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Der Teufel und seine Grossmutter KHM 125 (1857)

Märchentyp AT: 812


Es war ein grosser Krieg, und der König hatte so viel Soldaten, gab ihnen aber wenig Sold, so dass sie nicht davon leben konnten. Da taten sich drei zusammen und wollten ausreissen. Einer sprach zum andern: "Wenn wir erwischt werden, so hängt man uns an den Galgenbaum: wie wollen wir’s machen?" Sprach der andere: "Seht dort das grosse Kornfeld, wenn wir uns da verstecken, so findet uns kein Mensch: das Heer darf nicht hinein und muss morgen weiterziehen." Sie krochen in das Korn, aber das Heer zog nicht weiter, sondern blieb rundherum liegen.

Sie sassen zwei Tage und zwei Nächte im Korn und hatten so grossen Hunger, dass sie beinah gestorben wären; gingen sie aber heraus, so war ihnen der Tod gewiss. Da sprachen sie: "Was hilft uns unser Ausreissen, wir müssen hier elendig sterben." Indem kam ein feuriger Drache durch die Luft geflogen, der senkte sich zu ihnen herab und fragte sie, warum sie sich da versteckt hätten. Sie antworteten: "Wir sind drei Soldaten, und sind ausgerissen, weil unser Sold gering war, nun müssen wir hier Hungers sterben, wenn wir liegen bleiben, oder wir müssen am Galgen baumeln, wenn wir herausgehen."

"Wollt ihr mir sieben Jahre dienen", sagte der Drache, "so will ich euch mitten durchs Heer führen, dass euch niemand erwischen soll." "Wir haben keine Wahl und müssen’s annehmen", antworteten sie. Da packte sie der Drache in seine Klauen, führte sie durch die Luft über das Heer hinweg und setzte sie weit davon wieder auf die Erde; der Drache war aber niemand als der Teufel. Er gab ihnen ein kleines Peitschchen und sprach: "Peitscht und knallt ihr damit, so wird so viel Geld vor euch herumspringen, als ihr verlangt: ihr könnt dann wie grosse Herren leben, Pferde halten und in Wagen fahren; nach Verlauf der sieben Jahre aber seid ihr mein eigen." Dann hielt er ihnen ein Buch vor, in das mussten sie sich alle drei unterschreiben. "Doch will ich euch", sprach er, "erst noch ein Rätsel aufgeben, könnt ihr das raten, sollt ihr frei sein und aus meiner Gewalt entlassen." Da flog der Drache von ihnen weg, und sie reisten fort mit ihren Peitschchen, hatten Geld die Fülle, liessen sich Herrenkleider machen und zogen in der Welt herum.

Wo sie waren, lebten sie in Freuden und Herrlichkeit, fuhren mit Pferden und Wagen, assen und tranken, taten aber nichts Böses. Die Zeit verstrich ihnen schnell, und als es mit den sieben Jahren zu Ende ging, ward zweien gewaltig angst und bang, der dritte aber nahm’s auf die leichte Schulter und sprach¨: "Brüder, fürchtet nichts, ich bin nicht auf den Kopf gefallen, ich errate das Rätsel." Sie gingen hinaus aufs Feld, sassen da, und die zwei machten betrübte Gesichter. Da kam eine alte Frau daher, die fragte, warum sie so traurig wären. "Ach, was liegt Euch daran, Ihr könnt uns doch nicht helfen." "Wer weiss", antwortete sie, "vertraut mir nur euren Kummer." Da erzählten sie ihr, sie wären des Teufels Diener gewesen, fast sieben Jahre lang, der hätte ihnen Geld wie Heu geschafft, sie hätten sich ihm aber verschrieben, und wären ihm verfallen, wenn sie nach den sieben Jahren nicht ein Rätsel auflösen könnten. Die Alte sprach: "Soll euch geholfen werden, so muss einer von euch in den Wald gehen, da wird er an eine eingestürzte Felsenwand kommen, die aussieht wie ein Häuschen, in das muss er eintreten, dann wird er Hilfe finden." Die zwei Traurigen dachten: "Das wird uns doch nicht retten", und blieben sitzen, der dritte aber, der Lustige, machte sich auf und ging so weit in den Wald, bis er die Felsenhütte fand.

