Die
Zwillingsbrüder 303
Märchentyp AT: 303; cf. 300, 567,
705
Grimm KHM: Die zwei Brüder 60, Die Goldkinder 85
Menschliche Zwillinge sind durch
übernatürliche Abstammung von einem Fisch oder Apfel,
die von einer Frau und den Tieren gegessen wurden,
gleichzeitig mit zwei Hunden, zwei Pferden etc. geboren
worden. Aus den Fischgräten wachsen Lebensbäume oder
besondere Dinge (Waffen). Der Jüngere begibt sich mit
seinen Tieren auf die Wanderschaft, und als sich die
Brüder trennen, geben sie sich einen Gegenstand (Messer
im Baum etc.), der dem einen ankündigt, wann sich der
andere ernstlich in Gefahr befindet. Der jüngere Bruder
befreit durch das Erlegen eines Drachen eine Prinzessin,
entlarvt einen Betrüger und ehelicht die Prinzessin. Er
geht sodann auf die Jagd und wird von einer Hexe
versteinert, aber dank der Hilfe seines Zwillingsbruders
wird er wieder lebendig. Wenn das Lebensindiz (Rost, Blut)
ausschlägt, sucht sein Zwillingsbruder zuerst die
Prinzessin auf, die in ihm ihren Mann zu sehen glaubt und
erstaunt über das Schwert ist, das er zwischen sich und
sie legt. Sodann begibt er sich zu der Hexe, die er
tötet, nachdem sie seinen Bruder zurückverwandelt hat.
Anmerkung
In der ersten Hälfte des Batamärchens finden wir in
einer grossen Anzahl Varianten folgende Züge, die es mit
dem Märchen Die Zwillingsbrüder gemeinsam hat oder die
eng damit verbunden sind: 1. übernatürliche
Schwangerschaft durch Fisch oder Apfel mit gleichzeitiger
Geburt von Mensch und Tier (Siegesschwert); 2. zwei (drei)
Brüder (Ziehbrüder, Zwillinge, Drillinge, die man
äusserlich nicht unterscheiden kann); 3. einer der
Brüder (der Held) verletzt irrtümlich einen der anderen
Brüder oder Gefährten und verlässt das Elternhaus; 4.
das Lebensindiz (es zeigt sich Blut); 5. Kampf mit dem
Drachen (verbunden mit dem Abschneiden der Zunge und einem
betrügerischen Rivalen); 6. hilfreiche Tiere, die den
Helden ins Leben zurückrufen; 7. verbotenes Jagdgebiet,
fliehender Hirsch, hellerleuchtetes Schloss; 8. Hexe, die
versteinert (vergiftet oder vor Schreck erstarren macht)
und in deren Gewalt einer der Brüder (samt Gefolge)
gerät, sowie 9. dessen Wiedererwecken durch das
Eingreifen des jüngeren Bruders. Alle diese durchaus
nicht vereinzelten Züge sind aus den Varianten des
Batamärchens geholt, die zwischen Bulgarien und Kaschmir
beheimatet sind. Die meisten gehören jedoch zu den
Landgebieten um Konstantinopel und sind mit den östlichen
und westlichen Zweigen dieses Märchens organisch
verbunden. Sie können demnach kein Reflex des Märchens
Die Zwillingsbrüder sein, um so weniger, als die älteste
Version des Batamärchens von ungefähr 1300 v.u.Z. stammt
und eine oben angedeutete Version aus Kaschmir zum
Kathasaritsagara (um 1000) gehört, während die ältesten
Repräsentanten des Zwillingsbrüdermärchens Basiles
italienische Versionen sind. Tatsächlich finden wir auf
dem Balkan und im Nahen Osten einige Übergangsformen, die
das Drachenmutter-, Findelkind- und Stiefmuttermotiv
enthalten. Sie haben gleich dem Batamärchen bis Dänemark
reichende Ausläufer. Das Findelkind- und das
Stiefmuttermotiv stehen einander hier sehr nahe. Als eine
solche Übergangsform können wir auch Basiles
italienische La cerva fatata (Die verzauberte Hindin, I,
9) ansehen.
Im Batamärchen kommt vor, dass der Held einen Dolch
erhält, mit dem er seine Gegner zu Stein verwandeln kann,
gerade so, wie Perseus durch das Medusenhaupt zu Stein
verwandeln konnte. Dass das aus der Perseusmythe bekannte
und auch sonst häufige Turmmotiv in gewissen Varianten
des Zwillingsbrüdermärchens als Einleitungsmotiv
vorkommt, kann wohl als Zufall angesehen werden. Das
ursprüngliche Einleitungsmotiv dieses Märchens ist auf
jeden Fall der Fisch oder der Apfel und die damit
zusammenhängende gleichzeitige Geburt von Menschen und
Tieren (Waffen). Der Zug findet sich im Batamärchen, aber
wir begegnen ihm auch im Märchen vom Drachenkampf auf der
Brücke (siehe 300) und u.a. als Einleitungsmotiv im
Märchen 519. Der Zug ist eindeutig orientalisch
beeinflusst wie auch der Drachenkampf, das
Versteinerungsmotiv und das Lebensindiz. Die beiden
letztgenannten finden wir u.a. vereint in der
ursprünglich persischen Erzählung aus Tausendundeiner
Nacht: Die neidischen Schwestern (siehe 707).
