Frau Trude KHM 43 (1857)
Märchentyp AT: 334
Es war einmal ein kleines Mädchen, das war eigensinnig und vorwitzig, und wenn ihm
seine Eltern etwas sagten, so gehorchte es nicht; wie konnte es dem gut gehen? Eines Tages
sagte es zu seinen Eltern: "Ich habe so viel von der Frau Trude gehört, ich will
einmal zu ihr hingehen: die Leute sagen, es sehe so wunderlich bei ihr aus, und erzählen,
es seien so seltsame Dinge in ihrem Hause, da bin ich ganz neugierig geworden." Die
Eltern verboten es ihr streng und sagten: "Die Frau Trude ist eine böse Frau, die
gottlose Dinge treibt, und wenn du zu ihr hingehst, so bist du unser Kind nicht
mehr." Aber das Mädchen kehrte sich nicht an das Verbot seiner Eltern und ging doch
zu der Frau Trude. Und als es zu ihr kam, fragte die Frau Trude: "Warum bist du so
bleich?"
"Ach", antwortete es und zitterte am Leibe, "ich habe mich so
erschrocken über das, was ich gesehen habe." "Was hast du gesehen?"
"Ich sah auf Eurer Stiege einen schwarzen Mann." "Das war ein
Köhler." "Dann sah ich einen grünen Mann." "Das war ein
Jäger." "Danach sah ich einen blutroten Mann." "Das war ein
Metzger." "Ach, Frau Trude, mir grauste, ich sah durchs Fenster und sah Euch
nicht, wohl aber den Teufel mit feurigem Kopf."
"Oho", sagte sie, "so hast du die Hexe in ihrem rechten Schmuck gesehen
ich habe schon lange auf dich gewartet und nach dir verlangt du sollst mir leuchten."
Da verwandelte sie das Mädchen in einen Holzblock und warf ihn ins Feuer. Und als er in
voller Glut war, setzte sie sich daneben, wärmte sich daran und sprach: "Das
leuchtet einmal hell!"
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