Schneewittchen KHM 53 (1857)
Märchentyp AT: 709
Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel
herab, da sass eine Königin an einem Fenster, das einen Rahmen von schwarzem Ebenholz
hatte, und nähte. Und wie sie so nähte und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich
mit der Nadel in den Finger, und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee. Und weil das
Rote im weissen Schnee so schön aussah, dachte sie bei sich: "Hätt ich ein Kind so
weiss wie Schnee, so rot wie Blut, und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen." Bald
darauf bekam sie ein Töchterlein, das war so weiss wie Schnee, so rot wie Blut, und so
schwarzhaarig wie Ebenholz, und ward darum das Sneewittchen (Schneeweisschen) genannt. Und
wie das Kind geboren war, starb die Königin.
Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Gemahlin. Es war eine schöne Frau,
aber sie war stolz und übermütig, und konnte nicht leiden, dass sie an Schönheit von
jemand sollte übertroffen werden. Sie hatte einen wunderbaren Spiegel, wenn sie vor den
trat und sich darin beschaute, sprach sie:
"Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?" So
antwortete der Spiegel: "Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land." Da war
sie zufrieden, denn sie wusste, dass der Spiegel die Wahrheit sagte. Sneewittchen aber
wuchs heran und wurde immer schöner, und als es sieben Jahre alt war, war es so schön
wie der klare Tag, und schöner als die Königin selbst. Als diese einmal ihren Spiegel
fragte: "Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen
Land?" so antwortete er: "Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, Aber
Sneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr." Da erschrak die Königin und
ward gelb und grün vor Neid. Von Stund an, wenn sie Sneewittchen erblickte, kehrte sich
ihr Herz im Leibe herum, so hasste sie das Mädchen. Und der Neid und Hochmut wuchsen wie
ein Unkraut in ihrem Herzen immer höher, dass sie Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte. Da
rief sie einen Jäger und sprach: "Bring das Kind hinaus in den Wald, ich wills nicht
mehr vor meinen Augen sehen. Du sollst es töten und mir Lunge und Leber zum Wahrzeichen
mitbringen."
Der Jäger gehorchte und führte es hinaus, und als er den Hirschfänger gezogen hatte
und Sneewittchens unschuldiges Herz durchbohren wollte, fing es an zu weinen und sprach:
"Ach, lieber Jäger, lass mir mein Leben; ich will in den wilden Wald laufen und
nimmermehr wieder heim kommen." Und weil es so schön war, hatte der Jäger Mitleid
und sprach "so lauf hin, du armes Kind." "Die wilden Tiere werden dich bald
gefressen haben", dachte er, und doch wars ihm, als wär ein Stein von seinem Herzen
gewälzt, weil er es nicht zu töten brauchte. Und als gerade ein junger Frischling
dahergesprungen kam, stach er ihn ab, nahm Lunge und Leber heraus, und brachte sie als
Wahrzeichen der Königin mit. Der Koch musste sie in Salz kochen, und das boshafte Weib
ass sie auf und meinte, sie hätte Sneewittchens Lunge und Leber gegessen.
Nun war das arme Kind in dem grossen Wald mutterselig allein, und ward ihm so angst,
dass es alle Blätter an den Bäumen ansah und nicht wusste, wie es sich helfen sollte. Da
fing es an zu laufen und lief über die spitzen Steine und durch die Dornen, und die
wilden Tiere sprangen an ihm vorbei, aber sie taten ihm nichts. Es lief, solange nur die
Füsse noch fort konnten, bis es bald Abend werden wollte, da sah es ein kleines Häuschen
und ging hinein, sich zu ruhen. In dem Häuschen war alles klein, aber so zierlich und
reinlich, dass es nicht zu sagen ist. Da stand ein weissgedecktes Tischlein mit sieben
kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, ferner sieben Messerlein und
Gäblein, und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein nebeneinander
aufgestellt und schneeweisse Laken darübergedeckt.
Sneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, ass von jedem Tellerlein ein wenig
Gemüs und Brot, und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht
einem allein alles wegnehmen. Hernach, weil es so müde war, legte es sich in ein
Bettchen, aber keins passte; das eine war zu lang, das andere zu kurz, bis endlich das
siebente recht war: und darin blieb es liegen, befahl sich Gott und schlief ein.
Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren von dem Häuslein, das waren die
sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie zündeten ihre sieben
Lichtlein an, und wie es nun hell im Häuslein ward, sahen sie, dass jemand darin gewesen
war, denn es stand nicht alles so in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten.
Der erste sprach: "Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?" Der zweite:
"Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?" Der dritte: "Wer hat von meinem
Brötchen genommen?" Der vierte: "Wer hat von meinem Gemüschen gegessen?"