In einigen Varianten des Zwillingsbrüdermärchens
trifft der Held die hilfreichen Tiere auf der Jagd oder
unter ähnlichen Umständen. Hierin dürfte der Zug auf
dem Märchen Die treulose Schwester (315) fussen, das
sowohl seiner geographischen Lage als auch bestimmten
Motiven nach dem Batamärchen nahesteht, wie es auch oft
besonders in den Gebirgsgegenden südlich des Kaukasus,
mit dem Zwillingsbrüdermärchen verschmolzen auftritt.
Von einigem Interesse ist, dass wir im Märchen von
Bodvar Bjarke, welches u.a. durch Saxo (um 1300) bekannt
wurde, und besonders durch Hrolfs Saga Kraka (um 1400,
aber mit älteren Vorbildern) einige Züge finden, die an
Die Zwillingsbrüder erinnern. Wir finden hier ausser dem
oben erwähnten ursprünglichen Einleitungsmotiv von der
übernatürlichen Empfängnis das Drillingsmotiv, das
Lebensindiz, das Erlegen eines geflügelten Tieres
(Drachen) und schliesslich das zwischen die
Verschwägerten gelegte Schwert, wenn auch das Schwert
selbst fehlt und der Platz des Motivs ein anderer als im
Märchen ist. Das Motiv ist jedoch vom Orient wohlbekannt,
und die fragmentarischen Reste scheinen auch von einer
nahen Verbindung zwischen Konstantinopel und dem Norden in
der Frühzeit zu zeugen.
Zeitweilig ist das Märchen während seiner Wanderungen
so von dem Märchen Der Drachentöter (300) beeinflusst
worden, dass die Tiere ganz durch die drei Hunde ersetzt
wurden. Dies tritt schon in Italien zutage und ist
besonders in Frankreich, Mitteleuropa und in Norwegen zu
bemerken.
In Dänemark und Norwegen wird der falsche Rivale der
"rote Ritter" genannt, bekannt aus dem
Artuskreis. Der Zug ist so allgemein, dass der Name in
diesen Ländern von Anbeginn zum Märchen gehört haben
muss. Vom Gesichtspunkt der Zeitzuordnung ist auch der
allgemeine und als ursprünglich angesehene Zug
interessant, dass die Stadt vor dem Drachenkampf mit
schwarzen Stoffen behängt wurde. Nur zwei oder drei
Varianten nennen eine andere Farbe als schwarz. Diese ist
als Trauerfarbe nördlich der Alpen nicht so alt, wie man
allgemein annimmt. In Zürich setzte sie sich erst nach
der Reformation durch. Wohl war die Kleidung bei Gustav
Vasas Leichenzug in Uppsala schwarz, aber bei Gustav
Adolfs Beisetzung in Stockholm 1634 wurden die Schiffe
noch mit roten Stoffen ausgeschlagen.
Literatur
Gehrts, H.: Das Märchen und das
Opfer. Bonn 1967.
Göttner-Abendroth, H.: Die Göttin und ihr Heros.
München 1993.
Horalek, K.: La conte des deux fréres. In:
Folklorica Pragensia 1. Prag 1969.
Nitschke, A.: Soziale Ordnungen im Spiegel der Märchen 1.
Stuttgart 1976.
Ranke, K.: Brüder, die zwei. In: EM 2, p. 912-919.
Ranke, K.: Die zwei Brüder. Helsinki 1934.
Schenda, R. (Hg.): Das Märchen der Märchen. Das
Pentamerone. Giambattista Basile. München 2000, p. 581,
583.
Ward, D.: The divine twins. Berkeley 1968.
Märchen
>> Das grosse Buch der
Zaubermärchen
Hinweise
Ein Eingang lautet in "Das Goldei" etwas
abweichend: Es waren einmal ein paar arme
Besenbindersjungen, die hatten noch ein Schwesterchen zu
ernähren, da ging es ihnen knapp und kümmerlich. Sie
mussten alle Tage in den Wald und sich Reisig holen, und
wenn die Besen gebunden waren, setzte sich das
Schwesterchen damit auf den Markt oder trug sie herum und
verkaufte sie. Einstmals gingen sie in den Wald, und der
jüngste stieg auf einen Birkenbaum und wollte die Äste
herabhauen, da fand er ein Nest, und darin sass ein
dunkelfarbiges Vögelchen, dem schimmerte etwas durch die
Flügel; und weil das Vögelchen gar nicht wegflog und
auch nicht scheut tat, hob er den Flügel auf und fand ein
goldenes Ei, das nahm er und stieg damit herab. Sie
freuten sich über ihren Fund und gingen damit zum
Goldschmied, der sagte, es sei feines Gold, und gab ihnen
viel Geld dafür. Am andern Morgen gingen sie wieder in
den Wald und fanden auch wieder ein Goldei, und das
Vöglein liess es sich geduldig nehmen wie das vorigemal.
