleisch des Kalbes zu essen. Der Diener belauscht wie in der vorausgehenden Fassung das Gespräch von Bruder und Schwester. "L'anneau enchanté"; Milia befreit ihre sechs von einer Hexe in Böcke verwandelten Brüder, indem sie auf den Rat eines Vogels der Hexe im Schlaf den Hals abschneidet und ihr Zauberhemd anlegt. - Kroatisch: eine alte Frau nimmt die Brüder und erlaubt ihnen alles im Garten zu nehmen, nur die zwölf Lilien nicht. - Bulgarisch: Zeichen der Geburt vertauscht. Das Mädchen nimmt eiserne Stiefel und einen eisernen Stock. Dann lenkt die Erzählung über in die von Sneewittchen. - Slowakisch: das Mädchen kommt in das Schloss, wo ihre zwölf Brüder leben; der jüngste Bruder löst den auf der Familie und dem Land ruhenden Fluch, indem er den feindseligen Oheim enthauptet. - Eine eigenartige Einleitung hat eine polnische Fassung: die vier Brüder ziehen in die Wildnis, weil ihr Vater ihre Mutter misshandelt. Die Schwester sucht sie auf und führt ihren Haushalt. Die Brüder erschiessen den Zauberer, der zu ihrer Tür fliegt und aus der Schwester Daumen Blut saugt, werden aber durch die auf seinem Grab gewachsenen Lilien in Löwen verwandelt. Der älteste Bruder, dem die Schwester die abgepflückten Lilien gereicht hatte, sagt ihr, dass sie zu ihrer Erlösung stumm bleiben und vier Hemden nähen müsse. - Kleinrussisch: die zwölf Brüder werden zu Schwänen, als die Schwester ihre Hemden ins Meer fallen lässt. Da sie auf dem Scheiterhaufen das zwölfte Hemd noch nicht fertig hat, behält der jüngste Bruder einen Flügel.

In einem griechischen Märchen "Ljelje Kurwe" und in einem kabylischen "Les sept frères" zwingt eine Magd, die das Mädchen zu ihren fernen Brüdern geleitet, unterwegs dieses, vom Pferd zu steigen und mit ihm die Rolle zu tauschen, wie in den Erzählungen von der falschen Braut (KHM 11). In einem 1itauischen "Von den neun Brüdern" hüllt sich eine Laume (Albgeist), nachdem sie den warnenden Hasen erschlagen, in die Kleider des Mädchens und steigt statt ihrer auf den Wagen.

 

Die sieben Raben:

Ähnlichkeit hat das Märchen von den sechs Schwänen (KHM 49), und das Märchen von den zwölf Brüdern (KHM 9). Wir unterscheiden folgende Teile: A. Die Mutter oder der Vater verwünscht die Söhne ihrer Naschhaftigkeit oder einer andern Unart wegen in Raben; B. das Schwesterchen will sie aufsuchen und fragt Sonne, Mond und Sterne nach ihnen; C. es findet sie auf dem Glasberg, und damit ist meist die Erlösung vollbracht; D. bisweilen aber muss die Schwester noch Jahre lang stumm sein und Hemden anfertigen, verliert ihre Kinder und ist nahe daran, von Henkershand zu sterben, ganz wie in KHM 9 und 49.

Schlesisch: "Die drei Raben"; die Entzauberung erfolgt schon, als der König das Mädchen im Wald findet. "Die zwölf Rabenkrähen"; Anfertigung der Hemden. Brandenburgisch: "Vom Mädchen, das seine Brüder sucht"; acht Schwäne; Wind, Mond, Sonne; Schluss ähnlich der Genovefa-Legende. Ostpreussisch: "Die drei weissen Wölfe"; Mariechen fragt bei Sonne, Mond, Sternen und Wind und "Die drei Schwäne"; Wind, Frost, Sonne. Die Schwäne selber wollen die Schwester zum Sprechen bringen und rauben ihr die Kinder.