Der fünfte: "Wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen?" Der sechste: "Wer
hat mit meinem Messerchen geschnitten?" Der siebente: "Wer hat aus meinem
Becherlein getrunken?"
Dann sah sich der erste um und sah, dass auf seinem Bett eine kleine Delle war, da
sprach er: "Wer hat in mein Bettchen getreten?" Die andern kamen gelaufen und
riefen: "In meinem hat auch jemand gelegen." Der siebente aber, als er in sein
Bett sah, erblickte Sneewittchen, das lag darin und schlief. Nun rief er die andern, die
kamen herbeigelaufen, und schrien vor Verwunderung, holten ihre sieben Lichtlein und
beleuchteten Sneewittchen. "Ei, du mein Gott! Ei, du mein Gott!" riefen sie.
"Was ist das Kind so schön!" Und hatten so grosse Freude, dass sie es nicht
aufweckten, sondern im Bettlein fortschlafen liessen. Der siebente Zwerg aber schlief bei
seinen Gesellen, bei jedem eine Stunde, da war die Nacht herum.
Als es Morgen war, erwachte Sneewittchen, und wie es die sieben Zwerge sah, erschrak
es. Sie waren aber freundlich und fragten: "Wie heisst du?" "Ich heisse
Sneewittchen", antwortete es. "Wie bist du in unser Haus gekommen?"
sprachen weiter die Zwerge. Da erzählte es ihnen, dass seine Stiefmutter es hätte wollen
umbringen lassen, der Jäger hätte ihm aber das Leben geschenkt, und da wär es gelaufen
den ganzen Tag, bis es endlich ihr Häuslein gefunden hätte. Die Zwerge sprachen:
"Willst du unsern Haushalt versehen, kochen, betten, waschen, nähen und stricken,
und willst du alles ordentlich und reinlich halten, so kannst du bei uns bleiben, und es
soll dir an nichts fehlen." "Ja", sagte Sneewittchen, "von Herzen
gern", und blieb bei ihnen. Es hielt ihnen das Haus in Ordnung; morgens gingen sie in
die Berge und suchten Erz und Gold, abends kamen sie wieder, und da musste ihr Essen
bereit sein. Den Tag über war das Mädchen allein, da warnten es die guten Zwerglein und
sprachen "hüte dich vor deiner Stiefmutter, die wird bald wissen, dass du hier bist;
lass ja niemand herein."
Die Königin aber, nachdem sie Sneewittchens Lunge und Leber glaubte gegessen zu haben,
dachte nicht anders, als sie wäre wieder die erste und Allerschönste, trat vor ihren
Spiegel und sprach: "Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im
ganzen Land?" Da antwortete der Spiegel: "Frau Königin, Ihr seid die Schönste
hier, Aber Sneewittchen über den Bergen, Bei den sieben Zwergen, Ist noch tausendmal
schöner als Ihr."
Da erschrak sie, denn sie wusste, dass der Spiegel keine Unwahrheit sprach, und merkte,
dass der Jäger sie betrogen hatte und Sneewittchen noch am Leben war. Und da sann und
sann sie aufs neue, wie sie es umbringen wollte; denn solange sie nicht die Schönste war
im ganzen Land, liess ihr der Neid keine Ruhe. Und als sie sich endlich etwas ausgedacht
hatte, färbte sie sich das Gesicht, und kleidete sich wie eine alte Krämerin, und war
ganz unkenntlich. In dieser Gestalt ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen,
klopfte an die Türe und rief: "Schöne Ware feil! feil!" Sneewittchen guckte
zum Fenster heraus und rief: "Guten Tag, liebe Frau, was habt Ihr zu verkaufen?"
"Gute Ware, schöne Ware", antwortete sie, "Schnürriemen von allen
Farben", und holte einen hervor, der aus bunter Seide geflochten war. "Die
ehrliche Frau kann ich hereinlassen", dachte Sneewittchen, riegelte die Türe auf und
kaufte sich den hübschen Schnürriemen. "Kind", sprach die Alte, "wie du
aussiehst! Komm, ich will dich einmal ordentlich schnüren." Sneewittchen hatte kein
Arg, stellte sich vor sie, und liess sich mit dem neuen Schnürriemen schnüren; aber die
Alte schnürte geschwind und schnürte so fest, dass dem Sneewittchen der Atem verging,
und es für tot hinfiel. "Nun bist du die Schönste gewesen", sprach sie und
eilte hinaus.
