Der Goldhaarige
314
Märchentyp AT: 314; cf. 502, 530,
531, 532, 533
Grimm KHM: Der Eisenhans 136
Ein Knabe gerät in die Gewalt
eines übernatürlichen Wesens. Ihm wird verboten, ein
bestimmtes Zimmer zu betreten, und als er das Verbot
übertritt, wird sein Haar zu Gold verwandelt. Er muss ein
bestimmtes Pferd warten, das sich später als verzauberter
Prinz erweist. Dieses Pferd und der Knabe fliehen, und als
der Übernatürliche sie verfolgt, rät das Pferd dem
Knaben, bestimmte Gegenstände auszuwerfen, die
gewöhnlich in gleich zauberhafter Weise zu grossen
Hindernissen emporwachsen, oder die Fliehenden verwandeln
sich in einen Gegenstand, ein Tier usw. Der Knabe kommt zu
einem Schloss und nimmt Dienst bei einer Prinzessin,
verbirgt aber sein Haar. Sie verliebt sich in ihn, und er
vollbringt mit Hilfe des Pferdes Taten, durch die er
schliesslich die Hand der Prinzessin gewinnt, worauf das
Pferd geköpft wird und sich in einen Prinzen verwandelt.
Die vollbrachten Taten wiederholen sich meistens dreimal:
Er schlägt allein ein ganzes Heer oder einen Drachen,
nimmt an einem Turnier teil, besteigt den Glasberg oder
holt drei wunderbare Dinge. Mitunter stellt er seine
hochmütigen künftigen Schwäger bloss, indem er sie
Dienste für Goldäpfel erkaufen lässt, deren einziger
Besitzer er dann ist. Manchmal wird das Märchen damit
eingeleitet, dass der Held als Kind einen Troll oder
wilden Mann befreit, den der Vater gefangen hielt. Der
Troll wird dann der Helfer des Knaben und gibt ihm auch
das Pferd.
Anmerkung
Das Verbergen des Haares geschieht meistens so, dass
der Held kahlköpfig zu sein scheint. Im Orient ist
Kahlköpfigkeit das Zeichen von niedriger Herkunft,
Unfreiheit oder Schurkerei, während goldenes Haar,
zumindest in der Welt des Märchens, hohe, ja sogar
königliche Geburt verrät. Das Verbreitungsgebiet des
Märchens erstreckt sich ostwärts bis Hinterindien, China
und Indonesien, wo das Märchen sogar reich belegt ist. Es
ist frühzeitig bei den Persern aufzuspüren und wird
teilweise in Tausendundein Tag wiedergegeben (II,1). In
Europa ist es, zumindest gewisse Teile, schon um 1100
literarisch belegt (im Roman de Robert le Diable).
dazu 502: Ein junger Königssohn befreit einen wilden
Mann, den sein Vater gefangen hielt. Er muss daher vor
seinem Vater fliehen, doch wird er von dem wilden Mann
aufgezogen. Die Ereignisse, die sich weiter abspinnen,
folgen verschiedenen Motivreihen, wie der des
Drachentöters (300), des Goldhaarigen (314), des
Glasberges (530). Auf diese Märchen wird verwiesen.
Wir sehen, dass das Märchen vom wilden Mann eigentlich
nur ein Einleitungsmotiv ist. Doch gibt das wiederholte
Eingreifen des wunderbaren Helfers dem Märchen oft einen
gewissen Charakter, der sich im Märchen länger erhält
als das Hauptmotiv. Wird von dem wilden Mann abgesehen, so
könnte das Märchen auch "Der dreimal auftretende
Ritter" genannt werden. Seine Haupthandlung würde
dann entweder mit dem Schluss von 314 (Der Goldhaarige)
oder mit den Varianten von 530 (Der Glasberg)
zusammenfallen, in denen das eigentliche Galsbergmotiv
durch ein unbestimmtes Kampfmotiv ersetzt wird und worin
der Held mit drei schönen Pferden, schönen Rüstungen,
stattlichen Heeren und dgl. beschenkt wird, wie z.B. bei
Segerstedt (S. 81 f.), Cosquin (Nr. 43) und in der
isländischen Vigkaenssaga. Hierin erhält der Held diese
Gaben jedoch in Schlössern, die drei von ihm getöteten
Riesen gehörten.
