www.amaliabooks.com 

maerchenlexikon.de  

edition amalia   

Home Lexikon  |  Titel  |  Index-AT  |  Motive Grimm-KHM  |  edition amalia 

  

Das Batamärchen 318

Märchentyp AT: 318; cf. 303, 315, 590, 590A
Grimm KHM:


Durch eine wunderbare Frucht schwanger geworden, hat eine Frau zwei Söhne geboren. Der Jüngste zieht mit einem Schwert aus, das ihm übermenschliche Stärke verleiht, aber vorher übergibt er seinem Bruder einen Gegenstand (Lebensindiz), der zu erkennen gibt, wenn er in Gefahr gerät. Er begegnet einem Drachen, der ein wunderschönes junges Mädchen bewacht, tötet den Drachen und heiratet das Mädchen. Andere erzählen, dass das schöne Mädchen über die Massen stark ist und ihn in einen verzauberten Wald lockt, wo er gegen verschiedene Ungeheuer kämpfen muss und schliesslich auch gegen sie, die, nachdem er sie besiegt hat, seine Gemahlin wird. Eines Tages verliert sie beim Baden eine Locke ihres duftenden Haares im Wasser, und diese wird von der Strömung zu einem weit entfernt wohnenden König getrieben. Der ist so bezaubert, dass er um eine schlaue Frau schickt, damit sie ihm sage, wo seine Angebetete wohnt. Als die Gesandten des Königs daraufhin die Schöne mit Gewalt zu ihm bringen wollen, erschlägt sie der Held mit seinem wunderbaren Schwert. Der König schickt sodann neue Boten und mit ihnen auch die listige Frau, die herausbringen soll, worin die Stärke des Helden liegt. Sie bringt die junge Gattin dazu, ihr ungewollt sein Geheimnis zu verraten. Die Frau stiehlt das Schwert, der Held wird zerstückelt und seine Gattin dem König zugeführt. Da wird der ältere Bruder durch das Lebensindiz gewarnt, er sucht seinen Bruder, setzt die Teile seines Körpers zusammen und übergiesst sie mit Lebenswasser. Der Bruder wird wieder lebendig und verwandelt sich in ein Pferd. Der ältere Bruder führt das Pferd zum König, der es kauft. Die listige Frau veranlasst, dass das Pferd geschlachtet wird, aber aus zwei Tropfen seines Blutes wachsen zwei Bäume. Sie werden gefällt, aber aus einem Span, der in den Teich fällt, wird eine Ente. Der König entkleidet sich und schwimmt hinaus, um die Ente zu fangen, aber da nimmt der Held wieder seine menschliche Gestalt an, ergreift das Schwert und besiegt ihn. Dann straft er die listige Frau und führt seine Gemahlin heim.


Anmerkung

Die älteste Variante dieses Märchens, die höchstwahrscheinlich nicht mit der Ursprungsform identisch ist, ist die früheste vollständige Aufzeichnung eines Zaubermärchens. Sie wurde in Ägypten 1200 v.u.Z. aufgezeichnet, während das Märchen selbst aus Kleinasien oder Nordsyrien stammt, spätestens aus der Zeit um 1300 v.u.Z., demnach einer ziemlich genau bestimmten Zeit innerhalb der homerisch-mykenischen Periode angehört. Das Volk, das zu jener Zeit diese Gegend bewohnte, waren die Hethiter.

Von Kleinasien können wir einen Zweig des Märchens über Indien in die Mongolei und nach Hinterindien einerseits und nach Marokko, Ägypten, Sokotra, dem Balkan und Rumänien andererseits verfolgen. Diesen Zweig nennen wir den östlichen. Den westlichen Zweig treffen wir auch in Rumänien an, aber er hat auch eine Verzweigung über Budapest und Hessen in die Bretagne, eine über Pokucie ostwärts nach Perm und Ufa, eine nördlich nach Archangelsk sowie eine nordwestliche nach Dänemark, Smaland und Gotland. Eine Variante scheint sogar von Frankreich aus die französisch sprechende Bevölkerung von Missouri erreicht zu haben. Der östliche Zweig, dessen Ursprungsform wir oben im Auszug wiedergegeben haben, ist ca. 3200 Jahre alt. Der westliche hingegen - zumindest nördlich von Klausenburg in Siebenbürgen - kann nach der Zahl von späten Zügen (wie Schürze, Schiesswaffe, Tabak etc.) mit deutlichem innerem Zusammenhang in der Überlieferung nicht für älter als aus dem 17. Jahrhundert gehalten werden. Wir können trotz des Altersunterschiedes zwischen den beiden Zweigen die Entwicklung des Märchens Schritt für Schritt verfolgen. Das Zerstückelungsmotiv, das sowohl im östlichen als auch im westlichen Zweig zu finden war, dürfte mit dem Zerstückeln zu vergleichen sein, das Medea nach Homer im Zusammenhang mit ihren Verjüngungskuren vornahm. Es gehört demnach an und für sich der homerisch-mykenischen Zeit an.

Vom Gesichtspunkt der Zeitgebung aus ist es ferner interessant zu sehen, dass das Märchen in mehreren Varianten - und darunter den ältesten, ägyptischen - Züge aus dem Märchen Der Riese ohne Herz (302) entliehen hat. Das entliehene Motiv dürfte demnach auf mehr als 3200 Jahre geschätzt werden. Wir verweisen schliesslich auf das Märchen Die Zwillingsbrüder (303), das direkt aus diesem abgeleitet wurde.


Literatur

Boratav, P.N.: Elif und Mahmud. In: EM 3, p. 1353-1356.
Gehrts, H.: Das Märchen und das Opfer. Bonn 1967.
Horalek, K.: Brüdermärchen. In: EM 2, p. 925-940.
Horalek, K.: Ein Beitrag zur volkskundlichen Balkanologie. In: Fabula 7, 1964, p. 1-32.
Mudrak, E.: Herr und Herrin der Tiere. In: Fabula 4, 1961, p. 163-173.
Pieper, M.: Das ägyptische Märchen. Leipzig 1935.


Märchen

>> Das grosse Buch der Zaubermärchen


Hinweise

 


Variantenverzeichnis

>> Märchen-Suchdienst

Das Brüdermärchen (Bata und Anubis). Brunner-Traut/Aegypten 5
Wie aus einem Schweinehirten ein König ward. Jahn/Deutschland 33
Das Zauberhemd. Afanasjew/Russland 208


top

 

 

Home  |  Lexikon  |  Titel  |  Index-AT  |  Motive  |  Grimm-KHM  |  edition amalia