Nicht lange darauf, zur Abendzeit, kamen die sieben Zwerge nach Haus, aber wie
erschraken sie, als sie ihr liebes Sneewittchen auf der Erde liegen sahen; und es regte
und bewegte sich nicht, als wäre es tot. Sie hoben es in die Höhe, und weil sie sahen,
dass es zu fest geschnürt war, schnitten sie den Schnürriemen entzwei: da fing es an ein
wenig zu atmen, und ward nach und nach wieder lebendig. Als die Zwerge hörten, was
geschehen war, sprachen sie "die alte Krämerfrau war niemand als die gottlose
Königin: hüte dich und lass keinen Menschen herein, wenn wir nicht bei dir sind."
Das böse Weib aber, als es nach Haus gekommen war, ging vor den Spiegel und fragte:
"Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?" Da
antwortete er wie sonst: "Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber
Sneewittchen über den Bergen, bei den sieben Zwergen, ist noch tausendmal schöner als
Ihr." Als sie das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen, so erschrak sie, denn sie
sah wohl, dass Sneewittchen wieder lebendig geworden war. "Nun aber", sprach
sie, "will ich etwas aussinnen, das dich zugrunde richten soll", und mit
Hexenkünsten, die sie verstand, machte sie einen giftigen Kamm. Dann verkleidete sie sich
und nahm die Gestalt eines andern alten Weibes an. So ging sie hin über die sieben Berge
zu den sieben Zwergen, klopfte an die Türe und rief "gute Ware feil! feil!"
Sneewittchen schaute heraus und sprach: "Geht nur weiter, ich darf niemand
hereinlassen." "Das Ansehen wird dir doch erlaubt sein", sprach die Alte,
zog den giftigen Kamm heraus und hielt ihn in die Höhe. Da gefiel er dem Kinde so gut,
dass es sich betören liess und die Tür öffnete. Als sie des Kaufs einig waren, sprach
die Alte: "Nun will ich dich einmal ordentlich kämmen." Das arme Sneewittchen
dachte an nichts, und liess die Alte gewähren, aber kaum hatte sie den Kamm in die Haare
gesteckt, als das Gift darin wirkte, und das Mädchen ohne Besinnung niederfiel.
"Du Ausbund von Schönheit", sprach das boshafte Weib, "jetzt ists
um dich geschehen", und ging fort. Zum Glück aber war es bald Abend, wo die sieben
Zwerglein nach Haus kamen. Als sie Sneewittchen wie tot auf der Erde liegen sahen, hatten
sie gleich die Stiefmutter in Verdacht, suchten nach, und fanden den giftigen Kamm, und
kaum hatten sie ihn herausgezogen, so kam Sneewittchen wieder zu sich und erzählte, was
vorgegangen war. Da warnten sie es noch einmal, auf seiner Hut zu sein und niemand die
Türe zu öffnen.
Die Königin stellte sich daheim vor den Spiegel und sprach: "Spieglein, Spieglein
an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?" Da antwortete er wie vorher:
"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, Aber Sneewittchen über den Bergen, Bei
den sieben Zwergen, Ist noch tausendmal schöner als Ihr." Als sie den Spiegel so
reden hörte, zitterte und bebte sie vor Zorn. "Sneewittchen soll sterben", rief
sie, "und wenn es mein eignes Leben kostet." Darauf ging sie in eine ganz
verborgene einsame Kammer, wo niemand hinkam, und machte da einen giftigen giftigen Apfel.
Äusserlich sah er schön aus, weiss mit roten Backen, dass jeder, der ihn erblickte, Lust
danach bekam, aber wer ein Stückchen davon ass, der musste sterben. Als der Apfel fertig
war, färbte sie sich das Gesicht und verkleidete sich in eine Bauersfrau, und so ging sie
über die sieben Berge zu den sieben Zwergen.
Sie klopfte an, Sneewittchen streckte den Kopf zum Fenster heraus und sprach "ich
darf keinen Menschen einlassen, die sieben Zwerge haben mirs verboten." "Mir
auch recht", antwortete die Bäuerin, "meine Äpfel will ich schon los werden.
Da, einen will ich dir schenken." "Nein", sprach Sneewittchen, "ich
darf nichts annehmen." "Fürchtest du dich vor Gift?" sprach die Alte.
Siehst du, da schneide ich den Apfel in zwei Teile; den roten iss du, den weissen will ich
essen." Der Apfel war aber so künstlich gemacht, dass der rote Backen allein
vergiftet war. Sneewittchen lusterte den schönen Apfel an, und als es sah, dass die
Bäuerin davon ass, so konnte es nicht länger widerstehen, streckte die Hand hinaus und
nahm die giftige Hälfte. Kaum aber hatte es einen Bissen davon im Mund, so fiel es tot
zur Erde nieder.
