Der süsse Brei KHM 103 (1857)
Märchentyp AT: 565
Es war einmal ein armes frommes Mädchen, das lebte mit seiner Mutter allein, und sie
hatten nichts mehr zu essen. Da ging das Kind hinaus in den Wald, und begegnete ihm da
eine alte Frau, die wusste seinen Jammer schon und schenkte ihm ein Töpfchen, zu dem
sollt es sagen: "Töpfchen, koche", so kochte es guten süssen Hirsenbrei, und
wenn es sagte: "Töpfchen, steh", so hörte es wieder auf zu kochen.
Das Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim, und nun waren sie ihrer Armut und
ihres Hungers ledig und assen süssen Brei, sooft sie wollten. Auf eine Zeit war das
Mädchen ausgegangen, da sprach die Mutter: "Töpfchen, koche", da kocht es, und
sie isst sich satt; nun will sie, dass das Töpfchen wieder aufhören soll, aber sie weiss
das Wort nicht. Also kocht es fort, und der Brei steigt über den Rand hinaus und kocht
immerzu, die Küche und das ganze Haus voll, und das zweite Haus und dann die Strasse, als
wollts die ganze Welt satt machen, und ist die grösste Not, und kein Mensch weiss sich da
zu helfen. Endlich, wie nur noch ein einziges Haus übrig ist, da kommt das Kind heim, und
spricht nur: "Töpfchen, steh", da steht es und hört auf zu kochen; und wer
wieder in die Stadt wollte, der musste sich durchessen.
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