Rumänisch: zwei Adler; da die Schwester nach fünf Jahren ihr Schweigen bricht, behalten die Brüder ihre Tiergestalt. - Serbokroatisch: "Die zwölf Raben"; von der Stiefmutter verwünscht, weil ihnen ein Schwein auf der Weide verloren gegangen ist, auf den Glasberg versetzt. Die Schwester muss sieben Jahre lang stumm sein, von der Schwieger verfolgt, gebiert im Wald einen Wolfsknaben, vom Gatten aufgesucht; die Wolfshaut wird verbrannt. Valjavec: sieben Raben; die Schwester findet sie im gläsernen Haus auf dem Berg, näht sechs Jahre Hemden für die Brüder; im siebenten nimmt ein Graf sie zur Frau. Mikulicic: neun Söhne von der Mutter wegen ihres Heisshungers zu Wölfen verwünscht; die Schwester findet der Prinz auf der Weide. Strohal: drei Wölfe; das Mädchen wird vom Grafen bei seinen Kirschen betroffen. Drei Raben; drei Greise, die Herren der Vögel, weisen die Schwester zurecht; sie fastet neun Jahre in einer Eiche. - Tschechisch: sieben Raben bei Wind, Mond, Sonne gesucht; Leiter von Hühnerknöchlein zur Bergspitze; die Schwester muss schweigend Flachs säen, spinnen, weben und die Hemden nähen. Südböhmen: Sonne, Wind, Mond. Eigentlich hatte die Mutter des Prinzen die sieben Brüder verzaubert. Mähren: "Der gläserne Berg"; zwei Raben; Sonne, Mond, Wind; eingemischt Aschenputtel. Elpl: sieben Raben, von der Schwester selbst im Wald gefunden. Václavek: zwölf Raben. Eine Hexe weist der nachgeborenen Schwester den Weg zum Glasberg. - Slowakisch: drei Raben; die Schwester wird von Mond, Sonne und Wind zum Glasberg gewiesen. In einer Variante weist ein Greis, der Schutzengel der Brüder, zum Glasberg. - Polnisch: drei Vögel; die Schwester erfährt im Räuberhaus vom Glasberg. Oberschlesien: sieben Raben; Mond, Sonne, Wind. Aus Posen: sieben Raben; Mond, Frost, Wind; drei Jahre schweigen. Aus Krakau: sieben Störche; zwei Einsiedler weisen zum steilen, schlüpfrigen Berg. Aus Lublin: zwei Brüder vom Vater in kämpfende Vögel verwünscht; die Schwester trifft sie zufällig, muss schweigen. - Kaschubisch: sieben schwarze Vögel; Sonne, Mond, Wind; im siebenten Jahr heiratet der König die Schwester; dann das Mädchen ohne Hände. - Slovinzisch: sieben Raben; Sonne, Mond, Sterne; nach drei Jahren kommt der Prinz in den Wald. - Weissrussisch: drei am Sonntag sich raufende Brüder werden von der Mutter zu Vögeln verwünscht; die nachgeborene Schwester kommt zu ihrer Hütte; (drei Wölfe; die Schwester soll sieben Jahre nicht sprechen noch weinen). - Litauisch: zwölf Adler; Wolf und Bär tragen das Mädchen zu einer Kapelle und zur Jungfrau Maria, wo die Brüder täglich zu den drei Mahlzeiten erscheinen; Maria heisst das Mädchen drei Jahre lang stumm sein und bringt zum Schluss, als es am Galgen steht, die drei Kinder und die zwölf Brüder herbei. "Der Rabe"; ein Kraut belebt die getöteten Kinder. - Estnisch: "Die kämpfenden Brüder"; die Mutter verwünscht die drei zankenden Söhne nicht zu Tieren, sondern zu stetem Kampf. Die Schwester kommt zum Herrn der Waldtiere und zu dem der Vögel und erhält ein rollendes Knäuel.