Da betrachte es die Königin mit grausigen Blicken und lachte überlaut und sprach:
"Weiss wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz! Diesmal können dich die
Zwerge nicht wieder erwecken." Und als sie daheim den Spiegel befragte:
"Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?" so
antwortete er endlich: "Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land." Da hatte
ihr neidisches Herz Ruhe, so gut ein neidisches Herz Ruhe haben kann.
Die Zwerglein, wie sie abends nach Haus kamen, fanden Sneewittchen auf der Erde liegen,
und es ging kein Atem mehr aus seinem Mund, und es war tot. Sie hoben es auf, suchten, ob
sie was Giftiges fänden, schnürten es auf, kämmten ihm die Haare, wuschen es mit Wasser
und Wein, aber es half alles nichts; das liebe Kind war tot und blieb tot. Sie legten es
auf eine Bahre und setzten sich alle siebene daran und beweinten es, und weinten drei Tage
lang. Da wollten sie es begraben, aber es sah noch so frisch aus wie ein lebender Mensch,
und hatte noch seine schönen roten Backen. Sie sprachen: "Das können wir nicht in
die schwarze Erde versenken", und liessen einen durchsichtigen Sarg aus Glas machen,
dass man es von allen Seiten sehen konnte, legten es hinein, und schrieben mit goldenen
Buchstaben seinen Namen darauf, und dass es eine Königstochter wäre. Dann setzten sie
den Sarg hinaus auf den Berg, und einer von ihnen blieb immer dabei und bewachte ihn. Und
die Tiere kamen auch und beweinten Sneewittchen, erst eine Eule, dann ein Rabe, zuletzt
ein Täubchen. Nun lag Sneewittchen lange, lange Zeit in dem Sarg und verweste nicht,
sondern sah aus, als wenn es schliefe, denn es war noch so weiss wie Schnee, so rot als
Blut, und so schwarzhaarig wie Ebenholz.
Es geschah aber, dass ein Königssohn in den Wald geriet und zu dem Zwergenhaus kam, da
zu übernachten. Er sah auf dem Berg den Sarg und das schöne Sneewittchen darin, und las,
was mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben war. Da sprach er zu den Zwergen:
"Lasst mir den Sarg, ich will euch geben, was ihr dafür haben wollt." Aber die
Zwerge antworteten: "Wir geben ihn nicht um alles Gold in der Welt." Da sprach
er: "So schenkt mir ihn, denn ich kann nicht leben, ohne Sneewittchen zu sehen, ich
will es ehren und hochachten wie mein Liebstes." Wie er so sprach, empfanden die
guten Zwerglein Mitleiden mit ihm und gaben ihm den Sarg. Der Königssohn liess ihn nun
von seinen Dienern auf den Schultern forttragen. Da geschah es, dass sie über einen
Strauch stolperten, und von dem Schüttern fuhr der giftige Apfelgrütz, den Sneewittchen
abgebissen hatte, aus dem Hals. Und nicht lange, so öffnete es die Augen, hob den Deckel
vom Sarg in die Höhe, und richtete sich auf, und war wieder lebendig. "Ach Gott, wo
bin ich?" rief es.
Der Königssohn sagte voll Freude: "Du bist bei mir", und erzählte, was sich
zugetragen hatte, und sprach: "Ich habe dich lieber als alles auf der Welt; komm mit
mir in meines Vaters Schloss, du sollst meine Gemahlin werden." Da war ihm
Sneewittchen gut und ging mit ihm, und ihre Hochzeit ward mit grosser Pracht und
Herrlichkeit angeordnet. Zu dem Fest wurde aber auch Sneewittchens gottlose Stiefmutter
eingeladen. Wie sie sich nun mit schönen Kleidern angetan hatte, trat sie vor den Spiegel
und sprach: "Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen
Land?" Der Spiegel antwortete: "Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, Aber
die junge Königin ist tausendmal schöner als Ihr."
Da stiess das böse Weib einen Fluch aus, und ward ihr so angst, so angst, dass sie
sich nicht zu lassen wusste. Sie wollte zuerst gar nicht auf die Hochzeit kommen: doch
liess es ihr keine Ruhe, sie musste fort und die junge Königin sehen. Und wie sie
hineintrat, erkannte sie Sneewittchen, und vor Angst und Schrecken stand sie da und konnte
sich nicht regen. Aber es waren schon eiserne Pantoffeln über Kohlenfeuer gestellt und
wurden mit Zangen hereingetragen und vor sie hingestellt. Da musste sie in die
rotglühenden Schuhe treten und so lange tanzen, bis sie tot zur Erde fiel.
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