Die Vorstellung, ein übernatürliches Wesen
einzufangen, um von ihm gewisse Vorteile zu erlangen, ist
uralt. Salomo hielt Asmodäus gefangen und Midas den
Silénos. Als Sinlénos freigelassen wurde, erhielt Midas
die Gabe, dass alles, was er berührte, zu Gold wurde. Der
kleinasiatische Sagenkönig Midas wird schon von Herodot
(484 - 425 v.u.Z.) erwähnt. Nach Saxo (um 1200) wurde
Hading als landflüchtiger junger Prinz vom Riesen
Vagnhoft aufgezogen, der ihm in seinen späteren Kämpfen
auf wunderbare Weise half. Im Flateyarbók (vor 1380) wird
von Halvdan gesagt, dass er den Riesen Dovre zum
Gefangenen gemacht habe, der aber von Halvdans
fünfjährigem Sohn Harald freigelassen wurde. Der Riese
nahm den Knaben mit und zog ihn auf. Die Fortsetzung des
Märchens gehört 314 (Der Goldhaarige) an. Das Motiv wird
jedoch, wenn auch in etwas anderer Form, in Snorris
Königsbuch (Havdanar Saga Svarta, Kap. 8) aus dem 13.
Jahrhundert wiedergegeben.
Literatur
Buchholz, B. u.a.: Beiträge zur schwäbischen
Literatur- und Geistesgeschichte I. Weinsberg 1981.
Leach, E.R.: Magical hair. In: Journal of the royal
anthropological institute of Great Britain and Ireland 88,
1958, p. 147-164.
Röhrich, L.: Dienst beim Dämon. In: EM 3, p. 655-657.
Rölleke, H.: Eine bisher unbekannte Beiträgerin zu den
KHM der Brüder Grimm. In: Fabula 24, 1983, p. 264-268.
Velie, A.R.: The dragon killer, the wild man and Hal. In:
Fabula 17, 1976, p. 269-274.
Märchen
>> Das grosse Buch der
Zaubermärchen
Hinweise
Das Märchen ist der Grindkopf, das Goldhaar, oder
Goldener betitelt worden. Seine Hauptmotive sind: A.1 Ein
Königssohn lässt den von seinem Vater gefangenen wilden
Mann, den Eisenhans frei; A.2 Der Prinz flieht vor den
Nachstellungen seiner feindseligen oder buhlerischen
Stiefmutter; A.3 Der wilde Mann verhilft einem kinderlosen
Ehepaar zu einem Sohn, doch muss dieser ihm nach einer
bestimmten Frist übergeben werden. - B. Der Knabe erwirbt
beim Eisenhans, dessen Verbot er übertritt, goldenen
Haare und wird entweder (B1) in Güte entlassen oder (B2)
entflieht auf einem sprechenden Ross. - C. Er dient,
nachdem er sein Goldhaar mit einem Hut oder Tuch verdeckt
hat, als Gärtner an einem Königshof, wo sich die
Prinzessin in ihn verliebt. - D. Bei einem Turnier
erscheint er dreimal auf einem prächtigen Ross, das ihm
der Eisenhans geliefert, und erringt die Hand der
Königstochter. - E. Er erweist seinen Adel als Sieger in
einer Schlacht, als Drachentöter, als Bringer eines
Heilmittels für den kranken König (vgl. KHM 97) oder auf
einer Jagd, wo er seine spottenden Schwäger beschämt. -
F. Der Eisenhans oder das hilfreiche Pferd wird erlöst.
In "Der eiserne Mann oder der Lohn des
Gehorsams" fehlt zwar das Goldhaar des Knaben, aber
dieser erringt durch drei kostbare Äpfel, die ihm der
eiserne Mann geschenkt, die Gunst der Königstochter. Aus
Schlesien: "Hasenjackel"; Held heiratet die
Königstochter, weil er mit Hilfe des wilden Mannes drei
Jahre lang die Hasen gehütet. Aus Hannover:
"Hänschen Glasköpfchen"; eine alte Zauberin
statt des wilden Mannes. - Flämisch: "Mijnheer von
den Glazenberg"; legt seinem Diener fünf Aufgaben
auf, eine alte Frau hilft. - Dänisch: "Drengen med
det gyldne Haar"; alte Frau statt des Eisenhans. -
Schwedisch: "Die Prinzessin auf dem gläsernen
Berge". "Fågelkungen"; Vogel statt des
wilden Mannes. "Königin Kranich". -
Französisch: "Le Murlu ou l'homme sauvage";
kein Goldhaar, Drachenzungen. "Le petit oiseau";
Vogel statt des Eisenhans. - Italienisch: "Der
Waldmann"; der von einer Fee entzauberte Waldmensch
begleitet den Prinzen Guerrino und hilft ihm, die ihm vom
König Zifroi gestellten Aufgaben lösen; zwei wilde
Pferde bändigen und die goldgelockte Prinzessin unter den
beiden verschleierten Schwestern herausfinden. "Der
Grindkopf"; drei Marmorstatuen schenken Wunschbeutel,
Zauberrute und Samenkörner. "Il contadino che aveva
tre figlioli"; die hilfreiche Stute ist die
entführte Tochter des Königs, die der Held heiratet.