Der Eingang des Märchens erinnert an das altdänische Lied vom Walraben, der von der Stiefmutter verflucht war, und dem die Schwester ihr kleines Kind gibt, durch dessen Augen- und Herzblut er seine menschliche Gestalt wieder erlangt. - Dagegen ist es in unsrer KHM 93 ein Mädchen, das durch den Fluch der Mutter Rabengestalt erhält; und ebenso wird in einer schlesischen Erzählung die Tochter zur Taube verwünscht und durch ihren Bruder auf die gleiche Weise wie in KHM 25 erlöst: er fragt bei Wind, Rabe und Sonne nach, passiert die gläserne Brücke und bringt ihr ein neues Hemd, dann muss er sie in der finstern Welt aufsuchen und eine Mandel Besen zu Asche kehren.

Wenn das Schwesterchen hier an das Weltende gelangt, so vergleiche man, was zu dem Froschkönig aus dem Schottischen bemerkt ist. Auch Fortunatus reiste so weit, bis er endlich nicht mehr weiter konnte.

Dass Sonne, Mond und Sterne oder die Winde nach dem Weg gefragt werden, kommt auch in andern Märchen vor; vgl. das Löweneckerchen unter KHM 88 und KHM 127. König Artus wohnt bei der Fee Morgan auf der Glasinsel, und leicht ist ein Zusammenhang, nicht bloss in den Worten, mit dem nordeuropäischen Gläsiswoll. In Schottland gibt es noch Mauern, die wie mit Glas überzogen sind (vitrified forts). Vgl. Archaeologia Britannica 4, 242. Sämund. Edda 2, 879 Anm. Gervasius von Tilbury, hsg. von Liebrecht 1856 S. 151.

Auch der Glasberg kehrt in vielen Erzählungen wieder. Ein Märchen aus dem Hanauischen lautet: Es war eine verzauberte Königstochter, die konnte niemand erlösen, als wer den Glasberg erstiegen hatte, worein sie gebannt war. Da kam ein junger Gesell ins Wirtshaus, zum Mittagessen wurde ihm ein gekocht Hühnchen vorgesetzt, alle Knöchlein davon sammelte er sorgfältig, steckte sie ein und ging nach dem Glasberg zu. Wie er dabei angekommen war, nahm er ein Knöchlein und steckte es in den Berg und stieg darauf, und dann als ein Knöchlein und als eins, bis er so fast ganz hinaufgestiegen war. Er hatte nur noch eine einzige Stufe übrig, da fehlte ihm aber das Knöchelchen, worauf er sich den kleinen Finger abschnitt und in den Glasberg steckte; so kam er vollends hinauf und erlöste die Königstochter. - So erlöst Sivard die stolze Bryniel auf dem Glasberg, indem er mit seinem Fohlen hinaufreitet.

 

Die sechs Schwäne:

Das Märchen hängt mit dem von den sieben Raben (KHM 25) zusammen; nur sind es hier weisse Schwäne. Eine andere Erzählung knüpft auch wirklich beide Märchen zusammen. Sie stimmt mit KHM 25 bis da, wo die Schwester mit einem Laib Brot und einem Krüglein Wasser in die Welt geht und ihre Brüder sucht. Dann heisst es:

