Der Dreschflegel vom Himmel KHM 112 (1857)
Märchentyp AT: 852
Es zog einmal ein Bauer mit einem Paar Ochsen zum Pflügen aus. Als er auf den Acker
kam, da fingen den beiden Tieren die Hörner an zu wachsen, wuchsen fort, und als er nach
Haus wollte, waren sie so gross, dass er nicht mit zum Tor hinein konnte. Zu gutem Glück
kam gerade ein Metzger daher, dem überliess er sie, und schlossen sie den Handel
dergestalt, dass er sollte dem Metzger ein Mass Rübsamen bringen, der wollt ihm dann für
jedes Korn einen Brabanter Taler aufzählen. Das heiss ich gut verkauft!
Der Bauer ging nun heim, und trug das Mass Rübsamen auf dem Rücken herbei; unterwegs
verlor er aber aus dem Sack ein Körnchen. Der Metzger bezahlte ihn, wie gehandelt war,
richtig aus; hätte der Bauer das Korn nicht verloren, so hätte er einen Brabanter Taler
mehr gehabt. Indessen, wie er wieder des Wegs zurückkam, war aus dem Korn ein Baum
gewachsen, der reichte bis an den Himmel. Da dachte der Bauer: "Weil die Gelegenheit
da ist, musst du doch sehen, was die Engel da droben machen, und ihnen einmal unter die
Augen gucken."
Also stieg er hinauf und sah, dass die Engel oben Hafer droschen, und schaute das mit
an; wie er so schaute, merkte er, dass der Baum, worauf er stand, anfing zu wackeln,
guckte hinunter und sah, dass ihn eben einer umhauen wollte. "Wenn du da
herabstürztest, das wär ein böses Ding", dachte er, und in der Not wusst er sich
nicht besser zu helfen, als dass er die Spreu vom Hafer nahm, die haufenweis da lag, und
daraus einen Strick drehte; auch griff er nach einer Hacke und einem Dreschflegel, die da
herum im Himmel lagen, und liess sich an dem Seil herunter. Er kam aber unten auf der Erde
gerade in ein tiefes, tiefes Loch, und da war es ein rechtes Glück, dass er die Hacke
hatte, denn er hackte sich damit eine Treppe, stieg in die Höhe und brachte den
Dreschflegel zum Wahrzeichen mit, so dass niemand an seiner Erzählung mehr zweifeln
konnte.
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