"La capigliera d'oro"; von drei Feen wird der
schlafende Köhlerjunge mit Goldhaar, Gitarre und Schwert
begabt. "Vom tapferen Königssohn"; von einem
Einsiedler unterwiesen, gewinnt der Grindkopf die
Königstochter, die aber seine Schwester ist, und besiegt
seines Vaters Feinde. - Portugiesisch: "O passaro
preto"; Vogel statt des wilden Mannes. -
Serbokroatisch: "Das wunderbare Pferd"; der 12.
Sohn entflieht nach Tausch der Bettplätze auf dem
sprechenden Pferd einer Hexe, setzt beim Turnier über den
Graben. Aus Slavonien: Schafhirt erhält vom Drachen
Goldkrone, Gärtner; Jagd, Schlacht. Aus Bosnien: Augen
des Bockes von den Vilen geholt, Pferd, Goldgewand, Kappe
aus Schafsgekröse. - Bulgarisch: "Drei Samovilen,
der alte Blinde und der Grindkopf"; Augen des Herrn
geholt, Zauberpferd, Elefantenmilch. - Slowakisch: drei
Jungfrauen durch drei Qualnächte befreit, Haare goldig,
Küchenjunge. - Tschechisch: Hexe verleiht goldenes Haar.
Aus Glatz: Pferd im Erbsenfeld gefangen, Haare in der
Quelle. - Polnisch: Knabe und Fohlen nach Genuss eines
Apfels geboren. Wisla: Muttermal der Prinzessin erraten. -
Kleinrussisch: der Prinz lässt einen Vogel, nicht einen
Mann aus dem Käfig. "Neznajko"; Fischersohn dem
Meerdrachen verschrieben. Ostgalizien: der jüngste Prinz
kommt in den ehernen, silbernen, goldenen Wald. -
Weissrussisch: die Cuda-Juda im Weizenfeld gefangen, vom
Prinzen freigelassen, Cuda-Juda rettet Prinz und
Prinzessin aus dem Meer. - Grossrussisch aus Rjäsan:
Pferde mit Hilfe des wunderbaren Männleins geheilt,
Prinzessin von drei Drachen befreit. Aus Olonetz: Prinz
vom goldenen Hirsch verlockt, Hirt beim alten Erzstirn.
"Neznajka"; Held und Fohlen nach Genuss eines
Fisches geboren, Drachentöter. Aus dem Kaukasus:
Prinzessin in Vogelgestalt raubt die Goldäpfel, ihr
Bruder zieht davon auf einem Zauberpferd, Pferdehirt.