Das währte eine Zeitlang, alle Morgen holten sie das
Goldei und waren bald reich; eines Morgens aber sagte der
Vogel: "Nun werde ich keine Eier mehr legen; aber
bringt mich zu dem Goldschmied! Das wird euer Glück
sein." - Die Besenbindersjungen taten, wie es sprach,
und brachten es dem Goldschmied. Und als es allein mit
diesem war, sang es:
"Wer isst mein Herzelein,
Wird bald König sein;
Wer isst mein Leberlein,
Findet alle Morgen unterm Kissen ein Goldbeutlein."
Wie der Goldschmied das hörte, rief er die beiden
Jungen und sagte: "Lasst mir den Vogel, und ich will
euer Schwesterlein heiraten." Die zwei sagten ja, und
da wurde nun Hochzeit gehalten. Der Goldschmied aber
sprach: "Ich will zu meiner Hochzeit den Vogel essen.
Ihr zwei bratet ihn am Spiess und habt acht, dass er nicht
verdirbt, und bringt ihn herauf, wenn er gar ist!" Er
dachte aber, dann wolle er Herz und Leber herausnehmen und
essen. Die beiden Brüder standen am Spiess und drehten
ihn herum; wie sie ihn so herumdrehn und der Vogel bald
gebraten ist, fällt ein Stückchen heraus.
"Ei", sagt der eine, "das muss ich
versuchen" und ass das auf. Bald darnach fiel noch
ein Stückchen heraus. "Das ist für mich",
sagte der andere und lässt sich das schmecken. Das war
aber das Herzlein und Leberlein, was sie gegessen hatten,
und sie wussten nicht, was für Glück ihnen damit
beschert war. - Darnach war der Vogel gebraten, und sie
trugen ihn zu der Hochzeitstafel. Der Goldschmied schnitt
ihn auf und wollte geschwind Herz und Leber essen, aber da
war beides fort. Da wurde er giftig bös und schrie:
"Wer hat Herz und Leber von dem Vogel gegessen?"
- "Das werden wir getan haben", sagten sie,
"es sind ein paar Stückchen herausgefallen beim
Umwenden, die haben wir genommen." - "Habt ihr
Herz und Leber gegessen, so mögt ihr auch eure Schwester
behalten!" und jagte sie in seinem Zorn alle fort.
Unser Märchen wird aber auch mit einem andern
merkwürdigen Eingang erzählt, der den Brüdern einen
wunderbaren Ursprung zuschreibt. Ein König hatte eine
Tochter, welche die Mäuse verfolgen, so dass er sie nicht
anders zu retten weiss, als dass er einen Turm mitten in
einem grossen Fluss bauen und sie dorthin bringen lässt.
Sie hat eine Dienerin bei sich, und einmal, als sie
zusammen in dem Turm sitzen, springt ein Wasserstrahl zum
Fenster herein. Sie heisst die Dienerin ein Gefäss
hinsetzen, welches sich füllt, worauf der Strahl
aufhört. Beide trinken von dem Wasser und gebären
darnach zwei Söhne, wovon der eine Wasserpeter, der
andere Wasserpaul genannt wird. Sie legen beide Kinder in
ein Kästchen, schreiben die Namen darauf und lassen es
ins Wasser hinab. Ein Fischer fängt es auf, erzieht die
zwei Knaben, die sich vollkommen ähnlich sind, und lässt
sie die Jägerei erlernen. Das übrige folgt nun unserm
Märchen bis zur Verheiratung des Wasserpeters mit der
Königstochter; es ist viel dürftiger, jeder hat nur drei
Tiere, einen Bären, Löwen und Wolf. Der alte König
stirbt ein Jahr darnach, und der Wasserpeter erhält das
Reich. Einmal geht er auf die Jagd, verliert sein Gefolge
und ruht abends mit seinen drei Tieren bei einem Feuer. Da
sitzt eine alte Katze auf einem Baum, die fragt, ob sie
sich auch ein wenig bei seinem Feuer wärmen dürfe. Als
er ja sagt, reicht sie ihm drei von ihren Katzenhaaren und
bittet ihn, auf jedes Tier eins davon zu legen, weil sie
sich sonst fürchte. Sobald er es getan, sind die Tiere
tot; der König ist zornig und will sie umbringen, sie
sagt aber, es sei hier ein Brunnen mit Wasser des Todes
und ein anderer mit Wasser des Lebens, er solle von diesem
nehmen und über die Tiere giessen. Das tut er, und sie
werden wieder lebendig. Als Wasserpeter heim kommt, findet
er den Wasserpaul an seiner Stelle, tötet ihn aus
Eifersucht; da er aber von seiner Treue hört und dass er
ein schneidendes Schwert zwischen sich und die Königin
gelegt habe, so holt er von dem Wasser des Lebens und
erweckt ihn wieder.