So wanderte sie einen und den andern Tag fort, viele Meilen weit, und traf immer keine Spur an, endlich gelangte sie zu einem alten wüsten Mauerschloss und dachte vielleicht da etwas zu finden. Aber in dem Schloss war keine Menschenseele zu erblicken, doch sah sie Rauch steigen und hörte Funken knistern. "Wo Rauch geht und Feuer brennt, da müssen auch Menschen wohnen", dachte sie und folgte dem nach; endlich kam sie in eine Küche, da standen sieben Töpfe um den Herd, schäumten und brutzelten, nur kein Koch war dabei. "Ei, was wird da gekocht?" sagte das Mädchen und guckte in die Töpfe nein, da waren seltsame Wurzeln und Gekräutig drinnen. "Wie muss das wohl schmecken?" Kostete darauf aus jedem ein wenig und rührt es besser herum, wie sich's gehörte. Hatte so ihre Freude am Kochen, das sie lange nicht getan, und auch das bisschen warme Speise tat ihr wohl, die sie so lange nicht über die Zunge gebracht hatte. Indem entstand ein Sausen in der Luft, und sieben schwarze Raben kamen durch den Schornstein geschwirrt, fasste jeder sein Töpfel und flogen damit ins Esszimmer und huben an Mittag zu halten. Ein paar Schnäbelvoll hatte der erste Rabe genommen, sprach er: "Sonderbar, meines Frasses ist etwas minder, als es sein sollte; aber es schmeckt als wie von Menschenhand gekocht." - "Mir geht's auch so," sagte der zweite, "wie wenn unser Schwesterchen da wäre?" - "Ach," fiel der dritte ein, "die an all unserm Elend schuld ist, wir hackten ihr die Augen aus." - "Was kann sie denn dafür?" sprach der vierte Rabe. Der fünfte: "Ich wollte ihr nichts zuleid tun." - "Sie könnte uns vielleicht noch erlösen", sagte der sechste. Und als der siebente eben rief: "Gott geb, sie wär da!" so trat sie zur Stubentür herein; denn sie hatte dem ganzen Gespräch zugelauscht und konnte es nicht über ihr Herz bringen, länger zu warten vor grossem Mitleiden, dass sie ihre leiblichen Brüder in so hässliche Vögel verwandelt erblickte. "Tut mir an, was ihr wollt. Ich bin eure Schwester mit dem güldnen Kreuz, und sagt an, ob ich euch erlösen kann!" - "Ja", sprachen sie, "du kannst uns noch erlösen, aber es ist sehr schwer." Sie erbot sich willig und mit Freuden zu allem, was es nur wäre, da sagten die Raben: "Du musst sieben ganze Jahre kein Sterbenswort sprechen und musst in der Zeit für jeden von uns ein Hemd und ein Tuch nähen und ein paar Strümpfe stricken, die dürfen nicht eher noch später fertig werden als den letzten Tag von den sieben Jahren. Bei uns aber kannst du der Zeit nicht bleiben; denn wir möchten dir einmal Schaden tun, wenn uns die Rabennatur übernimmt, oder durch unsre Gesellschaft dich einmal zum Reden verleiten." Also suchten sie im Wald nach einem hohlen Baum, setzten sie oben hinein, dass sie da fein still und einsam bliebe, schufen den nötigen Flachs und Spinngerät und trugen ihr von Zeit zu Zeit Futter herbei, dass sie nicht Hungers verkäme.

So verstrich ein Jahr, ein zweites und noch eins, und das gute Schwesterchen sass still in dem hohlen Baum, rührte und regte sich nicht, als so viel es zum Spinnen brauchte. Da geschah, dass der Fürst des Reiches, wozu der Wald gehörte, eines Tags eine Jagd anstellte und in der Irre ein Rudel Hunde durch Strauch und Busch, wohin sonst kein Jäger gelangt war, und bis zu dem hohlen Baum drang. Da standen die Hunde still, weil sie etwas Lebendiges spürten, schnoberten und stellten sich bellend um den Baum. Die Jäger aber folgten dem Geschrei und näherten sich, konnten jedoch anfangs das Tier nicht finden, dessen Spur die Hunde hatten, weil die Jungfrau ganz still sass und sich nicht regte und vor der Länge der Zeit Moos auf ihr gewachsen war, dass sie fast dem Holz glich. Zuletzt aber erkannten sie die Gestalt ihres Leibes und berichteten ihrem Herrn, da in einem hohlen Baum sitze ein Tier von menschlicher Gestalt, rühre sich nicht und gebe keinen Laut von sich. Der Fürstensohn ging hinzu und befahl, sie herauszunehmen; sie liess alles geschehen, rührte keine Stimme nicht. Als sie nun anfingen, das Moos von ihr abzunehmen und sie zu reinigen, kam ihr weisses Gesicht zum Vorschein und das Kreuz auf der Stirne, dass der Fürst über ihre grosse Schönheit erstaunte und sie in allen Sprachen, die er nur wusste, anredete, um zu hören, wer sie wäre und wie sie dahin geraten. Allein auf alles blieb sie stumm als ein Fisch, und der Fürst nahm sie mit sich heim, übergab sie den Kammerfrauen und befahl, sie zu waschen und zu kleiden, welches vollkommen nach seinem Willen geschah. War sie nun vorher schöne gewesen, so strahlte sie in den reichen Kleidern wie der helle Tag, nur dass kein Wort aus ihr zu bringen war. Nichtsdestoweniger setzte sie der Fürst über Tisch an seine Seite und wurde von ihrer Miene und Sittsamkeit aufs tiefste bewegt, und nach einigen Tagen begehrte er sie zu heiraten, keine andere auf der Welt. Seine Mutter widersetzte sich dieser Vermählung zwar heftig, indem sie äusserte, man wisse ja doch nicht recht, ob sie Tier oder Mensch sei, sprechen tue sie nichts und begehre nicht es zu lernen, und von einer solchen Ehe stände nichts wie Sünde zu erwarten. Allein keine Einrede half; der König sprach: "Wie kann man zweifeln, dass sie ein Mensch ist, die eine engelschöne Gestalt hat und deren edle Abkunft das Kreuz auf ihrer Stirne verrät?" Mithin wurde das Beilager in Schmuck und Freuden vollzogen.