In dem Häuschen aber sass eine steinalte Frau, die war des Teufels Grossmutter, und fragte ihn, woher er käme und was er hier wollte. Er erzählte ihr alles, was geschehen war, und weil er ihr wohl gefiel, hatte sie Erbarmen und sagte, sie wollte ihm helfen. Sie hob einen grossen Stein auf, der über einem Keller lag, und sagte: "Da verstecke dich, du kannst alles hören, was hier gesprochen wird, sitz nur still und rege dich nicht; wann der Drache kommt, will ich ihn wegen der Rätsel befragen: mir sagt er alles; und dann achte auf das, was er antwortet." Um zwölf Uhr nachts kam der Drache angeflogen und verlangte sein Essen. Die Grossmutter deckte den Tisch und trug Trank und Speise auf, dass er vergnügt war, und sie assen und tranken zusammen. Da fragte sie ihn im Gespräch, wies den Tag ergangen wäre, und wie viel Seelen er kriegt hätte. "Es wollte mir heute nicht recht glücken", antwortete er, "aber ich habe drei Soldaten gepackt, die sind mir sicher."

"Ja, drei Soldaten", sagte sie, "die haben etwas an sich, die können dir noch entkommen." Sprach der Teufel höhnisch: "Die sind mein, denen gebe ich noch ein Rätsel auf, das sie nimmermehr raten können." "Was ist das für ein Rätsel?" fragte sie. "Das will ich dir sagen: in der grossen Nordsee liegt eine tote Meerkatze, das soll ihr Braten sein; und von einem Walfisch die Rippe, das soll ihr silberner Löffel sein; und ein alter hohler Pferdefuss, das soll ihr Weinglas sein." Als der Teufel zu Bett gegangen war, hob die alte Grossmutter den Stein auf und liess den Soldaten heraus. "Hast du auch alles wohl in acht genommen?"

"Ja", sprach er, "ich weiss genug und will mir schon helfen." Darauf musste er auf einem andern Weg durchs Fenster heimlich und in aller Eile zu seinen Gesellen zurückgehen. Er erzählte ihnen, wie der Teufel von der alten Grossmutter wäre überlistet worden, und wie er die Auflösung des Rätsels von ihm vernommen hätte. Da waren sie alle fröhlich und guter Dinge, nahmen die Peitsche und schlugen sich so viel Geld, dass es auf der Erde herumsprang.

Als die sieben Jahre völlig herum waren, kam der Teufel mit dem Buche, zeigte die Unterschriften und sprach: "Ich will euch mit in die Hölle nehmen, da sollt ihr eine Mahlzeit haben; könnt ihr mir raten, was für ein Braten werdet zu essen kriegen, so sollt ihr frei und los sein und dürft auch das Peitschchen behalten." Da fing der erste Soldat an: "In der grossen Nordsee liegt eine tote Meerkatze, das wird wohl der Braten sein." Der Teufel ärgerte sich, machte "Hm! hm! hm!" und fragte den zweiten: "Was soll aber euer Löffel sein?"

"Von einem Walfisch die Rippe, das soll unser silberner Löffel sein." Der Teufel schnitt ein Gesicht, knurrte wieder dreimal "Hm! hm! hm! " und sprach zum dritten: "Wisst ihr auch, was euer Weinglas sein soll?"

"Ein alter Pferdefuss, das soll unser Weinglas sein." Da flog der Teufel mit einem lauten Schrei fort und hatte keine Gewalt mehr über sie; aber die drei behielten das Peitschchen, schlugen Geld hervor, soviel sie wollten, und lebten vergnügt bis an ihr Ende.


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