Eine vierte lautet so: Ein König bestand darauf, seine
Tochter solle nicht heiraten, und liess ihr in einem Wald
in der grössten Einsamkeit ein Haus bauen; darin musste
sie mit ihren Jungfrauen wohnen und bekam gar keinen
andern Menschen zu sehen. Nah an dem Waldhaus aber war
eine Quelle mit wunderbaren Eigenschaften, davon trank die
Prinzessin; und die Folge war, dass sie zwei Prinzen
gebar, die darnach Johannes Wassersprung und Caspar
Wassersprung genannt wurden, und wovon einer dem andern
vollkommen ähnlich war. Ihr Grossvater, der alte König,
liess sie die Jägerei lernen, und sie wuchsen heran,
wurden gross und schön. Da kam die Zeit, wo sie in die
Welt ziehen mussten; jeder von ihnen erhielt einen
silbernen Stern, ein Pferd und einen Hund mit auf die
Fahrt. Sie kamen zuerst in einen Wald und sahen zugleich
zwei Hasen und wollten darnach schiessen; die Hasen aber
baten um Gnade und sagten, sie könnten ihnen nützlich
sein und in jeder Gefahr Hilfe leisten. Die zwei Brüder
liessen sich bewegen und nahmen sie als Diener mit. Nicht
lang, so kamen zwei Bären; wie sie auf die zielten,
riefen die gleichfalls um Gnade und versprachen treu zu
dienen; also wurde auch damit das Gefolge vermehrt. Nun
kamen sie auf einen Scheideweg, da sprachen sie: "Wir
müssen uns trennen, und der eine soll rechts, der andere
links weiter ziehen." Aber jeder steckte ein Messer
in einen Baum am Scheideweg, an deren Rost wollten sie
erkennen, wie es dem anderen ergehe und ob er noch lebe.
Dann nahmen sie Abschied, küssten einander und ritten
fort. - Johannes Wassersprung kam in eine Stadt, da war
alles still und traurig, weil die Prinzessin einem Drachen
sollte geopfert werden, der das ganze Land verwüstete und
anders nicht konnte besänftigt werden. Es war bekannt
gemacht, wer sein Leben daran wagen wolle und den Drachen
töte, der solle die Prinzessin zur Gemahlin haben;
niemand aber hatte sich gefunden. Auch hatte man das
Untier hintergehen wollen und die Kammerjungfer der
Prinzessin hinausgeschickt, aber die hatte es gleich
erkannt und nicht gewollt. Johannes Wassersprung dachte:
"Du musst dein Glück auf die Probe stellen,
vielleicht gelingt dirs" und machte sich mit seiner
Begleitung auf gegen das Drachennest. Der Kampf war
gewaltig; der Drache spie Feuer und Flammen und zündete
das Gras ringsherum an, so dass Johannes Wassersprung
gewiss erstickt wäre, wenn nicht Hase, Hund und Bär das
Feuer ausgetreten und gedämpft hätten. Endlich musste
der Drache aber unterliegen, und Johannes Wassersprung
hieb ihm seine sieben Köpfe herunter, dann schnitt er die
Zungen heraus und steckte sie zu sich. Nun aber war er so
müde, dass er sich auf der Stelle niederlegte und
einschlief. Während er da schlief, kam der Kutscher der
Prinzessin; und als er den Mann da liegen sah und die
sieben Drachenköpfe daneben, dachte er: "Das musst
du dir zu nutz machen", stach den Johannes
Wassersprung tot und nahm die sieben Drachenköpfe mit.
Damit ging er zum König, sagte, er habe das Ungeheuer
getötet, die sieben Köpfe bringe er zum Wahrzeichen, und
die Prinzessin wurde seine Braut. - Indessen kamen die
Tiere des Johannes Wassersprung, die nach dem Kampf sich
in die Nähe gelagert und auch geschlafen hatten, wieder
zurück und fanden ihren Herren tot. Da sahen sie, wie die
Ameisen, denen bei dem Kampf ihr Hügel zertreten war,
ihre Toten mit dem Saft einer nahen Eiche bestrichen,
wovon sie sogleich wieder lebendig wurden. Der Bär ging
und holte von dem Saft und bestrich den Johannes
Wassersprung; davon erholte er sich wieder, und in kurzem
war er ganz frisch und gesund. Er gedachte nun an die
Prinzessin, die er sich erkämpft hatte, und eilte in die
Stadt; da wurde eben die Hochzeit mit dem Kutscher
gefeiert, und die Leute sagten, der habe den
siebenköpfigen Drachen getötet. Hund und Bär liefen ins
Schloss, wo ihnen die Prinzessin Braten und Wein um den
Hals band und ihren Dienern befahl, sie sollten den Tieren
nachgehen und den Mann, dem sie gehörten, zur Hochzeit
laden. So kam Johannes Wassersprung auf die Hochzeit, und
gerade wurde die Schüssel mit den sieben Drachenköpfen
aufgetragen, die der Kutscher mitgebracht hatte. Johannes
Wassersprung zog sie sieben Zungen hervor und legt sie
dabei; da wurde er als der rechte Drachentöter erkannt,
der Kutscher fortgejagt, und er der Gemahl der Prinzessin.