"Neznajko"; Held in Stierhaut und Blase. Aus
Pern: der Jüngling erhält durch Baden in zwei Quellen
Stärke und Goldhaar und kommt in den Palast des
Cuda-Juda. - Litauisch: Zwillinge, der Held zieht
15jährig zum Gevatter, erhält drei Wunschhaare. -
Magyarisch: "Der Milchbrunnen". - Zigeunerisch
aus Serbien: ein goldener Mann aus dem Sumpf, untreuer
Diener, Stallknecht, Gaben der Schwestern des goldenen
Mannes. - Armenisch: "Der Knabe mit dem goldenen
Haar". Sbornik: Zwillinge, Held holt Hirschmilch,
goldene Nachtigall, goldhörnige Antilope, Lebenswasser,
von den Schwägern im Schlaf ermordet, vom dankbaren
Löwen und Adler belebt. - Tatarisch aus Südsibirien:
"Südäi Märgän und Joltai Märgän"; treulose
Frau, hilfreiches Pferd; die jüngste Schwester wählt den
Bärenmenschen, Schwäger beschämt. "Kosy
Korpösch"; geht auf den Rat einer Alten als
Grindkopf zu seiner Braut Bajan; nachts erleuchtet sein
goldenes Haar das Zelt. "Kan Schentäi"; zieht
auf den Rat seines Pferdes als Grindkopf zur Hochzeit
einer Fürstentochter und besiegt deren Freier. -
Aramäisch: Grindkopf von der Prinzessin erwählt, holt
Löwenmilch, brandmarkt die Schwäger. - Indisch:
"The boy who had a moon on his forehead and a star on
his chin". - Malaiisch: "The story of Indra
Bangsacoan"; wird nach der Weisung eins Zauberers
Ziegenhirt, holt Tigermilch für die kranke Prinzessin,
tötet auf einem grünen Pferd den Greifen und besiegt das
Heer der neuen Nebenbuhler. - Arabisch: "Von einem
Sultan, seinem Sohne, einem Garten und von zwei Mädchen
nebst ihren Westen"; Muhammed lässt den nachts
seines Vaters Garten verwüstenden Unhold gegen einen
Zauberring frei. - Pawnee-Indianer: der mitleidige Knabe
erhält vom Adler ein redendes Pferd, auf dem er sich im
Krieg auszeichnet, und heiratet die Häuptlingstochter.
Die einzelnen Züge des Märchens lassen sich bis ins
Mittelalter zurückverfolgen. Im 13. Jahrhundert berichtet
Snorre Sturluson, dass der norwegische König Halfdan, als
beim Julfest plötzlich alle Speise und Tank verschwand,
einen finnischen Zauberer gefangen setzte, um von ihm den
Täter zu erfahren. Der Finne aber schwieg trotz den
Martern und bewegte Halfdans jungen Sohn Harald den
Haarschönen, ihn aus dem Kerker zu befreien und mit ihm
zu einem Häuptling zu fliehen, wo er bis zum Tod seines
Vaters lebte. Zu dieser Erzählung fügt das um 1380
geschriebene Flatöbuch hinzu, das Halfdan den Joten
Dovre, der seine Schatzkammer bestahl, in einer Falle
fing; Harald als fünfjähriger Knabe liess ihn frei,
dafür nahm ihn der Riese mit sich und erzog ihn, bis er
an seines Vaters Statt den Thron bestieg. Auch bei Saxo
Grammaticus wird Hading als landflüchtiger Königssohn
von dem Riesen Vagnhoved aufgezogen und in wunderbarer
Weise beim Kampf unterstützt; bei der von Ragnild
vorgenommenen Gattenwahl tritt er vermummt auf, erst an
einem Ring, den sie früher in seine Wunde am Bein gelegt,
erkennt sie ihn.
Der Grund, aus dem der König das dämonische Wesen
fesseln lässt, scheint ursprünglich das Verlangen nach
seinem prophetischen Wissen gewesen zu sein. So liess
Midas den Seilenos fangen, indem er Wein in die Quelle
goss, aus der jener trank, König Numa die Walddämonen
Faunus und Picus, Salomo den Geisterfürsten Aschmedai
oder König Rodarchus den Waldmann Merlin.
Seltener wird die Flucht des Helden aus dem Vaterhaus
durch die Bosheit einer Stiefmutter veranlasst. Ein
drittes Motiv der Entfernung ist ein Versprechen, das die
lange kinderlos gebliebenen Eltern vor der Geburt des
Helden einem dämonischen Wesen gegeben haben, ihm nach
einer bestimmten Frist den Sohn zu überliefern. Aus
dieser Form unseres Märchens ist im 12. Jahrhundert eine
geistliche Umarbeitung, die Legende von Robert dem Teufel,
erwachsen.
Der flüchtige Königssohn lebt dann bei dem wilden
Mann, übertritt aber sein Gebot, indem er sich über den
Goldbrunnen neigt und sein Haar goldig färbt. Er wird
darauf entweder in Güte entlassen und empfängt später
von seinem Pfleger Beistand in Gefahren, oder er entflieht
auf einem redenden Ross und wirft auf dessen Geheiss dem
verfolgenden Riesen zauberische Hindernisse in den Weg.