Als Gemahlin des Fürsten lebte sie sittsam und fleissig in ihrem Kämmerlein, arbeitete an dem Geräte fort, das ihre Brüder aus dem Bann erlösen sollte. Nach einem halben Jahr, als sie gerade schwanger ging, musste der Fürst in den Krieg ziehen und befahl seiner Mutter, dass sie seine Gemahlin wohl hüten sollte. Aber der Mutter war seine Abwesenheit gerade recht, und als die Stunde der Niederkunft kam und sie einen bildschönen Knaben gebar mit einem gülden Kreuz auf der Stirne, wie sie selber hatte, gab die Alte das Kind einem Diener mit dem Befehl, es in den Wald zu tragen, zu morden und ihr zum Zeichen die Zunge zu bringen. Dem Fürsten schrieb sie einen Brief, worin stand, seine Gemahlin, die man selbst für ein halbes Tier halten müsse, sei, wie zu erwarten gestanden, eines Hundes genesen, den man habe ersaufen lassen. Worauf der Fürst antwortete, man solle sie dennoch wie seine Gemahlin halten, bis er aus dem Feld heimkehre und dann selber entscheide, was geschehn solle. Der Diener inzwischen war mit dem Knäblein in den Wald gegangen, begegnete ihm eine Löwin, der warf er's vor, dachte, sie möcht es fressen, so brauch er's nicht zu töten; die Löwin aber leckte es mit ihrer Zunge. "Hat ein reissend Tier Mitleiden, so kann ich noch viel weniger grausam sein", dachte der Diener, liess das Kind der Löwin und brachte der Alten eine Hundszunge mit. Bald darauf kehrte der Fürst aus dem Krieg heim, und wie er die Schönheit seiner Gemahlin sah, musste er sie für unschuldig halten und konnte ihr keine Strafe antun. - Das folgende Jahr war sie abermals guter Hoffnung, und weil gerade der Fürst wiederum abreisen musste, trug sich alles wie das erste Mal zu, das geborene Kind kam wieder zur Löwin und wurde von ihr erzogen. Die alte Fürstin klagte sie noch viel heftiger an, aber der Fürst wurde nochmals von ihrer Unschuld überwunden, obgleich sie keine Silbe zu ihrer Verantwortung vorbringen durfte. Wie aber beim dritten Mal alle die vorigen Umstände wiederholt eintraten, glaubte der Fürst, dass ihn Gottes Zorn treffen werde, wofern er länger mit einer Gemahlin lebe, die ihm keine menschlichen Erben, sondern Tiere zur Welt bringe, befahl also bei seiner Heimkunft, sie durch Feuer vom Leben zum Tod zu bringe. Nun war gerade der Tag der Hinrichtung der letzte von den sieben Jahren, und wie sie den letzten Stich tat, dachte sie seufzend: "Du lieber Gott, soll denn endlich die schwere Zeit um sein!" In demselben Augenblick waren ihre sieben Brüder erlöst und aus Raben wieder Menschen geworden, schwangen sich alsbald auf sieben gesattelte Pferde und sprengten durch den Wald. Mitten drin sehen sie bei einer Löwin drei Knäblein mit einem Goldkreuze auf der Stirn: "Das sind unserer lieben Schwester Kinder!", nehmen sie zu sich aufs Pferd. Als sie aus dem Wald reiten, sehen sie von weitem eine Menge Volks stehen und den Scheiterhaufen brennen, winken mit ihren Tüchern und reiten Galopp: "Liebste Schwester, wie geht's dir? Da sind auch deine drei Kinder wieder!" Sie wurde losgebunden, und da ihr die Sprache wieder erlaubt war, so dankte sie Gott mit lauter Stimme. An ihrer Stelle aber wurde die böse Alte zu Asche verbrannt.