- Nicht lang darnach ging er auf die Jagd und verfolgte
einen Hirsch mit silbernem Geweih. Er jagte ihm lange
nach, konnte ihn aber nicht erreichen und kam endlich zu
einer alten Frau, und die verwandelte ihn samt seinem
Hund, Pferd und Bären in Stein. Indessen kam Caspar
Wassersprung zu dem Baum, worin die beiden Messer standen,
und sah, dass das Messer seines Bruders verrostet war.
Sogleich beschloss er ihn aufzusuchen, ritt fort und kam
in die Stadt, wo die Gemahlin seines Bruders lebte. Weil
er aber diesem so ähnlich sah, hielt sie ihn für ihren
rechten Mann, freute sich seiner Wiederkunft und bestand
darauf, dass er bei ihr bleiben sollte. Allein Caspar
Wassersprung zog weiter, fand seinen Bruder mit seiner
Begleitung versteinert und zwang die Frau, den Zauber
aufzuheben. Darauf ritten die beiden Brüder heim, und
unterwegs machten sie aus, derjenige solle Gemahl der
Prinzessin sein, dem sie zuerst um den Hals fallen werde;
und das geschah dem Johannes Wassersprung.
Eine weitere Erzählung sagt bloss zum Eingang, dass
einem Fischer in das ausgeworfene Netz eine goldene
Schachtel vom Himmel gefallen sei, worin zwei schöne
Knaben gelegen. Als sie herangewachsen sind, erlernen sie
die Jägerei. Der Drache wird getötet, indem ihm der
Jüngling eine giftige Semmel in den Rachen wirft. Der
Bräutigam der Königstochter sucht den Jüngling durch
giftige Speisen umzubringen, doch seine Tiere entdecken
den Verrat. Hernach wird er von der Hexe in Stein
verwandelt, aber der andere Bruder zwingt diese, das
Mittel zu sagen, das jenem das Leben wiedergibt; unter
einem Stein nämlich liegt eine böse Schlange, die an dem
ganzen Zauber schuld ist; diese muss er in Stücke hauen,
am Feuer braten und mit ihrem Fett den versteinerten
Bruder bestreichen.
Dagegen eine Erzählung aus Zwehrn hat wieder viel
Besonderes; ihr fehlt jener Eingang, sie weiss auch nichts
von zwei Brüdern. Drei arme Schwestern nähren sich von
drei Ziegen, die ihr Bruder hüten muss. Draussen begegnet
diesem einmal ein Jäger mit drei schönen Hunden; und
weil der Junge so grosse Freude daran hat, tauscht er sich
für eine Ziege einen Hund ein, der heisst Haltan. Als er
heimkommt, jammern die Schwestern; dennoch kann er der
Lust nicht widerstehen und tauscht den andern Tag noch
einen Hund, der Greifan heisst, und am dritten Tag den
letzten, namens Bricheisenundstahl, gegen die Ziegen ein.
Nun gibt ihm der Jäger noch Büchse, Hirschfänger,
Pulverhorn und Ranzen dazu; er zieht in die Welt, Hase,
Reh und Bär werden seine Diener. Er kommt darauf in einen
Wald und darin zu einem kleinen Haus, worin eine alte Frau
sitzt. Sie spricht zu ihm: "Bleib nicht hier! Es ist
die Wohnung von zwölf Spitzbuben, die bringen dich
um". Er antwortet: "Ich fürchte mich nicht, ich
verlasse mich auf mein Getier". Da stellt er den
Hasen ans Fenster, Reh und Bär hinter die Stubentür, die
drei Hunde in den Stall. Die Räuber kommen, stellen sich
freundlich und heissen ihn mit essen. Sie setzen sich zu
Tisch, die Räuber legen die Spitzen der Messer umgekehrt
gegen sich, der Jäger von sich, wie sich's gehört.
Sprechen die Räuber: "Warum legst du dein Messer
nicht wie wir?" - "Ich leg's wie ein Jäger, ihr
aber legt's wie Spitzbuben." Sie springen auf und
wollen ihn umbringen, da klopft der Hase ans Fenster;
alsobald öffnet das Reh die Türe, und die drei Hunde
dringen herein und der Bär auch und zerreissen die zwölf
Spitzbuben. Nun zieht der Jäger weiter, kommt in die
Stadt, die den ersten Tag mit weissem, den zweiten mit
rotem, den dritten mit schwarzem Tuch überzogen ist. Er
tötet den Drachen mit seinen drei Hunden, geht fort ein
Jahr und drei Tage, kommt dann wieder und erhält die
Königstochter. Sonst stimmt es mit unserem Märchen, nur
wird hier mit der Hochzeit und mit der Erlösung der drei
Tiere geschlossen. Sie bitten flehentlich, ihnen den Kopf
abzuhauen; er will sich lange nicht dazu verstehen; wie er
es endlich tut, so verwandelt sich der Hase in eine
schöne Königstochter, das Reh in die Königin, der Bär
in den König.