Diese magische Flucht ist offenbar ein fremder Zug, der
durch die Erinnerung an andere Märchen und zugleich mit
dem aus "Ferenand getrü" stammenden sprechenden
Pferd in unsere Erzählung eingedrungen ist.
Aus demselben Märchen "Ferenand getrü"
haben einige bisher noch nicht erwähnte Fassungen ein
weiteres Motiv entlehnt, den Rollentausch, zu dem der Held
unterwegs von dem verräterischen Diener gezwungen wird,
und der in der "Gänsemagd" ein weibliches
Seitenstück findet. In dem schottischen Vers-Roman des
15. Jahrhunderts "Roswall and Lillian" muss der
Sohn des Königs von Neapel, der drei von seinem Vater
gefangene Ritter aus Mitleid befreit hat und darum auf
Reisen geschickt wird, seinem treulosen Hofmeister Kleider
und Namen überlassen und dazu Schweigen geloben; doch
liefern ihm jene Ritter, als er unter dem Namen Dissawar
am Hof des Königs von Bealm dient, drei
Turnierrüstungen, eine weisse, eine rote und eine grüne,
und Rosse und decken am Hochzeitstag der schönen Lillian
den an Roswall verübten Verrat auf.
Im gälischen Märchen "Bodach na craoibhe
moire" muss der Held mit einem rothaarigen Koch
tauschen.
Die Zeit des Knechtendienstes, die der Held in
entstellender Verkleidung als Grindkopf am Fürstenhof
verlebt, nur von der Prinzessin geliebt, nachdem ihr ein
Zufall sein Goldhaar entdeckt hat, bietet ein männliches
Seitenstück zu Allerleirauh, die in Tierfelle gehüllt
als Küchenmagd im Königshaus dient und nur bei
besonderer Gelegenheit dreimal in Prachtkleidern auf dem
Fest erscheint, um unerkannt wieder zu entschlüpfen, und
zu Aschenputtel. Gleich diesen kehrt der Grindkopf
heimlich nach dem königlichen Leben in seinen alten
Zustand zurück, sodass er nur an einem äusseren Zeichen
erkannt wird.
Die Vermählung der Königstochter mit dem seinen Stand
sorgfältig verbergenden Helden ist entweder die Folge
einer öffentlichen Gattenwahl (Zuwerfen des Apfels als
Liebeszeichen), die der König seinen Töchtern
überlässt und bei der die jüngste dem Gärtnersjungen
ihren Goldapfel zuwirft, oder eines ritterlichen Turniers,
auf dem der Jüngling als fremder Ritter dreimal in
verschiedener Rüstung erscheint und den Sieg davonträgt.
Verwandt damit ist das Märchen von dem Glasberge, zu dem
der Freier der Prinzessin emporsprengen muss wie Siegfried
im dänischen Lied zu Brunhild; das gelingt dem Dummling,
der für drei Nachtwachen am Grab seines Vaters drei
prächtige Pferde erhalten hat. Anstatt des Glasberges
wird auch das dritte oder vierte Stockwerg, ein Graben
oder ein Mast mit einem Tuch daran genannt. Auch das
Märchen vom Hirten, der drei Riesen (oder Drachen)
erschlägt und in ihren Schlössern drei kostbare Rosse
erbeutet, schliesst mit dem dreimaligen Sieg des
unbekannten Ritters im Turnier.
Auf diese erste "Adelsprobe" folgt in den
meisten Aufzeichnungen die Vermählung mit der
Königstochter; volle Anerkennung erhält der Held aber
erst, nachdem er in drei Schlachten wiederum als
unbekannter Helfer das feindliche Heer besiegt oder ein
Heilmittel für den erkrankten König herbeigeschafft und
seine hochmütigen Schwäger beschämt hat. Im ersten Fall
erfolgt die Entdeckung durch eine Wunde, die der König
(oder einer seiner Leute) seinem Retter beim Versuch ihn
festzuhalten beigebracht hat; im zweiten entlarvt er die
Schwäger, die ihm für das Heilmittel (oder die
Jagdbeute) die Goldäpfel ihrer Gattinnen übergeben oder
sich durch Brandmarkung als Sklaven hatten zeichnen
lassen.
Variantenverzeichnis
>> Märchen-Suchdienst
Der Eisenhans. Grimm/KHM 136
Friedrich Goldhaar. Busch/Deutschland 38
Der Wunderbaum. Haltrich/Deutschland 16
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