In dieser Fassung werden also die Brüder nicht durch die böse Stiefmutter verwandelt, sondern wie in KHM 25 durch einen unbedachten Wunsch des Vaters; ihre Erlösung aber, die dort die Schwester durch mühevolle Erkundigung und Erklimmen des Glasberges erreicht, bewirkt sie hier durch eine freiwillig unter den grössten Gefahren und Seelenqualen bewahrte Stummheit; gerade wie in unsrer KHM 9, 49 und in einigen zu KHM 25 angeführten Fassungen. - In einer dänischen Erzählung "Kong Lindorms dronning" schliesst sich an die Entzauberung des Schlangenbräutigams die Verleumdung seiner Gattin durch die Schwieger wie in unserm Märchen, und dann erlöst die verstossene Königin drei Schwanjünglinge, indem sie drei Tage lang schweigt und drei Hemden für sie näht. - Irisch: "Gilla of the enchantement"; Stiefmutter lässt die drei Brüder töten; die Schwester belebt sie wieder, aber sie werden Fisch-Ottern, dann Tauben, dann Raben und zuletzt durch drei Hemden von Efeublättern wieder Menschen. Der zum Tod verurteilten Schwester entfällt kurz vor der Entzauberung eine Träne. "Lirs Kinder"; in Schwäne verwandelt von der Stiefmutter, keine Erlösung durch eine Schwester. Viele Besonderheiten hat eine bretonische Überlieferung: "Les neuf frères métamorphosés en moutons et leur soeur". Eine Hexe verlangt, einer der neun Brüder solle sie ehelichen, und verwandelt sie in Schafe; die Schwester nimmt diese mit in das Schloss des Edelmanns, der sie zur Gattin erwählt hat, wird aber, durch die Tochter jener Hexe in einen Brunnen gestürzt. Die Entzauberung der Brüder findet nicht auf die gewöhnliche Weise statt, sondern in der Kirche bei der Taufe ihres Neffen. - Italienisch: "La maledizione di sèt fiù"; hier darf die Schwester sieben Jahre, sieben Monate, sieben Wochen, sieben Tage, sieben Stunden und sieben Minuten nicht sprechen. "I tre corvi"; die Schwester erkennt die Hütte der drei von der Stiefmutter verzauberten Raben an den draussen hängenden Hemden und muss dreizehn Jahre stumm bleiben. - Weissrussisch: die Schwester sucht die zwölf in Wölfe verwandelten Brüder in der Waldhütte auf und muss vor ihnen auf eine Fichte flüchten, wo der Prinz sie findet. Bei Glinski verwandelt die Stiefmutter die zwölf Brüder in Adler und ihre Schwester in eine Taube; doch erhält diese durch einen Greis ihre menschliche Gestalt wieder und erlöst in einer andern Welt die Brüder, die sie aus dem mit ihren Tränen gefüllten Becher besprengt; ein Riesenvogel trägt sie zurück. - Lettisch: der König verspricht der Hexe, seine zwölf Söhne zu töten, falls ihm eine Tochter geboren werde; die Schwester sucht die Brüder bei der Hexe auf und erfährt von dieser, dass sie fünf Jahre weder sprechen noch lachen darf, um sie zu erlösen; als Mann verkleidet verleumdet die Hexe die junge Königin, aber die zwölf Raben löschen den Scheiterhaufen und werden wieder zu Menschen. - In einem französischen Märchen aus Louisiana verwandelt die Stiefmutter die elf Brüder in Vögel, die Schwester aber in eine Negerin.