In diesem Märchen, dem auch die Goldkinder (KHM 85)
und der Krautesel (KHM 122) nahe stehen, lassen sich
folgende Teile unterscheiden: A1. Ein armer Mann fängt
den Goldeier legenden Glücksvogel und verkauft ihn an
einen Reichen, der ihn braten lässt, weil er seine
wunderbare Eigenschaft kennt; aber die beiden Knaben des
Armen naschen Herz und Kopf (Leber) des Vogels, nach deren
Genuss der eine jeden Morgen ein Goldstück unterm
Kopfkissen findet und der andre König wird. - A2.
Wunderbare Empfängnis beider Helden durch Genuss von
Wasser. - A3. Eine gleiche durch einen von Frau, Magd,
Pferd und Hund verzehrten Fisch oder A4 Apfel. - B. Die
Brüder gehen auf die Wanderschaft, von drei (Hunden oder)
dankbaren Tieren geleitet und stossen am Scheideweg jeder
ein Messer in den Baum, damit dies von seinem Ergehen
Kunde gebe. - C. Der eine Bruder errettet eine
Königstochter vom Tod, indem er den Drachen erlegt;
nachdem ihn ein falscher Hofmann im Schlaf ermordet hat,
wird er von seinen Tieren durch ein Zaubermittel belebt,
weist sich beim Hochzeitsmahl der Prinzessin durch die
ausgeschnittenen Drachenzungen als ihr Befreier aus und
wird ihr Gemahl. - D. Auf einer Jagd wird er samt seinen
Tieren von einer Hexe versteinert. - E. Als der andre das
Messer des Bruders halb verrostet findet, zieht er ihm
nach, wird von der jungen Königin als ihr Gatte
begrüsst, legt nachts sein Schwert zwischen sich und sie
und erlöst den versteinerten Bruder. - F. In
eifersüchtiger Übereilung erschlägt ihn dieser, doch
die vom Hasen geholte Lebenswurzel belebt ihn wieder.
Einige dieser Motive, wie A1 und C, kommen auch einzeln
oder mit andern Zügen verbunden vor. Bisweilen fehlt der
Eingang, es werden auch die Motive des überlisteten
Räubers, der treulosen Schwester, der diebischen
Prinzessin aus dem Fortunatkreise, des Grindkopfes
eingemischt; statt der zwei Brüder erscheinen drei, vier;
oder nur ein Held. In den Goldkindern (KHM 85) fehlt der
Drachenkampf, im Krautesel (KHM 122) wird der Held durch
eine habgierige Schöne des verschluckten Vogelherzens
(A1) beraubt und verwandelt diese zur Strafe in eine
Eselin. - Aus Tirol: "Der Fischer"; aus dem
verzehrten Fisch entstehen drei Söhne, drei Fohlen, drei
Hunde und drei Bäume; der jüngste Bruder tötet den
Drachen und befreit die versteinerten Brüder. "Die
schöne Wirtstochter"; die Einleitung aus dem
Mädchen ohne Hände KHM 31; die Zwillinge heissen Peter
und Paul. - Heanzisch: "Wie der Sauhalterssohn den
Königssohn erlöst hat"; Liebe durch Bildnis; die
Erlösung der unsichtbaren Prinzessinnen gelingt erst dem
Pflegebruder des Prinzen. - Aus Schwaben: "Der
Drachentöter"; drei Brüder; Bär, Wolf, Löwe.
"Hans und die Königstochter"; der dritte Bruder
hat eine Tanzpfeife und erlegt drei Riesen, gewinnt die
Prinzessin durch das Wahrzeichen der ausgeschnittenen
Zungen. "Die zwei Brüder". - Aus Oldenburg: die
ausgesetzten Kinder eines Edelfräuleins und eines als
Putzmacherin verkleideten Schneiders.
Flämisch: kein Brüderpaar, der Held überwindet den
Drachen, weil er von den dankbaren Tieren die Fähigkeit
erhalten hat, die Gestalt eines Löwen, Adlers und einer
Ameise anzunehmen. - Dänisch:
"Forsterbrøderne"; Paul und Peter; erzählt die
Prinzessin, die dem falschen Ritter geschworen, keinem
lebenden Wesen den Hergang bei der Tötung des Unholds zu
offenbaren, dies dem Ofen; vgl. KHM 89 und 127. Bei
"Lavris og hans broder" nimmt der Held drei
einäugigen Frauen ihr Auge fort (Dieser Zug, erinnert
auffällig an die Perseussage bei Pherekydes und Apollodor
2, 4, 2, wo der Held den drei Gräen, die zusammen nur ein
Auge besitzen, dieses entreisst.) und erhält dafür ein
Zauberschwert, Mühle und Schiff. - Schwedisch: "Die
beiden Pflegebrüder"; Söhne von Prinzessin und
Dienerin, die Zauberäpfel oder -wasser genossen haben;
der Kampf des Drachentöters und seines Hundes und das
Lauschen des auf den Baum gekletterten Begleiters der
Prinzessin kommen ebd. in "Der Halbtroll oder die
drei Schwerter" vor. - Schottisch: "The
sea-maiden"; verbunden mit der Nixe im Teich, KHM
181.
Italienisch: "Die treuen Tiere"; Löwe, Bär
und Wolf begleiten den Drachentöter und erwecken ihn
durch ein Kraut, als ihn seine neidischen Schwestern bei
der Hochzeit mit der Prinzessin vergiftet haben. "La
nuvolaccia"; drei Brüder, dankbare Tiere, Leben der
Zauberin ausserhalb des Leibes. - Griechisch: "Die
Zwillingsbrüder"; eingeschaltet die drei Aufgaben
des Zauberers, die dessen Tochter lösen hilft. -
Rumänisch: "Der Morgenstern und der
Abendstern", "Fritz der Tapfere, ein Kind
geboren aus Blumen". Der Held zieht mit seinem
Stiefbruder aus, tötet seinen Stiefvater, den Drachen,
und erweckt seinen versteinerten Vater. - Slowenisch: der
ältere Bruder wird von der ihm verlobten Prinzessin dem
gefesselten Feind verraten und getötet, vom jüngeren
Bruder belebt, nimmt dem Feind das Zauberhemd ab und
straft die Verräterin, die sich in Pferd, Rose und Vogel
Phönix verwandelt. - Serbokroatisch: der Held im Fluss
mit Pferd und Hund vergoldet, im Feenschloss gefangen
gesetzt, vom jüngeren Bruder befreit. - Grossrussisch:
die Schwester der drei getöteten Drachen überlistet
beide Brüder. - Weissrussisch: Stutensohn und
Wölfinsohn; der Sohn eines Bären und einer von diesem
geraubten Frau und ein Bär wandern. Aus Smolensk: drei
Brüder; die Prinzessin soll zur Sühne für die Ermordung
der Jaga Baba dem Meerungeheuer geopfert werden. -
Zigeunerisch: "Die Zwillingsbrüder"; Feenmilch
statt Fisch, drei Aufgaben des Königs gelöst. - Indisch:
Kopf des von den Brüdern getöteten Kreuzschnabels macht
den Essenden zum König, die Leber verleiht Glück nach
zwölf Wanderjahren.
Die mannigfaltigen in diesem Märchen vereinigten Züge
erfordern eine gesonderte Betrachtung. Zunächst ist der
Glücksvogel schon früh im Orient nachzuweisen. In
Somadevas Kathâsaritsâgara erhält der Knabe Putraka von
Siva die Gabe, dass er jeden Morgen unter dem Kopf Gold
findet und einst König werden soll. Die Verheissung des
Königtums knüpft sich in Nachschabis Papageienbuch, an
den Genuss eines kostbare Edelsteine bringenden Vogels;
aber als die Frau des Besitzers den Vogel für ihren
habgierigen Buhlen brät, isst ihr Sohn den Vogelkopf,
ohne dessen Bedeutung zu ahnen, und wird bald darauf
König.
Zweitens die wunderbare Empfängnis durch den Genuss
eines Trunkes Wasser, einer Frucht oder eines Fisches. Zu
der ersten Weise sei nur an die Befruchtung der Danae
durch Regen im griechischen Mythus erinnert, sowie an den
Besuch bestimmter Quellen und Brunnen durch das
französische Volk. Zwei Gläser Regenwasser im
weissrussischen Märchen. Juno empfängt bei Ovid (Fasti
5, 255) den Mars durch Riechen an einer Blume. Im Roman de
saint Fanouel aus dem 12. Jahrhundert wird Abrahams
Tochter durch den blossen Geruch einer Frucht schwanger,
und als ihr Sohn sich später mit einem Messer verwundet,
mit dem er einen solchen Apfel geschnitten hat, ergeht es
ihm nicht anders. Häufiger aber ist die Schwangerschaft
durch den Genuss eines Fisches, bei Basile 1,9, wo das
Herz des Seedrachen gekocht wird und durch den blossen
Geruch auch die Magd und das Stubengerät fruchtbar macht.
Zumeist fordert der Fisch selber den Mann auf, ihn in vier
Stücke zu schneiden und diese seiner Frau, Stute und
Hündin zum Essen zu geben und eins im Garten zu
vergraben; darauf sprossen zwei Schwerter oder Bäume
empor, und von Frau, Stute und Hündin werden Zwillinge
geboren. Bei Jülg, Mongolische Märchen S. 73 essen
Königin und Magd von demselben Brei und gebären
gleichzeitig Söhne; bei Wlislocki, Volksdichtungen der
Zigeuner S. 316 trinken Frau, Stute, Hündin und
Gartenerde Milch einer Fee.