Das Märchen zeigt ein hohes Alter. Bereits im 12. Jahrhundert wurde es mit der Sage vom Schwanritter, in die es ursprünglich nicht hineingehört, verbunden. Um 1190 erzählt der Mönch Johannes der lothringischen Abtei Haute-Seille in seinem lateinischen Dolopathos, wie ein junger Ritter auf der Jagd eine schöne Nixe (nympha) findet und heimführt. Sie gebiert ihm nach Jahresfrist sechs Söhne und eine Tochter, jedes mit einem goldenen Kettchen um den Hals. Die Schwieger aber lässt sie aussetzen, legt statt ihrer junge Hunde ins Bett und bewegt den Ritter, seine Frau lebendig bis zur Brust eingraben zu lassen. Nach sieben Jahren erblickt dieser seine von einer Hindin gesäugten und von einem Einsiedler erzogenen Kinder im Wald, ohne sie erreichen zu können. Seine Mutter sendet nun einen Diener aus, die Goldketten zu rauben; das gelingt ihm, da die Knaben als Schwäne sich im Fluss tummeln, während die Schwester neben den abgelegten Ketten am Ufer steht. Das Mädchen erbettelt nun im Schloss Nahrung für sich und die Schwäne und teilt auch ihrer noch unerkannten gefangenen Mutter davon mit. Endlich entdeckt der Ritter den Frevel und lässt die Halsketten den Schwänen umlegen, sodass sie ihre menschliche Gestalt wieder gewinnen bis auf einen, dessen Kette der Goldschmied zerbrochen hatte; die unschuldige Gattin wird befreit und die boshafte Schwieger an ihrer Stelle eingekerkert. - Deutlich treten uns in dieser und den verwandten Fassungen der Schwanrittersage die hauptsächlichen Züge des Märchens entgegen: die verzauberten und bis auf einen erlösten Schwanbrüder, ihre hilfreiche Schwester, die unschuldig von der argen Schwieger verklagte Frau, freilich ist die Doppelgestalt der kettentragenden Schwankinder hier in der Feennatur ihrer Mutter mitbegründet, und ihre Erlösung wird nicht ausschliesslich durch die Schwester bewirkt. Verblasst und entstellt erscheint diese alte Form des Märchens in einer jungen irischen Sage "The fate of the children of Lir, or the four white swans". Aoifé, die zweite Frau des Königs Lir, verwandelt dessen aus der ersten Ehe stammende drei Söhne und eine Tochter, während sie baden, in Singschwäne. Neunhundert Jahre leben sie verzaubert, da sieht sie der h. Mochaomhog und lässt ihnen zwei silberne Ketten machen. Als der König Lairgnen sie mit Gewalt vom Altar wegreisst, werden sie zu Menschen und sinken, nachdem sie die Taufe empfangen, tot zu Boden.


Variantenverzeichnis

>> Märchen-Suchdienst

Die sechs Schwäne. Grimm/KHM 49
Die sieben Schwanen. Bechstein/Deutschland 54
Die sieben Raben. Grimm/KHM 25
Die sieben Tauben. Basile/Italien 4,8
Die zwölf Brüder. Grimm/KHM 9
Die wilden Schwäne. Andersen/Dänemark 13


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