Drittens ist das Wahrzeichen bei der Trennung der
Brüder hervorzuheben, das in den Baum gestossene Messer,
das bei einem Unfall des Besitzers rostig wird. Es
begegnet ebenso z.B. in den neidischen Schwestern der 1001
Nacht und gehört zu den die Lebensgefahr des fernen
Besitzers ankündigenden Gegenständen. In den Goldkindern
(KHM 85) spriessen statt dessen zwei goldene Lilien auf,
deren Welken Krankheit der Brüder bedeutet. In einem
indischen Volkslied muss ein Mann kurz nach seiner Heirat
seine junge schöne Frau verlassen, er pflanzt eine Kewra
(Spicanar, Lavendel) in den Garten und heisst sie darauf
achten; solange sie grüne und blühe, gehe es ihm wohl,
welke sie aber und sterbe ab, so sei ihm ein Unglück
begegnet. Im Siddhi-Kür pflanzen sechs Gefährten, in
1001 Nacht Ali Djohari solch einen Lebensbaum, und nicht
bloss im 17. Jahrhundert, sondern auch im 19. brach man in
Deutschland und Frankreich öfter einen Stengel Telephium
oder Crassula ab und pflanzte ihn ein, um durch sein
Gedeihen ein Orakel über das Ergehen eines Abwesenden zu
erhalten. In Simrocks Märchen Nr. 63 machen die Brüder
Schnitte in den Baum, die sich blutrot färben, wenn sie
in Not sind; ebenso bei Gonzenbach Nr. 40. Olwier
hinterlässt seinem Gesellen Artus eine Flasche Wasser,
das sich trüben soll, wenn er in Gefahr gerät. Bei
Basile 1, Nr. 9 versiegt in solchem Fall ein Brunnen. Im
toskanischen Märchen und im schwedischen trübt sich eine
Quelle, oder die Milch im Krug wird rot, im russischen
wird das Blut im Glas dunkel. Anderwärts erfährt der
Bruder oder die Gattin durch ein blutendes Tuch oder
Bürste, einen sich trübenden Spiegel oder Ringstein,
einen pressenden Ring, einen zerspringenden Becher, einen
umstürzenden Speer, zerreissende Saiten einer Zither u.
ä. von der Gefahr des Helden. Auf ebenso
übernatürlicher Telegraphie wie diese Lebenszeichen
beruhen die Keuschheitszeichen der fernen Gattin.
Sehr verbreitet ist fünftens die Episode vom
Drachentöter, der mit seinen Hunden (Waldtieren) eine dem
Drachen preisgegebene Königstochter befreit und einen
falschen Diener, der ihn um seinen Lohn betrügen will,
durch die Vorzeigung der ausgeschnittenen Drachenzunge
entlarvt.
Häufig hat der Drachentöter eine treulose Schwester
(oder Mutter), die ihn auf Antreiben ihres Buhlen, eines
Räubers oder Drachen, zu verderben trachtet, aber seine
Hunde (Tiere) retten ihn.
Sechstens: die Haare der Hexe haben versteinernde oder
bindende Kraft.
Siebentens: das blosse Schwert, das der zweite Bruder
im Bett zwischen sich und seine Schwägerin legt, ist ein
uraltes Symbolum castitatis und spielt daher eine wichtige
Rolle in den Freundschaftssagen.
Über den Ursprung der ganzen Erzählung bemerken die
Brüder Grimm 1822: In diesem merkwürdigen Märchen sind
zwei verschiedene Richtungen anzudeuten. Erstlich bricht
darin die Sage von Sigurd durch. Schon das Aussetzen des
neugeborenen Kindes in das Wasser, womit die andern
Erzählungen einleiten stimmt mit der Überlieferung der
Wilkinasaga zusammen, wonach Siegfried von seiner Mutter
in ein Glaskästchen gelegt wurde, das in den Fluss rollte
und fortgetrieben wurde (vgl. das Märchen vom goldenen
Berg KHM 92). - Sodann enthält das Märchen auch die Sage
von den Blutsbrüdern. Beide Kinder sind zugleich und
wunderbar geboren. Das Wahrzeichen bei ihrer Trennung, das
in den Baum gestossene Messer entspricht den Goldbechern
des Amicus und Amelius. Ursprünglich vielleicht ist es
das Messer gewesen, womit die Adern geritzt wurden, um
Blutsbrüderschaft zu trinken; vgl. die Anmerkung zum
Märchen vom Lebenswasser (KHM 97). Der eine nimmt des
andern Stelle ein zu Hause und bei seiner Frau, doch
trennt er ihr Lager durch das Schwert.
Dagegen hat E. S. Hartland in einem dreibändigen
gelehrten Werk "The legend of Perseus"
(1894-1896) das Märchen auf die Perseussage
zurückzuführen gesucht, wie sie Ovid (Met. 4, 604-5,
241) am ausführlichsten erzählt.
Variantenverzeichnis
>> Märchen-Suchdienst
Die bezauberte Hirschkuh.
Basile/Italien 1,9
Die Goldkinder. Grimm/KHM 85
Der Kaufmann. Basile/Italien 1,7
Johannes-Wassersprung und Caspar-Wassersprung. Grimm/KHM
74 (1812)
Die zwei Brüder. Grimm/KHM 60
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